Köthen Köthen: Ein Teil der Belegschaft muss freigestellt werden
KÖTHEN/DÜSSELDORF/MZ. - Drei Monatslöhne bzw. -gehälter für die rund 200 Mitarbeiter der Möbelwerk Eggerath Köthen GmbH sind über Insolvenzgeld abgesichert. Der rückständige Mai ist ausbezahlt worden, der Juni inzwischen auch. Die Auszahlung des Insolvenzgeldes für den dritten Monat, den Juli, ist von der zuständigen Arbeitsagentur Aachen bewilligt worden und dürfte in den kommenden Tagen anstehen. Das erfuhr die MZ am Telefon von Paul Fink aus Düsseldorf. Der promovierte Jurist, Mitarbeiter der Firma FRH Rechtsanwälte - Steuerberater, ist der Insolvenzverwalter des Köthener Betriebes.
Trotz dieser erfreulichen Tatsache hat die aktuelle Situation bei Eggerath auch eine Kehrseite, die Fink nicht verschwieg: Inzwischen ist das Insolvenzantragsverfahren beendet. "Damit haben wir Ende der vergangenen Woche beim zuständigen Amtsgericht die Eröffnung der Verfahren angeregt", so der Jurist. Damit verbunden habe man seit dem 1. August die Situation, dass die gesamten Kosten getragen werden müssen - Insolvenzgeld steht nach drei Monaten nicht mehr zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund habe man am Freitag eine Mitarbeiterversammlung durchgeführt, auf der man mitteilen musste, dass ein größerer Teil der Belegschaft zunächst freigestellt werden müsse. "Weil wir nicht alle voll beschäftigen und auch nicht bezahlen können." Dafür sei das Auftrags- und Umsatzvolumen im Moment zu gering. Wie viele Leute das betreffe, sei noch in Planung.
Nichtsdestotrotz laufe der so genannte Investorenprozess weiter. Paul Fink: "Besichtigungen haben bereits stattgefunden, es gibt mehrere Interessenten." Dennoch gibt es weiter Hoffnung für Möbelwerk Eggerath Köthen GmbH. Ziel sei es, dass einer der Investoren den Betrieb - wenn möglich die gesamte Firmengruppe - übernimmt und dann auch wieder in vollem Umfang für Aufträge sorgt. Wobei der Insolvenzverwalter unmissverständlich zum Ausdruck brachte, dass dabei die Priorität beim Köthener Betrieb liege. Fink: "Köthen steht in diesem Prozess im Vordergrund. Wegberg spielt in Bezug auf die Personalplanung eine untergeordnete Rolle."
Die neuerliche Schieflage von Eggerath ist laut Paul Fink entstanden, weil die Aufträge bereits Anfang des Jahres massiv zurückgegangen seien. Auch durch Vorinsolvenzen habe die Eggerath-Gruppe zu dieser Zeit keine Bankenfinanzierung mehr gehabt, sondern sich durch so genanntes Factoring finanziert. In einer solchen Situation schlagen sich Auftragsrückgänge sofort in der Liquidität nieder. Das habe in kurzer Zeit zur Insolvenz geführt.
Wie dem Portal "Möbelmarkt Online" im Internet zu entnehmen ist, ist dies für Eggerath bereits die zweite Insolvenz. Bereits Ende Mai 2006 hätten die Eggeraths für die gesamte Eggerath-Unternehmensgruppe, die damals drei Werke (in Heinsberg, Mühlberg / Elbe und Köthen) betrieb, Insolvenz anmelden müssen. Danach habe man den Produktionsstandort in Köthen sowie das Warenlager in Wegberg erworben und sei neu durchgestartet.