Köthen Köthen: Ein Goldschatz im Guckkasten
KÖTHEN/MZ. - Puppentheater ist seine Welt - der Kasper sein unangefochtener Favorit. Die Rede ist von Jens Hellwig. Am Sonntag gastierte der freischaffende Puppenspieler im Anna-Magdalena-Bach-Saal des Köthener Veranstaltungszentrums. Auf dem Programm stand das Stück "Kasper und der Goldschatz in der Mühle".
"Die drei kleinen Schweinchen sind leider krank", teilte Jens Hellwig dem Publikum mit. Der Vorhang sollte sich an diesem Tag eigentlich für die possierlichen Gefährten des Puppenspielers Helmut Parthier heben. Da dieser jedoch erkrankt war, packte Jens Hellwig seinen Koffer und sprang kurzfristig ein.
"Ich habe euch heute meine Kasperbude mitgebracht", begrüßte er die kleinen und großen Gäste. Kinder, Eltern und Großeltern hatten auf den Stühlen Platz genommen. Veranstaltungen für die ganze Familie sind Jens Hellwig am liebsten. Dann gilt es nämlich, nicht nur die Jüngsten zu unterhalten, sondern auch Erwachsene zum Schmunzeln zu bringen.
Während seine kleinen Gäste bereits darüber lachten, dass Kasper sich die Nase stieß, hatte Jens Hellwig für die Erwachsenen den ein oder anderen neckischen Kasperkommentar auf Lager. Das liebe Geld bot sich dafür besonders gut an - zumal es auch noch wunderbar in die Geschichte passte.
Die handelte nämlich von einem Goldschatz auf dem Dachboden der Mühle, von dem allmählich jeder wusste - nur der Müller nicht, der das Geld bitter nötig hätte, um seine Schulden abzuzahlen. Zauberer Karfunkel und Teufel Fitzliputzli wollten sich den Schatz unter den Nagel reißen, hatten die Rechnung allerdings ohne den gewieften Kasper gemacht.
Der hatte nicht nur ein paar saftige Sprüche auf Lager und degradierte den Teufel prompt zum "explodierten Handfeger", sondern mopste zudem die Säcke voller Gold und übergab sie dem Müller. Dass Kasper ein Robin Hood der Märchenwelt ist, bewies er auch im zweiten Stück: "Der Räuber Karasek". Ungeniert stibitzte er der Hexe den Korb seiner Großmutter, den der Räuber zuvor für die hakennasige Alte gestohlen hatte. Ein lauter Knall und die Hexe explodierte vor Wut.
Dass Räuber und Hexe ihre gerechte Strafe bekommen haben, freute den fünfjährigen Max. Er hatte die Stücke aufmerksam verfolgt. "Für ihn sind Puppenspiele immer interessant", erzählte Sandra Kuhn. Mit ihrem Sohn hat die Köthenerin schon mehrere Kindermatinees besucht und war jedes Mal begeistert. "Es ist immer eine Lehre dabei", weiß die Mutter zu schätzen.
Mit dem Stück "Kasper und der Goldschatz in der Mühle" tritt Jens Hellwig in die Fußstapfen des Puppenspielers Egon Gäble. Der legendäre Dresdener "Zookasper" war dafür bekannt, dass er seinen Puppen mit viel Liebe zum Detail Leben einhauchen konnte. Jens Hellwig hat nicht nur seine Geschichten, sondern auch die pittoresken Figuren geerbt.
An der Berliner Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" hat er das nötige Rüstzeug gelernt, um Puppen zum Leben zu erwecken. Seine Erfahrungen gibt Jens Hellwig mittlerweile als Dozent weiter. "Nicht jeder Puppenspieler ist gleichzeitig ein Kasperspieler", erklärte er. Heutzutage würden Studenten in verschiedensten Bereichen der darstellenden Kunst ausgebildet.
Das klassische Guckkastentheater sei eine Spielvariante von vielen. "Seit den 60er Jahren hat sich das Puppentheater immer mehr geöffnet", erzählte der gebürtige Dresdener. Ob er sich für die geschlossene oder offene Spielweise entscheidet, hängt vom Stück ab. "Kaspertheater ist meine Spezialstrecke", machte der Puppenspieler deutlich. Und das gehöre streng genommen nun einmal in die Guckkastenform.