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Köthen Köthen: Endspurt ab der Fähre

Von matthias bartl 23.04.2012, 17:35

köthen/aken/MZ. - "Toni" hat am Herumstehen so gar keine Freude. Er stampft, er schüttelt den Kopf, er stupst seinen Kompagnon in die Seite: Mach hin, Carl-Heinz! Pilger Carl-Heinz Schmidt hingegen krault seinem "Toni" die Ohren - eine kleine Aufforderung zur Geduld hier an der Akener Fähre und ein kleiner Dank für die Hilfe des Ponys, das gemeinsam mit Carl-Heinz Schmidt den Lutherweg auf der vollen Länge durchschritten hat.

In Köthen ist Pilger Carl-Heinz am Sonnabend angekommen und hat hier am Sonntag am Gottesdienst teilgenommen. Die richtige Abschlussveranstaltung fand am Montag in Wohlsdorf statt, wo Wolf von Bila sein Zuhause hat. Von Bila ist - genau betrachtet - der Erfinder des Lutherwegs als Rundkurs, hat auf diese Weise Anhalt in den Lutherweg integriert und darüber hinaus direkt neben der Wohlsdorfer Kirche eine ausgersprochen komfortable Übernachtungsstätte für Pilger geschaffen. Auch Carl-Heinz Schmidt konnte sich davon überzeugen.

Schmidt ist einer, der sich für buchstäblich alles interesseiert, was mit der anhaltischen Geschichte zu tun hat. Der Bernburger ist Stadtführer nicht nur in der Saalestadt, sondern auch in Köthen. Er ist schon als Albrecht der Bär aufgetreten und hatte gemeinsam mit Dietmar Bräuer die Idee, es doch auch mal als Pilger auf dem Lutherweg zu versuchen. Bräuer, Präsident des Rotary-Clubs Bernburg-Köthen, erinnert sich noch genau: "Wir waren beim Lutherweg-Tag in Eisleben und haben festgestellt, jeder macht irgendwas. Es fehlte aber Verbindendes."

Dafür hat Schmidt nun auf rund 410 Kilometern gesorgt. "Eher waren es ein paar Kilometer mehr", sagt der Pilger, "weil ich mich ein paar Mal verlaufen habe." Überall am Wegesrand sei er sehr gastfreundlich behandelt worden. Und gut beköstigt: "In Coswig gab es Treidlerschnaps, in Steckby Biberschnaps, in Zerbst Bitterbier."

Auch an fester Nahrung hat es nicht gemangelt, wie auch nicht an Quartier für Pilger und Pony. In unterschiedlicher Qualität allerdings. Einmal geradezu luxuriös: In Wittenberg etwa gab es für "Toni" bei Tierarzt Schwede einen Pferdestall der S-Klasse. Ein andermal eher rustikal: Auf der Roßlauer Wasserburg nächtigten Schmidt und sein Pony in einer eingelagerten Glühweinbude. Was der Pilger mit Gelassenheit nahm. "Das gehört dazu."

Für die lange Tour hat der Wandersmann vorweg mit Nachbars Hund trainert. Und beim Pilgern bald festgestellt, dass es "eine mentale Sache" ist. Bei der man sich, angesichts blaugelaufener Oberschenkel auch selbst motivieren muss - zum Beispiel durch die Vorfreude auf eine ganz heiße Dusche. "Das hilft."