Nach jahrelangem Schattendasein Nach jahrelangem Schattendasein: Block in Köthener Kolpingstraße wird für Zukunft fit gemacht

Köthen - Hinsichtlich medialer Aufmerksamkeit hat die Kolpingstraße in der Rüsternbreite jahrelang ein Schattendasein geführt - das Interesse für den simplen Wohnblock aus DDR-Zeiten, der sich im Eigentum der Wohnungsgesellschaft Köthen (WGK) befindet, flammte nur bei Feuerwehreinsätzen und ähnlichem auf. Bis zum einen die - zu diesem Zeitpunkt schon geräumte - Kolpingstraße 19 als Ausweichquartier für die Familie Ritter festgelegt wurde und man zum anderen in diesem Zusammenhang erfuhr, dass die Wohnungsgesellschaft mit der Platte Besonderes vorhat.
Besonderes, das sich inzwischen schon sehr deutlich abzeichnet: An dem Block wird seit einigen Tagen intensiv gearbeitet - zunächst einmal innen. „Demnächst fangen wir auch mit den Außenarbeiten an“, sagt WGK-Geschäftsführer David Rieck. „Wir wollten der Regenbogenschule den Krach beim Unterricht ersparen.“
Block in der Kolpingstraße wird nicht vollständig entfernt, sondern um zwei Etagen „gekürzt“
Und Krach macht es nun einmal, wenn die Abrissbirne kommt. Der Unterschied zu früheren Abrissen, die das einstige, zu DDR-Zeiten für rund 15.000 Bewohner geplante Neubaugebiet in den zurückliegenden Jahren erheblich ausgedünnt haben, wird der Block - einer der wenigen noch existierenden in der Halleschen Monolith Bauweise HMB - dieses Mal nicht komplett dem Erdboden gleichgemacht.
„Wir schlagen eine neue Strategie ein“, sagt Rieck. „Es geht nicht um den Rückbau der Blöcke, sondern um deren Anpassung an die Gegebenheiten, die sich nicht zuletzt aus dem demographischen Wandel ergeben.“ Daher wird der Block in der Kolpingstraße nicht vollständig entfernt, sondern nur um zwei Etagen „gekürzt“.
„Die Erfahrungen haben gezeigt, dass Wohnungen in der Größe von 60, 70 Quadratmetern gefordert sind“
Bislang gab es hier 56 Ein- bis Drei-Raum-Wohnungen, künftig werden es 24 Zwei- bis Drei-Raum-Wohnungen sein. „Die Erfahrungen haben gezeigt, dass Wohnungen in der Größe von 60, 70 Quadratmetern gefordert sind“, so der WGK-Chef. Was zur Folge hat, dass der Block nicht nur flacher wird, sondern auch dass man den Zuschnitt mancher Wohnungen ändern muss.
Außerdem ist vorgesehen, die Wohnungen im Erdgeschoss barrierefrei zu gestalten und über eine Rampe erreichbar zu machen. Die Wohnungen im ersten und zweiten Obergeschoss erhalten das Prädikat „barrierearm“, weil sie schwellenlos hergerichtet werden. Betreut wird die Umgestaltung durch das Köthener Ingenieurbüro Thürmer, den Abriss erledigt die Firma Messerschmidt.
„Stand heute wollen wir mit der Umgestaltung des Blocks Ende 2020 fertig sein“, erläutert David Rieck, der zur Größe der Investition nichts sagen möchte. Da man sich an solchem Projekt noch nicht versucht habe, sei es zu früh, über Kosten zu reden: „Ziel ist es aber, unabhängig davon, in der Kolpingstraße bezahlbaren Wohnraum anzubieten.“
Fernwärme statt Nachtspeicheröfen in der Adolf-Kolping-Straße
Neu in der Kolpingstraße ist jedoch nicht nur der Ansatz beim Umgang mit dem Plattenbau, auch hinsichtlich der Versorgung mit Wärme und Strom beschreitet die WGK gemeinsam mit der Köthen Energie (KE) mit Blick auf das im Januar in Kraft getretene Energiesammelgesetz andere Wege. „Köthen Energie baut ihr Fernwärme-Netz in der Rüsternbreite aus“, sagt KE-Geschäftsführer Falk Hawig, „und der Block in der Adolf-Kolping-Straße wird als erster angeschlossen.“
Der Einsatz der Fernwärme zur Beheizung der Wohnungen, in denen bislang Nachtspeicheröfen installiert waren, erleichtere dem Bauherren die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben, die im Energiesammelgesetz verankert sind. Und sorgt dafür, dass keine zusätzlichen Investitionen in regenerative Energie notwendig werden, was gleichzeitig dämpfende Auswirkungen auf die Höhe der Miete hat.
Köthen Energie wird Heißwasser, Fernwärme und Strom für den Block produzieren
Die Investition der KE in das Netz liegt bei etwa einer Million Euro. Dafür wird u.a. eine rund 200 Meter lange neue Fernwärmeleitung von der Lelitzer Straße zum Kolping-Block gebaut.
Und in der Lelitzer Straße selbst entsteht ein erdgasbetriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW) mit einem Megawatt Leistung, „Damit tragen wir den aktuellen energiewirtschaftlichen Erfordernissen Rechnung“, betont der KE-Chef, da nicht nur Heißwasser und Fernwärme, sondern auch Strom produziert wird, „für mehrere Tausend Köthener und vor Ort“. Beim Bau von BHKW und Leitung lässt sich die KE noch Luft nach oben: „Und wir haben natürlich die Hoffnung, weitere, in der Nähe liegende Wohnblöcke anzuschließen“, betont Falk Hawig, (mz)
