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Nachruf auf Werner Friedrich Nachruf auf Werner Friedrich: Der gute Geist des Köthener Theaters

Von Hartmut Schmiegel 29.06.2016, 08:32
Werner Friedrich (rechts) während einer Führung durch das Theater in Köthen. Das Gebäude am Markt (kleines Bild) wurde 2010 abgerissen.
Werner Friedrich (rechts) während einer Führung durch das Theater in Köthen. Das Gebäude am Markt (kleines Bild) wurde 2010 abgerissen. Archiv

Köthen - Ganz leise ging er, wer hat es gemerkt? Hat man ihn vergessen? Werner Friedrich war von 1975 bis 1998 Leiter des Kreiskulturhauses Köthen und nach der Wende des Theaters Köthen, Bürgerhaus am Markt.

Nach einer Lehre als Gärtner, einer Ausbildung zum Chorsänger am Theater Köthen, einem Engagement mit seiner Frau Eleonore Friedrich-Koch (Solo-Sängerin) am Meininger Theater, einer in der DDR und heute noch bedeutenden Theaterbühne, und seiner Rückkehr nach Köthen übernahm er 1975 die Leitung des damaligen Kreiskulturhauses Köthen.

Die verkrustete Atmosphäre aufbrechen

Werner Friedrich verstand es die dort vorherrschende verkrustete Atmosphäre aufzubrechen und gestaltete die Einrichtung zu einem bürgeroffenen Haus um.

Mit Angeboten für Kulturgruppen, mit Werkstatträumen, Klubräumen und neuen Veranstaltungen, bunten Programmen, vom Schlager über Volksmusik, Kabarett, Jugendkonzerten bis hin zu klassischen Konzerten im Theater- und Spiegelsaal. Bis heute legendär sind die Köthener Konzerte der Puhdys und der Gruppe Karat.

Umfangreiches kulturelles Angebot

Werner Friedrich bemühte sich mit Erfolg in regelmäßigen Abständen Aufführungen mit den Theatern aus Wittenberg, Bernburg, Eisleben und Halle für die Köthener anzubieten.

Mit Operette, Schauspiel und Sinfoniekonzerten der Halleschen Philharmonie gab es ein umfangreiches kulturelles Angebot. Auch Kinder und Jugendliche kamen nicht zu kurz. So bestand ein Kinder- und Jugend-Theateranrecht mit 5.000 Teilnehmern aus dem gesamten Kreisgebiet.

Sonderzüge für Theaterbesuche

In einer Zeit, in der es schwierig war, Busse für Sonderfahrten zu organisieren, war das für die Absicherung der Theaterbesuche eine logistische Meisterleistung, die Werner Friedrich bewältigte.

Immer beliebter wurden auch die vom Kreiskulturhaus organisierten Veranstaltungen in den Ferien für die Kinder. Während das Kreiskulturhaus rekonstruiert wurde, organisierte Friedrich sogar Sonderzüge für Theaterbesuche in Bernburg.

Seine Devise war: „Wir müssen für unser Publikum etwas tun, das Haus ist immer für die Köthener da.“ Legendär waren die ersten Flohmärkte auf dem Theaterhof. Zu DDR-Zeiten gehörte schon Mut dazu so etwas durchzuführen.

Mit der Wende entstand eine neue Situation: Wie geht es weiter?

Kultur für Köthen erhalten

Werner Friedrich setzte alles daran diese kulturelle Einrichtung für die Köthener Bevölkerung zu erhalten.

Mit viel Engagement und Ideen führte Friedrich das damalige Kreiskulturhaus erfolgreich in eine neue Zeit, zum Bürgerhaus am Markt, welches durch den Umbau des Theatersaals zu einem Mehrzwecksaal noch vielfältiger genutzt werden konnte und vor allem dank seines stetigen Einsatzes auch weiterhin mit Leben erfüllt war.

Er fand immer einen Weg

Für Werner Friedrich war es oft nicht einfach seine Ideen und Konzepte zu verwirklichen. Er stieß auch auf Widerstände und erlitt Rückschläge. Zu manchen Zeiten meinten zu viele im Bereich Kultur mitreden und mitbestimmen zu wollen oder zu können. Doch er fand immer einen Weg den Köthenern ein gutes kulturelles Angebot zu bieten.

Werner Friedrich wurde in Köthen geboren, er lebte in Köthen und sein Herz schlug für seine Stadt und insbesondere für die Kultur. Er hat das frühere Kreiskulturhaus mit einem neuen Profil ausgestattet und es über die Wende den neuen Zeiten entsprechend bis zu seinem Ruhestand 1998 mit großen Engagement geführt.

Werner Friedrich ist am 26. Mai verstorben. Bestimmt hätte er sich nach seinem langjährigen verdienstvollen Wirken für das kulturelle Leben gefreut, wenn er nach der Aufgabe des Bürgerhauses am Markt und dessen Abriss einmal in das neue Kulturzentrum eingeladen worden wäre. (mz)

Das Theater in Köthen stand am Markt und wurde 2010 abgerissen.
Das Theater in Köthen stand am Markt und wurde 2010 abgerissen.
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