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Köthen versammelt sich zur Segensfeier Köthen versammelt sich zur Segensfeier: Schlosskirche St. Maria weiht neue Kirchenfenster

Von Sylke Hermann 07.10.2015, 08:54
Michael Triegel ist beeindruckt von der katholischen Kirche in Köthen. Hier konnte er mit Licht malen, wie er sagte.
Michael Triegel ist beeindruckt von der katholischen Kirche in Köthen. Hier konnte er mit Licht malen, wie er sagte. Heiko Rebsch Lizenz

Köthen - Kurz vor der Segensfeier bekommt Andreas Brandt ein Schriftstück gereicht. Armin Kensbock, der Pfarrer von St. Maria, bittet seinen Kirchenvorstand eiligst, sogleich die Worte des Ministerpräsidenten zu verlesen. „Ich bin Rechtsanwalt.“ So gesehen, erzählt er im Nachhinein, sei es für ihn nichts Besonderes gewesen, etwas vorzutragen. Nun ist es diesmal kein Plädoyer, sondern die Botschaft von Reiner Haseloff an die Festgemeinde. Der Ministerpräsident ist verhindert. Die Regierungsgeschäfte, speziell die Flüchtlingsproblematik, ließen es nicht zu, dass er am Dienstagnachmittag in Köthen weilt, als die Triegelschen Kirchenfenster gesegnet werden.

Kaum ein Platz in den Kirchenbänken bleibt zu diesem Anlass frei. Michael Triegel habe Köthen, so formuliert es Friedrich-Wilhelm von Rauch, der Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, „in ganz außergewöhnlicher Weise beschenkt“. Triegel, ein Vertreter der Neuen Leipziger Schule, gestaltete für die östliche und die westliche Stirnseite der katholischen Kirche so genannte Thermenfenster - dreigeteilt und halbrund. Es handele sich um die größten, in einem Stück gefertigten Kirchenfenster weltweit - „wieder ein Pluspunkt für Köthen“, verkündet Kensbock.

Triegel, 46, erzählt von seiner Faszination für die Köthener Pfarr- und Schlosskirche. Und davon, dass er das Projekt „auch angesichts des schönen klaren Raumes“ angenommen habe. Für ihn sei es ein neues Medium gewesen, auf Glas zu malen, auch wenn er tatsächlich gar nicht auf Glas malte. Vielmehr wurden die Farben eingebrannt, eingefräst, eingraviert und aufgesprüht. Jan Peters, der Juniorchef der Paderborner Glasmalerei, die das Projekt technisch umsetzte, berichtet im anschließenden Pressegespräch von einer enormen Detailgenauigkeit des Künstlers. Und natürlich seien die Fenster auch wegen ihrer monumentalen Größe eine Herausforderung gewesen. Man habe „viele dutzende Probescheiben“ angefertigt und sich letztlich gemeinsam mit dem Künstler „ein Spektrum an Möglichkeiten erarbeitet“.

Triegel wusste, er könnte mit seinen Bildern auf die schlichte Ausmalung der Kirche nicht mit der gesamten Farbpalette reagieren. Aber durch die „farbliche Zurückhaltung“, findet der Künstler, seien seine Bilder zu einem „integralen Bestandteil des Kirchenraumes“ geworden. Das Blau in den Bildern könne selbst an einem so trüben Tag wie dem gestrigen „einen Blick in den Himmel suggerieren“.

Nach Einschätzung des Magdeburger Bischofs Gerhard Feige handele es sich bei den Bildern um „wahrhaft schöne Sakralkunstwerke“. Mögen sie vieles und viele bewegen, wünscht er sich. Haseloffs Grußwort ist zu entnehmen, dass Köthen nun über ein weiteres Aushängeschild von Weltrang verfüge, zu dem er der Stadt gratuliert und das er zum Patronatsfest Ende Oktober selbst in Augenschein nehmen will. (mz)

Verkündigung und Pieta von Michael Triegel in St. Maria zu Köthen.
Verkündigung und Pieta von Michael Triegel in St. Maria zu Köthen.
Heiko Rebsch Lizenz