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Mehr als ein Hobby Mehr als ein Hobby: Karina Pangsy arbeitet im Labor und als Organistin

Von Daniel Salpius 13.01.2018, 11:00
Die Ladegast-Orgel in der Jakobskirche hat es Karina Pangsy ganz besonders angetan.
Die Ladegast-Orgel in der Jakobskirche hat es Karina Pangsy ganz besonders angetan. Heiko Rebsch

Köthen - Die Kälte kriecht einem innerhalb weniger Minuten tief in die Knochen hier auf der Empore der Jakobskirche. Karina Pangsy ist das gewohnt und sie wird dafür entschädigt. Denn wenn sie die altehrwürdige Orgel erklingen lässt und das Kirchenschiff darunter widerhallt, ist die Kälte fast vergessen.

Dick eingepackt ist sie trotzdem. Ihre Handschuhe haben Löcher für die Fingerspitzen. Manchmal sitzt die 59-Jährige schon früh um sieben Uhr an den drei Manualen - so heißen die Tastenreihen der Orgel.

Karina Pangsy arbeitet hauptberuflich als Laboringenieurin

Denn Pangsy hat nicht gern Zuhörer beim Üben. Und um diese Zeit ist außer ihr gewiss noch keiner in der Kirche.

Im Berufsleben ist Karina Pangsy Laboringenieurin an der Köthener Hochschule im Fachbereich Biowissenschaften und Prozesstechnik. Und doch ist das Orgeln mehr als nur ein Hobby für die musikbegeisterte Frau.

Karina Pangsy spielt im südlichen Anhalt Orgel

Denn sie ist ausgebildete Organistin im Nebenberuf. „Man könnte auch despektierlich Dorforganistin dazu sagen“, fügt sie herzlich lachend hinzu.

Als solche spielt sie etwa einmal im Monat bei Gottesdiensten vor allem in den kleineren Ortschaften rund um Köthen und zur Zeit vorwiegend im Südlichen Anhalt. Gerade in der Weihnachtszeit ist sie aber deutlich häufiger gefragt.

Orgelspielen ist mitunter eine Herausforderung

Die Musikerin hat wohl schon auf jeder einzelnen Orgel im Kreis gespielt. „Und die sind natürlich alle in ganz unterschiedlichem Zustand. Manchmal ist das dann schon eine Herausforderung.“

Ihr Lieblingsinstrument ist allerdings die Orgel der Jakobskirche, 1872 vom berühmten Orgelbauer Friedrich Ladegast erbaut. „Die Orgel ist echt der Wahnsinn, die ist Luxus.“

Mit elf Jahren spielte Karina Pangsy das erste Mal bei einem Gottesdienst auf der Orgel

Seit 1978, seit dem Jahr, in dem Karina Pangsy als junge Frau nach Köthen kam, um Verfahrenstechnik zu studieren, kennt sie das Instrument und übt auf ihm. Den ersten Gottesdienst begleitete sie jedoch schon viel früher: Im zarten Alter von elf Jahren.

Noch heute bewahrt sie das Buch mit der Widmung auf, das ihr der Pfarrer ihres Heimatdorfs Oldisleben in Thüringen als Dank für ihren ersten Einsatz als Organistin geschenkt hat.

Organistin Karina Pangsy kommt aus einer musikalischen Famlie

„Ich hatte damals erst wenige Wochen Unterricht und dann gleich ein Gottesdienst. Aber die Leute hatten Verständnis, die kannten ihre Karina.“

Karina Pangsy wuchs mit sechs Geschwistern auf. Sie alle waren musikalisch. Sie selbst lernte mit fünf Jahren Blockflöte, dann Klavier und Orgel. „Noten konnte ich früher lesen als Buchstaben.“ Zum Beruf wollte sie die Musik trotzdem nie machen.

Karina Pangsy bringt mit Musik ihre Gefühle zum Ausdruck

„Ich hatte immer tüchtig Lampenfieber und außerdem wollte ich mir den Spaß an der Sache bewahren.“ Doch es ist mehr als Spaß: Musik sei ihr kreatives Ventil, damit bringe sie ihre Gefühle zum Ausdruck.

Und eine Orgel mit ihren über 3 000 Pfeifen, auf denen sich drei Instrumentalstimmen gleichzeitig spielen lassen, ist schon ein mächtiges Ventil. (mz)