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Kontakt ins Jenseits? Kontakt ins Jenseits?: Köthener in Burgen und Schlössern auf Geistersuche

Von Doreen Hoyer 07.07.2018, 07:00
Susanne Schickedanz und David Krombholz sind zwei von drei Mitgliedern der „New Generation Ghosthunter“.
Susanne Schickedanz und David Krombholz sind zwei von drei Mitgliedern der „New Generation Ghosthunter“. Heiko Rebsch

Köthen - Dass viele Leute ihnen nicht so recht glauben, wissen Susanne Schickedanz und David Krombholz. Die beiden Köthener gehören zur Gruppe „New Generation Ghosthunter“ - wörtlich übersetzt sind sie also eine neue Generation von Geisterjägern. Oder wie die beiden es ausdrücken: „Wir sind paranormale Ermittler.“

Zusammen mit ihrem Freund David Worbs aus Bernburg versuchen sie zum Beispiel in Burgen, alten Kliniken oder verlassenen Hotels, Kontakt zu Verstorbenen aufzunehmen, die früher an diesen Orten gelebt haben. Und das gelinge ihnen auch, wie die beiden betonen.

Für den übersinnlichen Kontakt brauchen die Köthener Geisterjäger einiges an Ausrüstung

Dazu brauchen die Köthener einiges an Ausrüstung - Kameras und ein Diktiergerät gehören dazu, um Bilder und Stimmen aufzunehmen. Aber zum Beispiel auch ein Gerät, das magnetische Schwingungen anzeigen soll, Bewegungsmelder und ein Metalldetektor.

Wenn sie an einem Ort nach paranormalen Vorkommen suchen, gehen die drei folgendermaßen vor: „Erstmal müssen wir uns um die Organisation kümmern. Dürfen wir das Gebäude überhaupt betreten? Das müssen wir mit dem Besitzer klären“, sagt Susanne Schickedanz. Klar gebe es einige Geisterjäger, die auch vor Hausfriedensbruch nicht zurückschreckten, aber für sie sei das absolut tabu.

Im Gebäude macht die Gruppe dann Tests, um Reaktionen von Verstorbenen zu bekommen. „In einer Burg zum Beispiel haben wir Brot, Salz und Wein als eine Art Gastgeschenk aufgestellt.“ Dann werden die Verstorbenen angesprochen, man stellt ihnen Fragen, bittet sie, sich zu zeigen - und hofft, dass etwas passiert. Und tatsächlich habe sich die Brotscheibe schließlich scheinbar wie von selbst bewegt.

Kinderstimme auf der Audioaufnahme

Häufig bemerke man auch erst hinterher etwas, beim Auswerten der Tonaufnahmen, Geräusche, die vor Ort nicht zu hören waren - und die normal nicht zu erklären seien. „Wenn man in der Aufnahme zum Beispiel eine Kinderstimme hört, obwohl gar kein Kind anwesend war, ist das so ein Moment“, sagt Susanne Schickedanz.

Bei einem Einsatz habe sie hinter ihren Freunden auch schon eine Frau mit langen schwarzen Haaren auftauchen sehen, die kurz zuvor in einem anderen Raum des Hauses von einer anderen Ghosthunter-Gruppe gesehen worden war. „Wir hatten keine Möglichkeit, uns vorher abzusprechen, haben aber trotzdem dieselbe Person gesehen.“

„Wir kümmern uns schon, natürliche Ursachen auszuschließen“

Häufig würden ihre Erlebnisse angezweifelt, berichten die beiden. „Aber wir kümmern uns schon darum, natürliche Ursachen auszuschließen. Wenn etwa eine Treppenstufe knarzt oder der Wind heult, ist klar, dass die Geräusche in den Aufnahmen sind und wir bedenken das auch“, so Krombholz.

Der gebürtige Köthener interessiert sich seit seiner Kindheit für alles Paranormale. Seine Freundin Susanne dagegen war zunächst skeptisch, hat aber nach eigenen Angaben schließlich dazugelernt. Zunächst schlossen sie sich einer Ghosthunter-Truppe in Leipzig an, ehe sie 2013 ihre eigene Gruppe zusammen mit David Worbs gründeten.

Es gibt etwa 25 weitere Geisterjäger-Gruppen in Deutschland

Die „New Generation Ghosthunter“ sind nicht allein. Etwa 25 ähnliche Gruppen gebe es in Deutschland, sagt David Krombholz. Sie stehen in Kontakt, 2019 soll ein großes Treffen in Sachsen-Anhalt stattfinden, wahrscheinlich in Wittenberg.

Ihre Familien unterstützten sie bei ihrem Hobby, sagen Susanne Schickedanz und David Krombholz. Manche Freunde dagegen seien eher skeptisch und auch die Reporterin hat so ihre Zweifel. Das kennen die beiden, es macht ihnen nichts aus. „Entweder man glaubt daran oder eben nicht. Wir zwingen keinem etwas auf“, meint Susanne Schickedanz. Wobei es bei freundlichen Zweifeln an der Existenz von Geistern nicht immer bleibt.

„New Generation Ghosthunter“ auch von Privatleuten gerufen – sie nehmen kein Geld

Momentan habe man wenig Zeit dafür, doch bei Bedarf haben die drei auch schon Hausbesuche bei Privatleuten gemacht, die meinen, bei ihnen daheim seien Geister am Werk. „Und da ist es auch schon vorgekommen, dass uns jemand reinlegen wollte mit gestellten Fotos von Raucherscheinungen im Wohnzimmer.“ Wie in einem Spiegel am Rand des Fotos zu sehen war, waren die Rauchschwaden nichts Übernatürliches, sondern kamen aus einer E-Zigarette. „Solche Leute gibt es eben. Aber andere melden sich, weil sie wirklich Aufklärung suchen“, meint der 29-jährige Schweißer.

Im Vorfeld ihrer Untersuchung bitten die Ghosthunter die Bewohner, die meinen, Geister in ihrer Wohnung zu haben, ein Protokoll zu führen. Zwei Wochen lang soll dokumentiert werden, wann und in welchem Zimmer sich was ereignete. Dann prüfe die Truppe mit ihrer Ausrüstung, ob sich etwas Paranormales in der Wohnung zeige. Sie nähmen für solche Einsätze kein Geld, betonen die Köthener. „Das machen wir nicht, es ist ja unser Hobby. Aber ja, ich weiß, dass es so etwas gibt: Leute, die für ihre Untersuchung Geld verlangen“, sagt die 25-jährige Susanne Schickedanz.

Treffen in einem verlassenen Hotel im Schwarzwald

Die Köthener Truppe ist derzeit ein wenig im Stress. Anfang Juli war sie für ein Wochenende auf Burg Arnstein bei Sylda. Bei einem Fest demonstrierten die Ghosthunter dem Publikum ihre Arbeit und spendeten Geld für die Restaurierung der dortigen Burgruine.

Und die drei bereiten sich schon auf das nächste Event vor: Am Wochenende treffen sie sich mit Gleichgesinnten in einem verlassenen Hotel im Schwarzwald. Als Gäste und vermeintliche Hotelangestellte wollen sie den Betrieb, wie er vor etlichen Jahren war, nachstellen - und so vielleicht paranormale Existenzen dazu bringen, sich zu zeigen. (mz)

Blick in einen Koffer voller Ausrüstung für paranormale Ermittler.
Blick in einen Koffer voller Ausrüstung für paranormale Ermittler.
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