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Mathematisches Modell hilft dem Weihnachtsmann

Von UTE HARTLING-LIEBLANG 14.06.2010, 16:55

Köthen/MZ. - Die Geschichte vom Weihnachtsmann hat die Jury überzeugt. Obwohl "wir recht kontrovers diskutiert haben", sagt Professor Hans-Jürgen Kaftan vom Fachbereich Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule Anhalt, nach kurzer Beratung mit seinen Jury-Kollegen (Prof. Sackmann, Prof. Kund sowie die Studenten Tim Kaftan und Bernd Salfeldt). In Kaftans Händen lag vergangenen Freitag die Leitung der Mitteldeutschen Studentenkonferenz Logistik im Technologiezentrum Köthen. Am Ende bekam Friedemann Bohne von der TU Dresden den 1. Preis zuerkannt. Über die 350 Euro freut sich der junge Mann aus Stendal sichtlich. "Ich werde bald Vater und will umziehen", sagt er.

Vielseitig anwendbar

"Auf die Idee mit dem Weihnachtsmann hat mich meine Nichte gebracht", erklärt er. Die habe auf ihrem Wunschzettel zu Weihnachten immer sehr viele Wünsche stehen. "Ich habe aber als Student wenig Geld", sagt Bohne. Das bedeutet, der Weihnachtsmann muss mit seinem Budget sparsam umgehen und zusehen, wie er ein optimales Ergebnis erzielt. Fazit: "In der Weihnachtsmann-Werkstatt muss preisgünstig produziert werden", bleibt der 28-jährige Student im Bild.

Was Friedemann Bohne so anschaulich beschreibt, hört sich wissenschaftlich formuliert sehr kompliziert an: "Entwicklung eines Konzeptes für monetäre Bewertung der simulationsbasierten Planung und Steuerung komplexer Montageprozesse". An einem Beispiel beschreibt Bohne, was es mit seinem mathematischen Modell, das im Rahmen eines Forschungsprojektes an der TU Dresden entwickelt wurde, auf sich hat. Man könnte damit in einem Krankenhaus Prozessabläufe von der Diagnose über notwendige Behandlungsschritte bis hin zur Verweildauer der Patienten so gestalten, dass Ressourcen optimal genutzt und Kosten gespart werden.

Was bei Friedemann Bohne zunächst noch "reine Theorie" ist, hat bei Christian Jummrich von der Hochschule Harz (FH) schon den Praxistest bestanden. Inhalt seiner Bachelor-Arbeit war die "Wirtschaftliche Untersuchung von Alternativen bei Sortiervorgängen innerhalb des Brief-Sortierzentrums der MZZ-Briefdienst GmbH". Hier ging es vor allem darum, die Vorteile maschineller und manueller Arbeit effektiv miteinander zu kombinieren. Zwar seien nicht alle Vorschläge 1:1 im Unternehmen umgesetzt worden, aber seine Lösung habe dem Unternehmen dennoch einen Nutzen gebracht, sagt Jummrich.

Ähnlich verhält es sich mit der "Entwicklung eines Kennzeichenverfahrens für halbfertige Ware in der Pharmazie". Dieser Aufgabe hat sich der Köthener Student Christoph Müller (23) von der Hochschule Anhalt (FH) in Zusammenarbeit mit der Firma Oncotec Dessau-Roßlau gestellt. Müller studiert im 6. Semester Wirtschaftsingenieurwesen und Elektrotechnik und hat sich dieser Aufgabe ihm Rahmen einer Praktikumsarbeit gestellt. Praktische Anwendung soll das Ergebnis bei einem Krebsmedikament finden, das flüssig oder gefriergetrocknet in Vials (kleine Flaschen) - als Einwegspritze - aufbewahrt wird. Da diese halbfertige Ware aus bestimmten Gründen nicht etikettiert werden kann, hat Müller den so genannten Datametrix-Code mittels RFID-Technologie entwickelt. Damit ist eine Kodierung der Flaschenkappe mit Hilfe von Laserpunkten möglich.

Die Ressourcen im Blick

Eine Anerkennung gab es am Ende für alle fünf Studentenvorträge und für die zum Thema eingereichten Poster. Professor Kaftan würdigte das Engagement der Teilnehmer und hält die mitteldeutsche Studentenkonferenz im Vorfeld des Logistikforums für eine gute Plattform für die Studenten. Ihre Poster konnten in der Pause des Logistikforums, das ebenfalls im Köthener Technologiezentrum stattfand, vom Fachpublikum aus Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen der Region betrachtet werden.

Lob erntete Kaftan von Hochschulpräsident Prof. Dieter Orzessek bei der Eröffnung des Logistikforums, das trotz hochsommerlicher Temperaturen und Auftakt der Fußball-WM am Freitagnachmittag gut besucht war. Kaftan ist nicht nur Kontaktmann zur Bundesvereinigung Logistik, Regionalgruppe Sachsen-Anhalt, sondern auch zu den studentischen Regionalgruppen. Zusammen mit der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt Bitterfeld mbH (EWG) des Landkreises hat er einen großen Anteil am Zustandekommen des Forums. Die Suche nach neuen logistischen Lösungen, die Kosten sparend, aber auch energie- und umweltschonend sind, sei eine Chance für den mitteldeutschen Raum, in dem die Solarbranche ebenso zu Hause ist wie die Produktion nachwachsender Rohstoffe, so Orzessek. Seinen Dank an die Hochschule, die EWG und die Sponsoren des Logistik-Forums stellte auch Landrat Uwe Schulze an den Anfang seiner Begrüßungsrede, in der er vor allem die Bedeutung der grünen Logistik hervor hob. Gute Beispiele dafür seien Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien.

Er freue sich daher besonders über die Ansiedlung von Crystalox Solar im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. EWG-Geschäftsführer Armin Schenk freute sich über den guten Zuspruch beim zweiten Logistik-Forum und sieht darin einen Beleg für Stetigkeit. Ein nächster Schritt sei die Internationalisierung. Die gute Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftsförderung und Hochschule hob er anerkennend hervor.

Das Ziel des Forums, das Netzwerk der Logistikakteure noch enger zu knüpfen und den Dialog zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu intensivieren, spiegelte sich in den sechs Fachvorträgen wieder, die auf der Tagesordnung standen.