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Kreativ und verrückt Kreativ und verrückt: Köthener Bastelladen will besondere Wünsche erfüllen

Von Sylke Hermann 13.02.2021, 13:00
Sascha Greiner (re.) und sein Mitarbeiter Kevin Roseburg produzieren individuelle Zuckertüten.
Sascha Greiner (re.) und sein Mitarbeiter Kevin Roseburg produzieren individuelle Zuckertüten. Ute Nicklisch

Köthen - In der Luft liegt der Geruch von Holz. Von frischem Holz. Am Boden befinden sich noch ein paar zusammengefegte Späne. Überbleibsel eines Testlaufs mit einer technischen Errungenschaft, die den Start der „Schultütenwerkstatt“ beschleunigen soll. Mit einem Laser-Schneidgerät kann die Produktion richtig Fahrt aufnehmen. Die Produktion individueller Zuckertüten.

Seit Monaten sind die Einzelhändler gezwungen, ihre Ladentüren geschlossen zu halten. Für alle eine harte Zeit. Auch für Sascha Greiner, der in der Köthener Fußgängerzone einen Bastelladen betreibt und als gelernter Marketingkaufmann durchaus das Wissen hätte, einen funktionierenden Online-Shop zu installieren. Doch genau das will er gar nicht. Es lohne sich einfach nicht, ein Knäuel Wolle oder ein paar Tuben Farbe um die halbe Welt zu schicken. Er weiß: „Die kleinen Läden haben’s online sowieso extrem schwer. Es sei denn, man findet eine Nische.“

Die ersten Anfragen sind bereits da und werden inzwischen mit größter Begeisterung bearbeitet

Genau die, hofft er, gefunden zu haben. „Wir haben uns die Frage gestellt, ob wir etwas anbieten können, was andere nicht haben.“ Und tatsächlich gibt es da etwas: individuelle, einzigartige und extrem aufwändig gefertigte Zuckertüten. Ein Projekt, mit dem der kleine Laden in Köthen weit über die Stadtgrenzen hinaus auf sich aufmerksam machen will.

Die ersten Anfragen sind bereits da und werden inzwischen mit größter Begeisterung bearbeitet. Kevin Roseburg, der vor Jahren das erste Mal als Kunde in den Bastelladen gekommen ist und mittlerweile hier arbeitet, kann es gar nicht erwarten, endlich richtig loslegen zu können - obwohl die Einschulungen noch etwas auf sich warten lassen. Doch die Kunstwerke der beiden Männer brauchen ihre Zeit.

Schon im vergangenen Jahr hat das eingespielte Werkstatt-Team Kinderherzen höher schlagen lassen

Zwei Tage Arbeit für zwei Leute an einer Schultüte - „das ist eindeutig zu viel und lohnt sich einfach nicht“, weiß Ladeninhaber Sascha Greiner. „Wir haben uns dann überlegt, wofür wir die meiste Zeit brauchen und wie wir die Produktion optimieren können.“ Schnell ist klar: Das Ausschneiden der einzelnen Bastel-Elemente dauert am längsten. Deshalb investiert der Einzelhändler in die moderne Schneidmaschine. Am Ende bleibt so entschieden mehr Zeit fürs Kleben und Gestalten.

Schon im vergangenen Jahr hat das eingespielte Werkstatt-Team Kinderherzen höher schlagen lassen. Ein Mädchen, erinnern sich beide, sei damals in den Laden gekommen und habe ein selbstgemaltes Bild von einer gelben Blume gezeigt. Und genau die sollte auf der Zuckertüte zu sehen sein. Doch Sascha Greiner und Kevin Roseburg werden kreativ und fangen an, eine Blume zu modellieren - natürlich in der Wunschfarbe Gelb. Die Resonanz sei einfach überwältigend gewesen.

„Als Einzelhändler muss man sich immer wieder neu erfinden“

Der Kreativität sind offenbar keine Grenzen gesetzt. Ein Exemplar mit Taucher und Fischen, mit Piraten auf hoher See oder mit einer Ballerina in Spitzenschuhen - „wir wollen keine 0815-Schultüten herstellen, sondern etwas Außergewöhnliches“, sagt Sascha Greiner und hofft, dass sein Projekt Liebhaber findet.

„Als Einzelhändler“, weiß er, „muss man sich immer wieder neu erfinden.“ Die Voraussetzungen scheinen zu stimmen, denn: „Wir sind beide ein bisschen verrückt und durchgeknallt“, betont Kevin Roseburg. (mz)

Mehr dazu findet sich im Netz unter www.schultueten-werkstatt.de.