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Mediterranes Wulfen Mediterranes Wulfen: Hobbygärtnerin entdeckt tropische Raupen in ihrem Garten

Von Matthias Bartl 22.09.2016, 04:45
Monika Gmell mit einer der Schwärmerraupen, die an ihren Oleandern saßen und fraßen.
Monika Gmell mit einer der Schwärmerraupen, die an ihren Oleandern saßen und fraßen. Heiko Rebsch

Wulfen - Mit der Natur kennt sich Monika Gmell gut aus. Immerhin ist sie auf dem Land aufgewachsen, ihre Eltern hatten eine Landwirtschaft, am Haus war ein Garten, mit Pflanzen und Tieren. Dennoch war die Wulfenerin sehr überrascht, als sie dieser Tage ihre Oleandertöpfe gießen wollte und feststellte, dass die Pflanzen Besuch bekommen hatten. Und zwar von Raupen.

Große, beeindruckende Exemplare

Von Raupen aber, die die 68 Jahre alte Frau noch nie gesehen hatte. Große, beeindruckende Exemplare mit einer Art Hornfortsatz am Hinterteil des Tieres. Monika Gmell war fasziniert, hatte allerdings keine Idee davon, was das eigentlich für Raupen waren. Sie rief ihre Tochter an, die begann, im Internet zu recherchieren. Zum anderen meldete sich Monika Gmell bei der MZ in Köthen - wo es jemanden mit zumindest mehr als nur rudimentären Raupen- bzw. Schmetterlingskenntnissen gab.

Schon nach einer ersten Beschreibung am Telefon war ziemlich klar, dass es sich um Oleanderschwärmer handeln müsste - und das ist hierzulande tatsächlich ein seltener Gast, weil die Tiere in erster Linie in den Tropen und Subtropen vorkommen und nur in besonders warmen Jahren den Weg über die Alpen auch in die mitteldeutschen Breiten schaffen.

Tiere schafften es offenbar über die Alpen nach Wulfen

Nun war dieser Sommer durchaus heiß zu nennen, aber es musste auch noch der Zufall eintreten, dass ein Schwärmerpaar es über die Alpen bis zu Monika Gmell in den Garten geschafft hat, dort die richtigen Fresspflanzen - also den Oleander, aber auch anderes wie Weinreben oder Jasmin - fand, dort Eier ablegte, aus denen nach einigen Tagen dann die Raupen schlüpfen.

Die vier Raupen, die Monika Gmell an ihren Oleanderpflanzen fand, waren schon nahe am nächsten Stadium dran, also kurz vor der Verpuppung. Ob aber aus den Puppen auch fertige Schmetterlinge schlüpfen, ist ziemlich ungewiss. Die Imagines würden nach drei bis sechs Wochen schlüpfen - immer vorausgesetzt, die Temperatur fällt in dieser Zeit nicht unter zehn Grad; das würde die Puppe nicht überleben.

Falter schlüpfen irgendwann kurz vor Mitternacht

Und wenn ein Exemplar doch den ganzen langen Weg vom Ei über die Raupen und die Puppe bis zum Schmetterling schaffen würde, ist immer noch nicht ausgemacht, dass dieser auch gesehen würde. Die Falter schlüpfen irgendwann kurz vor Mitternacht und fliegen dann im Morgengrauen zum ersten Mal los. Für Beobachtungen auf alle Fälle eine ungünstige Zeit. (mz)

Mit den blauen Augenflecken täuscht die Raupe, wenn sie angegriffen wird, ein größeres Tier vor.
Mit den blauen Augenflecken täuscht die Raupe, wenn sie angegriffen wird, ein größeres Tier vor.
Heiko Rebsch