Mit Vernunft gegen Corona Mit Vernunft gegen Corona: Jörn Mozdzanowski aus Köthen pausiert mit Trockenbau-Firma über Ostern

Köthen - Am Freitagnachmittag hat Jörn Mozdzanowski zumindest die Türen seiner Werkstatträume in der Luisenstraße bis nach den Osterfeiertagen verschlossen. Der Chef einer Köthener Trockenbau-Firma mit 14 Mitarbeitern verordnet dem Großteil seines Personals eine gute Woche Pause, weil es aus mehreren Gründen einfach Sinn macht. Corona gehört nicht dazu.
„Wir haben drei kranke Kollegen, vier wollen über Ostern Urlaub nehmen. Da lasse ich den Rest auch zu Hause und wir fangen nach den Osterfeiertagen wieder richtig an“, sagt Mozdzanowski. Der Chef selbst will sich in dieser Zeit in seinem Büro einquartieren und „vor allem Papierkram erledigen, der liegengeblieben ist“. Ein paar Tage Pause zum Durchschnaufen. Die wünscht sich wohl jeder, der in Zeiten von Corona jeden Tag unter erschwerten Bedingungen seiner Arbeit nachgehen muss.
Mozdzanowski fühlt sich für seine Mitarbeiter verantwortlich
Mozdzanowski fühlt sich verantwortlich für seine Mitarbeiter. „In meiner Firma sind Leute beschäftigt, die seit 20 oder 25 Jahren in diesem Betrieb arbeiten. Ich würde mir nie verzeihen, wenn ich deren Gesundheit derart strapazieren würde, dass sie nach Hause gehen und dann vielleicht ihre Eltern, die zu den Risikokandidaten der Corona-Pandemie gehören, anstecken“, sagt der Firmenchef. „Ich will für keinen Todesfall verantwortlich sein, den wir vielleicht durch zu leichtfertiges Verhalten mitverschuldet hätten. Lieber würde ich die Firma vorsichtshalber für zwei Wochen schließen. Und dann wieder neu beginnen.“
Mozdzanowskis Trockenbauer waren zuletzt auf Baustellen in Bitterfeld, Dessau, Brehna, Queis im Saalekreis und Köthen unterwegs. „Wir haben ordentlich zu tun, auch wenn es vor zwei Wochen einmal so aussah, als wäre vor Ostern Schluss. Aber es geht weiter - auch nach den Feiertagen. Und deshalb werden wir auch nicht jammern, sondern mit Vernunft gegen alle Widrigkeiten samt der Pandemie ankämpfen. Und dazu gehören für mich auch die paar Tage Pause vor den Osterfeiertagen“, sagt Mozdzanowski.
Gebürtiger Radegaster unterstützt in seiner Freizeit den Verein "Radegast beleben"
Der gebürtige Radegaster, der in seiner Freizeit auch mit seinem Verein „Radegast beleben“ Aktionen mitsteuert, die Leuten helfen sollen, die Corona-Pandemie möglichst gut zu überstehen, hat für seine Firma „vorsichtshalber Kurzarbeit beantragt“. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass er sie wirklich nutzen muss, ist bislang sehr gering. „Natürlich muss ich auch auf alle wirtschaftlichen Risiken achten, was das Unternehmen angeht, aber jeder sollte die Situation auch realistisch betrachten“, sagt der Trockenbau-Spezialist.
Auch er hat momentan damit zu kämpfen, dass verschiedene Lieferanten Probleme haben, ihn zu versorgen, weil bestimmte Lieferketten derzeit nicht funktionieren. Aber Mozdzanowski sagt auch, „dass es viel mehr andere Menschen und Unternehmen gibt, denen es schlechter geht, als den Handwerkern“.
Wenn er in Baumärkte oder in den Fachhandel käme, um Material zu holen, und ihm kämen Kollegen entgegen, die sagen würden: Na und, dann nehme ich eben die 9.000 Euro vom Staat und mache den Laden bis auf Weiteres zu, dann werde ihm schlecht. „Andere haben dieses Geld viel nötiger, sage ich denen. Und hoffe, dass sie es verstehen.“
Viele Kunden wollen Projekte und Aufträge vorziehen
Die Corona-Krise hat für Mozdzanowskis Unternehmen auch eine gute Seite. Vor der Pandemie waren Handwerksbetriebe mit Aufträgen bis unter das Dach ausgebucht. Nun hat sich die Lage verändert. „Es vergeht fast kein Tag, an dem uns Kunden anrufen, die fragen, ob wir ihre Aufträge aus dem Sommer nicht vorziehen könnten, weil doch gerade so viele Schulen, Kindertagesstätten und andere öffentliche Einrichtungen geschlossen seien, wo wir sowieso nicht arbeiten könnten. Wir haben genug zu tun“, sagt Mozdzanowski. (mz)