Lufthoheit übernommen Lufthoheit übernommen: Reppichaus Feuerwehr verfügt ab sofort über Drohne

Reppichau - Benjamin Kiel demonstriert Fingerspitzengefühl. Mit millimetergenauen Bewegungen steuert er das Flugobjekt genau auf die gewünschte Höhe ein und reguliert die Einstellung der Kamera, die aus 15 Metern Höhe ein Wärmebild schießt.
Auf dem Monitor sind schemenhaft die Feuerwehrleute zu erkennen, die gespannt zu der Drohne in die Höhe starren, die die Reppichauer Wehr an diesem Freitag zum ersten Mal öffentlich präsentiert. Womit sie weit und breit unter den Feuerwehren eine Vorreiterrolle einnehmen.
„Gerade bei unübersichtlichen Lagen“, sagt Jan Hesse, stellvertretender Leiter der Reppichauer Feuerwehr, „können wir mit einem Drohenüberflug nunmehr einen schnellen und vollständigeren Überblick über das Geschehen erhalten.“
Einsatzleiter könne auf dieser Basis seine Kräfte effektiver einsetzen
Der Einsatzleiter könne auf dieser Basis seine Kräfte effektiver einsetzen, zum Beispiel müssten bei einem Vegetationsbrand die Kameraden nicht langwierig und aufwändig die Gegend nach Glutnestern absuchen - das erledigt künftig DJI Mavic 2 Enterprise Thermal Dual.
Dass die Feuerwehr des Ortes überhaupt zu dem Gerät gekommen ist, hat mehrere Gründe. Wesentlicher Grund ist der Umstand, dass der Förderverein der Feuerwehr immer gut gewirtschaftet hat: Er hat Mitgliedsbeiträge generiert, Sponsorenmittel ebenso und er hat bei einer Vielzahl von Veranstaltungen Mittel eingeworben. Genügend Mittel, um damit auch größere Erwerbungen tätigen zu können. „Und als wir überlegt haben, was wir mit dem vorhandenen Geld anfangen können“, so Vereinsschatzmeister Ingolf Keller, „wurden wir angeregt, doch mal über einen Quattrocopter nachzudenken.“
Das ist die Stelle, an der Nils Keller ins Spiel kommt. Denn es war der 14-jährige Filius von Ingolf Keller, der sich akribisch mit dem Thema auseinandersetzte, welche der auf dem Markt vorhandenen Drohnen für die Zwecke der Feuerwehr am besten wäre. Und in welcher Konfiguration. Und zu welchem Preis.
Die Drohne hat eine Kollisionssensorik und eine Wärmebildkamera im HD-Bereich
30 bis 40 Stunden, so schätzt der Schüler der Freien Schule Anhalt, habe er recherchiert, verglichen, geplant, wieder verworfen. Nils nutzte damit die Zeit des „Home Schooling“ besonders effektiv aus - indem er aus seiner fachkundigen Suche nach der Reppichauer Drohne gleich ein 23-seitiges Schulprojekt machte. „Meinem Klassenlehrer hat das gut gefallen“, sagt er.
Insgesamt hat der junge Feuerwehrmann, der sehnlichst auf die Zeit wartet, selbst bei Einsätzen eingreifen zu können, neun Drohnen bis ins Letzte durchleuchtet und seine Erkenntnisse der Wehrleitung vorgestellt. Er hat Reichweiten verglichen und Flugzeiten und Gewicht. Letzteres sei auch deswegen wichtig, weil man ab 2021 für Drohnen, die schwerer sind als 900 Gramm, einen Führerschein machen muss - teuer und aufwändig.
Auch deswegen fiel die Entscheidung zugunsten der DJI Mavic 2 - die bringt 899 Gramm auf die Waage. Die Drohne hat eine Kollisionssensorik und eine Wärmebildkamera im HD-Bereich. Die macht es möglich, Temperaturunterschiede so fein zu justieren, dass man einen vermissten Menschen anhand der Körpertemperatur auch an heißen Tagen an schwer zugänglichen Stellen aufspüren kann. Die gestandenen Kameraden in der Wehr sind jedenfalls begeistert.
Um die 4.000 Euro sind in Drohne und Extras geflossen
Und sind sicher, dass die neue Technik nicht nur bei Einsätzen hilft, sondern auch ein Anziehungspunkt für den Feuerwehrnachwuchs sein wird. „Allein mit Schlauchaufrollen kann man doch niemanden lange bei der Stange halten“, weiß Ingolf Keller. Die moderne Technik soll als Magnet wirken.
Der Förderverein hat sich die Investition etwas kosten lassen. Um die 4.000 Euro sind in Drohne und Extras wie Scheinwerfer und Lautsprecher in Spitzenqualität wie Fly More Kit oder großer Monitor geflossen. Der Verein stellt diese Erwerbung der Feuerwehr zur Verfügung, auch eingedenk der Tatsache, dass die klamme Gemeinde Osternienburger Land zu solchen Ausgaben auf absehbare Zeit nicht in der Lage sei. „Und wenn dann ein Verein in der Lage ist, Unterstützung zu leisten, ist es umso besser“, sagt Keller senior.
„Wir werden eine Drohnengruppe bilden, die durch die Leitstelle separat alarmiert werden kann“
Denn die Drohne, die ab 1. Juli offiziell in Dienst gestellt, also bei der Leitstelle angemeldet wird, soll nicht nur bei Reppichauer Einsätzen aktiv werden, sondern überall dort, wo es notwendig wird - ob bei technischer Hilfeleistung oder Personensuche, ob beim Brandeinsatz oder bei Gefahrgutunfällen.
Die Bedienung (immer zwei Mann - „einer fliegt, einer guckt“) erfolgt durch ausgebildete Reppichauer Kräfte. „Wir werden eine Drohnengruppe bilden, die durch die Leitstelle separat alarmiert werden kann“, sagt Jan Hesse. Reppichaus Nr. 1 unter den Drohnenfliegern, Benjamin Kiel, wird also auch in Zukunft noch oft viel Fingerspitzengefühl beweisen müssen. (mz)

