Millionen für Görzig Millionen für Görzig: Neue Abwasserentsorgung wird vom Land unterstützt

Görzig/Köthen - Ein Koffer voller Geld wäre auch nicht schlecht gewesen, scherzte der Besucher aus dem Magdeburger Umweltministerium. Aber auch ohne Koffer war Staatssekretär Klaus Rehda am Donnerstag in Köthen ein gern gesehener Gast. Überbrachte er doch die frohe Kunde, dass der Bau der neuen Abwasserentsorgung in Görzig mit 2.218.500 Euro gefördert wird.
Für Thomas Winkler, Geschäftsführer des Abwasserverbandes (AV) Köthen, war es eine Premiere. „Das ist tatsächlich der erste Fördermittelbescheid, den unser Verband bekommt“, berichtete er.
Beantragt hatte man die Förderung Ende des vergangenen Jahres. Die Bauzeit beläuft sich laut Winkler von April 2017 bis Ende 2019. Als Planungsbüro ist die WST-C GmbH aus Magdeburg mit im Boot. Die Baukosten für 2017 bis 2019 betragen 4,17 Millionen Euro. Bis 2019 sollen insgesamt 3,8 Kilometer Freigefällekanal, 1,2 Kilometer Druckleitung, ein Hauptpumpwerk, drei Hebe- bzw. Pumpstationen und etwa einhundert Schachtbauwerke fertig sein.
Etwa 50 Grundstücke sind bereits zentral erschlossen worden
Die erste Ausschreibung ist bereits erfolgt. Die Tiefbauleistungen für die erste Bauscheibe 2017/2018 wurden an die KTSB GmbH Köthen vergeben. Etwa 50 Grundstücke seien bereits zentral erschlossen worden, so Winkler.
Weitere Ausschreibungen erfolgen 2018 und 2019 für die kommenden Bauabschnitte. Alles in allem, so der Geschäftsführer, werde das Projekt Abwasserentsorgung in Görzig und Reinsdorf wohl in etwa vier Jahren erledigt sein.
„Der Verbandswechsel war das richtige für die Bürger“, sagte Winkler. Diesen Eindruck bestätigte der Görziger Ortsbürgermeister Swen Meyer. „Die Leute rufen regelrecht danach: Wann werden wir endlich angeschlossen?“, sagte er.
Das Ziel „ist es nach wie vor, möglichst viele Bürger an die zentrale Entsorgung anzuschließen“
Nach jahrelangem Hin und Her sei der Wunsch, das Thema Abwasser endlich hinter sich zu lassen, sehr groß. Momentan werde in Görzig in der Querstraße und in der Schulstraße gebaut, berichtete Meyer. „Dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht“, sagte der Ortsbürgermeister - der in diesem Atemzug auch ausdrücklich die Arbeiter vor Ort lobt.
Das Ziel im Allgemeinen „ist es nach wie vor, möglichst viele Bürger an die zentrale Entsorgung anzuschließen“, fasste Staatssekretär Rehda zusammen. Das diene ein Stück weit auch dazu, die Gebühren stabil zu halten - und die seien schließlich der Punkt, der für die Bürger wichtig sei.
Dem stimmten neben Winkler auch der Köthener Oberbürgermeister Bernd Hauschild (SPD) sowie Landtagsabgeordneter Dietmar Krause (CDU) zu. Görzig und Reinsdorf seien mit dem AV Köthen auf dem richtigen Weg, meinte Krause. Und Hauschild lobte einen „gesunden Verband“, dessen Stärke man schon daran erkennen könne, dass er bislang auch ohne Fördermillionen gut arbeiten konnte. (mz)
Görzig und Reinsdorf haben zusammen knapp 1 200 Einwohner. Gut zwei Drittel davon leben in Görzig.
Die Frage, wie am besten das Abwasser aus den beiden Ortsteilen entsorgt werden soll, beschäftigt die Bürger schon seit vielen Jahren. Als noch selbstständige Gemeinde gehörte Görzig dem Abwasserzweckverband „Fuhne“ an, trat aber Ende des Jahres 2003 aus und verfolgte weiter das Ziel einer eigenständigen Abwasserentsorgung.
Im Jahr 2009 schloss Görzig eine Vereinbarung mit dem Bernburger Wasserzweckverband „Saale-Fuhne-Ziethe“ ab. Zwischenzeitlich wurde die Kommune aber in die Stadt Südliches Anhalt eingemeindet. Der Stadtrat übertrug später die Abwasserentsorgung von Görzig an den Abwasserverband Köthen und beschloss außerdem, die Zweckvereinbarung zwischen Görzig und Bernburg aufzuheben.
Die Liaison mit den Bernburgern könnte für das Südliche Anhalt teuer werden. Über 300.000 Euro werden für Planungsleistungen gefordert. Die Stadt hat Widerspruch gegen die entsprechende Entscheidung des Landesverwaltungsamtes eingelegt und die Begründung dafür Ende November eingereicht, wie im Stadtrat zu erfahren war.