Fußballfibel zum 1. FC Magdeburg Köthener Autor: Die Fußballfibel zum 1. FC Magdeburg

Köthen - Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) ist der größte Träger sozialpädagogischer Fanprojekte in Deutschland. Das hatten die Besucher der letzten Aktion-Mensch „Buchstabenreiter“-Veranstaltung der Köthener Awo Soziale Dienste gGmbH flugs herausgefunden – und freuten sich, dass man in Köthen unterm roten Herzen immerhin schon mal eine blau-weiße Lesung organisiert hatte.
Fußballfibel zum 1. FC Magdeburg
Fußballfibeln gibt es einige in der Bibliothek des Deutschen Fußballs; die über den 1. FC Magdeburg ist von einem Köthener Fan geschrieben worden.
Nach „Abstiegsspiel“ das zweite Werk von Jens „Jente“ Knibbiche, der bei der Awo dank seiner mitgereisten Fans quasi ein Heimspiel hatte und der beim Publikum super ankam – auch wenn sich „Abstiegsspiel“ schon „gefälliger liest“, wie er vorsichtig einräumte: „Fibel als Titel gefiel mir nicht so. Das klingt so nach Nachschlagewerk…“
Und so liest es sich auch nicht, wie Knibbiche bewies. „Erzählt wird die Geschichte rund um ein Spiel der Magdeburger gegen Dresden vom vergangenen Jahr. Und innerhalb dieses Erlebnisses habe ich mich zurückerinnert.“
Magdeburg in Warnemünde verewigt
Wie zum Beispiel an jene Fan-Posse, die 1982 in Warnemünde vor sich ging. „Da sind Magdeburger Fans auf den Leuchtturm geklettert und haben mit Kühlschrankspray den FCM verewigt.
Die Meldung darüber hat es sogar bis in die DDR-Presse geschafft.“ Zwei der damals Beteiligten waren sogar anwesend – und konnten den Jüngeren jede Menge Schnurren aus alten Zeiten erzählen.
„Leider habe ich die Leute erst nach dem Buch kennengelernt“, bedauerte der Autor, „sonst wäre ganz sicher einiges aus ihren Berichten noch mit eingeflossen!“
Zahlreiche Fangeschichten
Doch auch so gab es genug Geschichte/n zu hören, von denen eben nicht nur der Verein, sondern auch die Fans jede Menge haben.
„Gekickt habe ich als Kind auf dem Karlsplatz – dort kann man heute noch Reste eines FCM-Schriftzuges entdecken, den es dort damals schon gab.“
Immerhin wurde der FCM 1965 gegründet – und wer nur mit leidlich wachem Blick durch unsere Region fährt, der kommt um diese Jahreszahl eigentlich nicht herum. Gleiches gelte auch, „wenn man sich Autokennzeichen anschaut. Ein Magdeburg-Fan würde sich nie eine 66 ins Kennzeichen nehmen, denn die steht für den HFC“.
Köthen als FCM-Hochburg
So sei Köthen schon eine FCM-Hochburg, auch wenn die Stadt eigentlich näher an Halle liegt. Dass vor vielen Jahren einmal der FCM die Köthener mit 11:0 schlug, wird da eher keine Rolle gespielt haben, auch wenn es damals zweieinhalb Tausend Fans in die Ränge gelockt hatte.
„Meinen ersten Fan habe ich in einem Zug kennengelernt, auf einer Urlaubsreise nach Flessenow am Schweriner See, wo die Lackfabrik Ferienunterkünfte hatte. Der war mir unheimlich…“ Doch die zu der Zeit oft kreativ noch selbstgestaltete Kluft fand er schon damals interessant.
Eins mit dem Verein
Und so zieht sich seine eigene Geschichte von dieser Begegnung eben bis 2015: „Wir brechen auf… 5.30 Uhr aufstehen… der Kleine muss zu Hause bleiben. Ich suche mir einen besonderen Schal aus, den von Block U…“ Und es ist für ihn ein Gefühl, „als würde ich eine Uniform an haben und mit dem Verein eins werden!“
Ja, da kann schon das Herz dran hängen – und wenn dann etwa Berliner oder andere Fans einem das gute Stück entwenden wollen, um es beim nächsten Spiel feierlich abzufackeln – dann geht es schon mal hart zur Sache.
Da ist so ein Schal schon mal locker zwei gebrochene Rippen wert. Der Hooligan-Szene hatte sich Knibbiche bereits am Rande von „Ausgespielt“ literarisch zugewandt.
Fan-Szene und der Zusammenhalt
Und so hat, wie alles im Leben, auch die Fan-Szene ihre zwei Seiten. Graffiti und Prügeleien steht eben eine ganz eigene Welt gegenüber, in der Kameradschaft, füreinander einstehen, soziale Bindungen hoch im Kurs stehen.
„Viele Jugendclubs sind jüngst geschlossen worden. Da bekommen die Szenen wieder Zulauf. Man organisiert was, es gibt Nervenkitzel, Bewegung…“
Für die Köthener Awo jedenfalls waren die FCM-Fans tolle Gäste. Mag es an den Grillwürstchen gelegen haben oder daran, dass sogar Maskottchen Awi einen blau-weißen Schal an hatte – man war sich da recht sicher; es wird nicht die letzte blau-weiße Zusammenkunft unter dem roten Awo-Herz gewesen sein. (mz)