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Nach Feuer bei Polifilm GmbH Nach Feuer bei Polifilm GmbH: Der Wind spielt zu heftig mit

08.12.2014, 11:39
In Weißandt-Gölzau wurden zwei neue Industrietürme installiert
In Weißandt-Gölzau wurden zwei neue Industrietürme installiert Rebsch Lizenz

Weißandt-Gölzau - „Der spannendste Augenblick wird sein,“ zeigte Rolf Hilverkus auf das Dach, „diesen alten Turm herauszuheben.“ Der für die Polifilm GmbH arbeitende Architekt begleitet seit Jahren die baulichen Vorhaben am Produktionsstandort Weißandt-Gölzau. Unter seiner Regie entstanden in den vergangenen fünf Jahren unter anderem zwei neue Lagerhallen.

Am Montag nun ging es um eine wichtige Etappe bei der Sanierung der Produktionshalle, in der es im Juni dieses Jahres gebrannt hatte. Eine dort befindliche Blasfolienanlage erlitt durch das Feuer Totalschaden. Erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurde aber auch der Turm, unter der sich die Extrusionsanlage befand. „Der hat wie ein Kamin funktioniert, die Flammen sind aus dem Turm nach oben geschlagen“, blickte Betriebsratsvorsitzender und Unternehmenssprecher Christian Henkel auf die dramatische Brandnacht zurück.

Umfangreiche Aufräumungsarbeiten

Nach umfangreichen Aufräumungsarbeiten sei nun der Zeitpunkt gekommen, den alten Turm gegen einen neuen auszutauschen und ihn noch durch einen zweiten zu ergänzen. „Denn wir wollen die abgebrannte Blasfolienanlage nicht nur wiederaufbauen, sondern durch eine zweite Anlage noch erweitern“, sagte Henkel.

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In den frühen Morgenstunden brachten die Spezialisten der Firma Mammoet aus Leuna ihre riesigen Autodrehkräne in unmittelbarer Nähe zur Produktionshalle in Stellung. Der eine Kran kann bis zu 160 Tonnen heben, sein noch größerer Bruder schafft sogar 450 Tonnen.

Alles wäre wohl kein Problem gewesen, wenn der Wind nicht so kräftig geblasen hätte. „Der Turm ist 13 Meter hoch. Er bietet dem Wind damit eine große Angriffsfläche“, erklärte Rolf Hilverkus. Hinzu komme, dass das 35 Tonnen schwere Teil noch über 28 Meter hohe Silos gehoben werden müsse, bevor es auf den Boden gesetzt werden könne. „Zu starker Wind gefährdet die Aktion“, so der Architekt.

Zu windig

Gegen zehn Uhr strafften sich die Stahlseile zum ersten Mal, hob der Kranfahrer den alten Turm einige Zentimeter an. Doch kurz darauf brach er ab und setzte das Teil zurück auf sein Stahlgestell - zu windig. Jetzt knöpften sich die Kranbesatzungen das Stahlgerüst vor, auf das später der zweite neue Turm gesetzt werden soll. Diese Operation erfolgte präzise, so wie es sich alle vorgestellt hatten. Der Mammoet-Ausleger hob das Teil über die Öffnung des Hallendaches und ließ es Zentimeter für Zentimeter hinab. Es war Millimeterarbeit, letztlich fanden die gebohrten Löcher an den vier Füßen des Stahlgestells die in die Fundamente eingelassenen Bolzen. „Ich habe bei der Vorbereitung der Fundamente einen Vermesser mit einbezogen. Denn hier geht es um absolute Genauigkeit“, erläuterte Rolf Hilverkus und blickte zufrieden auf den exakten Sitz des Stahlgerüstes.

Um die Mittagszeit montierten die Kranleute ein Windmessgerät am Ende des Auslegers vom großen Kran, hängten die Seile ein und ließen den Ausleger in die Höhe fahren. Der Windmesser, konnte man mit bloßem Auge beobachten, drehte sich kräftig. Die Seile wurden gar nicht erst am alten Turm eingehängt, zu heftig wehte es. Gegen ein Uhr berieten sich die Kranspezialisten - und nahmen erneut Abstand. Dafür begannen sie damit, die beiden neuen Türme auf einen Platz umzuheben, von dem sie dann schnell weggenommen werden können.

Auf den „spannendsten Augenblick“ muss Rolf Hilverkus nun noch warten. Am heutigen Dienstag, wo die Windbedingungen hoffentlich besser sind, sollen die Arbeiten fortgesetzt werden. „Es ging einfach nicht. Ganz oben in der Höhe wurde eine Windgeschwindigkeit von 35 Stundenkilometern gemessen, das war einfach zu viel.“

Am großen Kran wird ein Windmesser angebaut, der genaue Angaben zur Windstärke liefert.
Am großen Kran wird ein Windmesser angebaut, der genaue Angaben zur Windstärke liefert.
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Dieses Stahlgerüst lässt sich problemlos mit dem Kran über das geöffnete Dach in die Produktionshalle einsetzen. Die Stahlfüße passen präzise auf die in den Fundamenten eingelassenen Bolzen. Das Stahlgerüst wird künftig einen der zwei neuen Hallentürme tragen.
Dieses Stahlgerüst lässt sich problemlos mit dem Kran über das geöffnete Dach in die Produktionshalle einsetzen. Die Stahlfüße passen präzise auf die in den Fundamenten eingelassenen Bolzen. Das Stahlgerüst wird künftig einen der zwei neuen Hallentürme tragen.
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