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Köthen Köthen: Biosolarzentrum entsteht

Von UTE HARTLING-LIEBLANG 03.03.2011, 20:08

KÖTHEN/MZ. - In drei bis vier Jahren will die Firma Großmann Ingenieur Consult GmbH (Gicon) als Wettbewerber ganz vorn im Bereich der Algenwirtschaft mitmischen. Das sagte Geschäftsführer Prof. Jochen Großmann am Donnerstag nach der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages mit der Hochschule Anhalt in Köthen, die er zusammen mit Präsident Prof. Dieter Orzessek vornahm.

In dem neuen Köthener Biosolarzentrum, das spätestens 2016 fertig sein soll, sollen Mikroalgen künftig industriell produziert werden. Diese schnell wachsenden Pflanzen bauen ihre Biomasse auf, indem sie mit Hilfe des Sonnenlichtes Kohlendioxid aus der Luft entnehmen und Sauerstoff abgeben. Daher ist die Biosolartechnologie ein wichtiger Hoffnungsträger in Sachen regenerative Energien und trägt dem wachsenden Energiebedarf der Menschen, der in den kommenden Jahren um 50 bis 60 Prozent steigen wird, Rechnung.

Dabei ist die Alge um ein Vielfaches effektiver als zum Beispiel Energiepflanzen wie Raps. Hinzu kommt, dass die Algen-Kultivierung im Reaktor und damit auf viel kleineren Flächen, umweltfreundlich und unabhängig von Witterungseinflüssen erfolgen kann.

Die Köthener Hochschule verfügt über das entsprechende Algen-Know-how und ist mit Wissenschaftlern wie Prof. Carola Griehl, Leiterin des Innovationslabors Algenbiotechnologie und Themenbotschafter "Zukunft der Energie", in diesem Sektor bestens aufgestellt. Gicon setzt dabei auch auf Erfahrungen aus einem Patent für Biogasanlagen und strebt eine hocheffiziente Prozesskopplung an. "Bislang konnte sich eine industrielle Nutzung der Alge aufgrund mangelnder Produktivität und Effektivität der vorhandenen Photobioreaktorsysteme noch nicht im großen Stil durchsetzen", erklärt Griehl.

Eine vom Wirtschaftsministerium des Landes mit rund 430 000 Euro geförderte Versuchsanlage für einen neuartigen Algenreaktor zur Biomasseerzeugung, der am Donnerstag von Wirtschaftsminister Reiner Haseloff und Kultusministerin Birgitta Wolff (beide CDU) in Betrieb genommen wurde, soll nun den Durchbruch bringen. Man erwarte sich davon einen "Exportschlager made in Sachsen-Anhalt", hieß es am Donnerstag bei der Inbetriebnahme. Die Entwicklung von Produktionsverfahren im industriellen Maßstab sei eine Herausforderung für Wissenschaft und Wirtschaft im Land. Daher wollen Hochschule, Gicon sowie weitere Partner, darunter die Weißandt-Gölzauer Firma Pergande, ihre Kräfte bündeln und international wettbewerbsfähige Lösungen in der Biosolartechnologie entwickeln. Gleichzeitig soll für wissenschaftlichen Nachwuchs im Biosolarbereich gesorgt werden.

Gicon-Geschäftsführer Großmann übergab dem Dekan des Fachbereiches Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik der Hochschule, Prof. Joachim Bremer, deshalb einen Scheck in Höhe von 3 600 Euro für ein Deutschlandstipendium. "Wir werden dafür einen würdigen Studenten finden", versprach Bremer.