Köthen Köthen: Neuer Biosprit verunsichert Kunden
KÖTHEN/MZ. - Bange Blicke richten sich dieser Tage zu den Anzeigentafeln an den Tankstellen in der Region. Nicht nur, dass die Sprit-Preise stetig in die Höhe sausen. Auch der neue Kraftstoff E 10 verunsichert zunehmend die Kunden. Doch wann wird der Biosprit mit zehn Prozent Ethanol-Anteil hierzulande eingeführt? Gibt es ihn an manchen Tankstellen bereits? Und warum vertragen manche Autos den Sprit nicht?
"Die Autofahrer sind sehr verunsichert", hat Ralf Jaguste, Pächter der Aral-Tankstelle in der Geuzer Straße in Köthen bemerkt. Noch sei dort der Kraftstoff nicht zu haben, lange dauere es aber nicht mehr bis es nur noch E 10 und das teurere Super Plus geben wird. "Wir bereiten uns auf den 9. März vor", fügt Jaguste hinzu. Denn noch im ersten Quartal müsse auf den Biosprit umgestellt werden. "Erfüllen wir die EU-Bestimmung nicht, müssen wir mit Strafgebühren rechnen. Wir haben keine andere Wahl."
Die wird in Zukunft auch die tankende Kundschaft nicht haben: Entweder E 10 oder tiefer in die Tasche greifen. Denn Super soll, wenn E 10 erstmal in den unterirdischen Tanks lagert, nicht mehr verkauft werden. Die Alternative: Das bis zu sechs Cent teurere Super Plus. "Preislich wird E 10 etwa wie Super eingestuft", erklärt Peter Gebbert, Stationsleiter der Oil-Tankstelle in Weißandt-Gölzau. Aber bekommen Autofahrer dafür in etwa die gleiche Leistung? Mit einem klaren "Nein" antwortet Gebbert auf die Frage. "Damit wird man nicht soweit kommen wie mit herkömmlichem Super." Etwas paradox wie er findet, denn eigentlich soll der neue Kraftstoff eingeführt werden, um die Umwelt zu schützen. Laut Umweltministerium sollen solche Biokraftstoffe zum einen weniger Treibhausgase verursachen. Zum anderen werden dafür Rohstoffe verwendet, die nachwachsen. Damit wiederum würden die weltweiten Erdölvorkommen geschont.
Doch neueste Studien stärken Peter Gebbert den Rücken: Der höhere Ethanol-Anteil steigert den Kraftstoffverbrauch. Wie die Zeitschrift Auto Bild in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, kann der bis zu fünf Prozent höher liegen als mit herkömmlichem Sprit E 5.
Peter Gebbert und sein Team haben am Anfang der Woche auf E 10 umgerüstet. Anzeigentafel, Kassensysteme und Rechner mussten dafür neu eingestellt werden. Aber der Kraftstoff selbst lagert noch nicht in den Tanks. "Noch verkaufen wir Super mit fünf Prozent Ethanol-Anteil. Es müssen ja maximal zehn sein", erklärt der Stationsleiter. Es sei nun nur noch eine Frage der Zeit, momentan aber kämen die Raffinerien nicht hinterher und müssten ihren Restbestand Super noch aufbrauchen. Dennoch seien die Folgen bereits gravierend, obwohl nur die Anzeigetafel umgestellt wurde: "Der Umsatz ist um etwa die Hälfte eingebrochen. Das ist eine Katastrophe." Der Stationsleiter stellt sich in den kommenden Tagen auf Beschwerden ein. "Ich habe von anderen Kollegen gehört, dass viele Kunden protestieren." Aber die meisten seien einfach nur verunsichert.
Zu Recht: Denn knapp zehn Prozent aller Fahrzeuge mit Ottomotor vertragen den Biosprit nicht. Zu aggressiv sei der Ethanol-Anteil. "Dichtungen könnten sich dadurch auflösen", bestätigt Mario Keller, Obermeister bei der Kfz-Innung Köthen. "Sobald man aber weiß, ob es das Auto verträgt, halte ich es für unbedenklich E 10 zu tanken", sagt er.
Autofahrer müssten sich unbedingt schlau machen, rät Ralf Jaguste. "Entweder beim Autohersteller oder in der Werkstatt." In seiner Aral-Tankstelle liege zudem eine Broschüre mit Informationen aus. Andere Tankstellen verzichten darauf: "Wir dürfen keine Empfehlungen geben", sagt Peter Gebbert. An der Jet-Tankstelle in der Leipziger Straße in Köthen weisen Aufkleber auf den neuen Kraftstoff hin. "Wir haben auch eine Hotline-Nummer ausliegen, bei der die Kunden nachfragen können", schildert Inhaber Martin John. An der Tankstelle gibt es den Sprit seit vergangener Woche. Wie seine Kundschaft bisher darauf reagierte, wollte John nicht verraten.