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Wimmelbuch für Kinder Köthener Geschichte: Mit Wimmelbildern durch die Jahrhunderte in der Stadt

Von Sylke Hermann 03.12.2016, 11:00
Michael Schuster (links) und Steffen Fischer stellen Kindern aus der Kita „Angelika Hartmann" im Marstall das Wimmelbuch vor.
Michael Schuster (links) und Steffen Fischer stellen Kindern aus der Kita „Angelika Hartmann" im Marstall das Wimmelbuch vor. Heiko Rebsch

Köthen - „Hier ist der Herr Naumann, der Vogelkundler. Kennt ihr den?“ Vielleicht. Steffen Fischer, der fragend in die Runde blickt, wartet aber nicht, ob sich die Mädchen und Jungen an den Herrn erinnern. Dafür gibt es viel zu viel zu entdecken. Auf dem großformatigen Wimmelbild, das die Zeit um 1800 darstellt.  Es ist Steffen Fischers Lieblingsbild.

Mit dem Einradfahrer. Der Kutsche. Den Ballons am Himmel. Es gibt Marktstände an der Jakobskirche. Der Fürst kommt gerade an. Und die Kuh, findet der Zeichner, dürfe in Kuh-Köthen natürlich auch nicht fehlen. Wie Dobo und Flo(h).

Ein Buch über die verschiedenen Epochen Köthens

Aus den Wimmelbildern ist ein Wimmelbuch entstanden. Ein Buch für Kinder über ihre Stadt, ihr Köthen. Eine Zeitreise. Weshalb Steffen Fischers neueste Kreation auch den Titel „Durch die Zeit in Köthen (Anhalt)“ trägt.

Das Kinderbuch soll zeigen, wie Köthen einmal aussah. In den verschiedensten Epochen. Angefangen in der Steinzeit. Was Silas Richter nicht verborgen bleibt. Der sechsjährige Junge studiert im Marstall des Köthener Schlosses, wo das Buch am Dienstag präsentiert wird, die Fischersche Originalzeichnung. Die Höhlen haben es dem Kind angetan. Silas findet das Bild einfach nur „toll“. Und was genau ist daran eigentlich so toll? „Alles“.

Das kann Michael Schuster, der Geschäftsführer der Köthen Kultur und Marketing GmbH (KKM), nur unterstreichen. Die KKM habe das Projekt unterstützt. Indem man zum Beispiel den Druck der Bücher finanzierte. Und sie in der Köthen Information ab sofort auch verkauft.

Vor allem aber standen Steffen Fischer mit Daniel Spielau und Christian Ratzel zwei kundige KKM-Mitarbeiter zur Seite, die mit ihrem Wissen über Köthens Historie zur Entstehung der Bilder beitrugen.

Detailverliebte Zeichnungen der Stadt

Die Idee, ein Wimmelbuch zu zeichnen, hat Steffen Fischer, wie er berichtet, schon seit 2014. Und eigentlich sollte das Buch auch 2015 fertig sein. Gewissermaßen als Geschenk an die 900-jährige Stadt Köthen. Doch daraus wurde aus vielerlei Gründen nichts. Die Zeit war zu knapp. Aber die Lust auf detailverliebtes Zeichnen hatte Steffen Fischer deshalb nicht verloren. Im Gegenteil. Das Buch liegt jetzt vor und enthält acht Wimmelbilder mit einer Fülle an gezeichneten Informationen über Köthen.

Aus dem Jahr 5000 vor unserer Zeit erzählt das erste Bild im Buch. Es folgen die Jahrgänge um 1600, um 1700, um 1800 und um 1900.

Für den Zeitraum um 1920 entschied sich Steffen Fischer, weil es da „einen riesigen Sprung in der Geschichte“ gegeben habe - und damit reichlich zu erzählen. Die jüngsten Bilder berichten über die Entwicklung der Stadt um 1980 und 2010/heute.

Die ersten Besitzer kommen aus der Kindertagesstätte „Angelika Hartmann“

Immer mit dabei sind Dobo, die von KKM-Chef Michael Schuster entwickelte Comicfigur, und Flo(h)rian. Was den 17 Mädchen und Jungen aus der Kindertagesstätte „Angelika Hartmann“ auch nicht entgeht.

Sie sind die ersten, die Steffen Fischers Zeichnungen entdecken dürfen, als dessen Buch vorgestellt wird. „Für die Wahrnehmungsfähigkeit der Kinder ist es sehr wichtig“, weiß Erzieherin Andrea Mann, „dass sie lernen, sich aus vielen Teilen ein Bild zusammenzusetzen und Dinge über Köthen erfahren.

Man entdeckt immer wieder etwas Neues“, ist sie überzeugt. Am schönsten findet Andrea Mann, dass es sich bei dem vorgestellten nicht eben um irgendein Wimmelbuch handelt, sondern um eines über Köthen.

Nicht alles ist historisch korrekt - zugunsten der Fantasie

„Dieses Buch“, erzählt Steffen Fischer, „ist mit ganz viel Lust und Liebe entstanden.“ Erst zeichnete er die Bestandteile eines jeden Wimmelbuch-Bildes mit Bleistift vor, dann kam der Fineliner für die Konturen zum Einsatz und schließlich die Aquarellfarbe.

Und erst dadurch wurde zum Beispiel sichtbar, dass das Schloss eben mal rote Dachziegel hatte. Wobei vieles, aber nicht alles, was hier gezeichnet vorliegt, der historischen Wahrheit entspräche. „Es ist ein Kinderbuch und dazu gehört Fantasie“, betont Steffen Fischer.

Der sich durchaus vorstellen könnte, sich demnächst auch der Region Anhalt oder sogar ganz Sachsen-Anhalt in einem Wimmelbuch zu widmen. Genug zu erzählen gäbe es wohl. Aber: „Das ist alles eine Frage der Finanzierung“, verkündet er. (mz)

Das Wimmelbuch „Durch die Zeit in Köthen (Anhalt)“ ist ab sofort in der Köthen-Information im Schloss für 16,90 Euro erhältlich. Die Auflage beträgt 250 Stück.