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Konditionen werden teurer Konditionen werden teurer: Abwasserverband Köthen wird Klärschlamm immer schwerer los

Von Matthias Bartl 03.01.2019, 13:56
Noch ist Platz für den Klärschlamm auf der Köthener Kläranlage.
Noch ist Platz für den Klärschlamm auf der Köthener Kläranlage. Ute Nicklisch

Köthen - Zu all den Problemen, mit denen sich der Geschäftsführer des Abwasserverbandes Köthen, Thomas Winkler, derzeit auseinanderzusetzen hat, ist in den zurückliegenden Monaten ein weiteres hinzugekommen: die Klärschlammentsorgung.

Die war in den zurückliegenden Jahren nie ein ernsthaftes Problem, sondern immer nur eine Aufgabe, die man per Vertrag an Dritte abgegeben hat - an Landwirte oder an Transportunternehmen, die den Klärschlamm des Verbandes übernahmen und entweder als Dünger verwendeten oder entsorgten.

Das jedoch ist in den vergangenen Monaten zunehmend schwieriger geworden. Was an der Klärschlamm- und Düngemittelverordnung liegt, die vom Bund im Jahr 2017 novelliert wurde. Womit eine deutliche Verschärfung der Vorschriften einherging, die es etwa viehhaltenden Betrieben der Landwirtschaft kaum noch ermöglicht, zusätzliche Mengen am organischen Fremddüngern aufzunehmen. Auch nicht den Klärschlamm aus Köthen.

„Bei uns fallen im Jahr etwa 2.200 bis 2.500 Tonnen Klärschlamm an“

„Bei uns fallen im Jahr etwa 2.200 bis 2.500 Tonnen Klärschlamm an“, erläutert Thomas Winkler. Dieser Klärschlamm setzt sich im Zuge der Abwasserklärung zunächst im Nachklärbecken der Anlage ab, läuft anschließend durch eine Zentrifuge, in der das Wasser separiert wird. Der so behandelte Klärschlamm wird letztlich auf Freiflächen gelagert und trocknet dort noch nach.

„Auf diese Weise haben wir bis zu drei große Kampagnen im Jahr, in denen der getrocknete Schlamm von Transportunternehmen abgeholt und auf landwirtschaftliche Flächen gebracht wird“, schildert der Geschäftsführer den Werdegang der Entsorgung.

Köthener Schlamm für die Landwirtschaft gut geeignet, weil er kaum Schadstoffe beinhaltet

Eigentlich sei es egal, was man mit dem Klärschlamm anstellt, sagt Winkler: „Letztlich entscheiden die Kosten, was man bevorzugt: die Verwendung in der Landwirtschaft, die Deponierung oder die Verbrennung.“ Der Köthener Schlamm sie für die Landwirtschaft schon deswegen gut geeignet, weil er kaum Schadstoffe beinhalte, dafür aber Mineralien wie Phosphate.

Die novellierte Verordnung bringt nun mit sich, dass weniger Klärschlamm bzw. Dünger pro Quadratmeter ausgebracht werden darf. „Damit entstehen längere Transportwege, weil immer weniger landwirtschaftliche Flächen für den Klärschlamm zur Verfügung stehen.“ Die Folgen für den Verband: Die bisherigen Entsorgungspreise sind nicht mehr zu halten und der Verband muss sich Gedanken darüber machen, wie er mit dem anfallenden (und nicht zu vermeidenden) Klärschlamm in der Zukunft umgehen will.

Die Verbrennung einer Tonnen Klärschlamm kostet etwa 100 Euro

Was ebenso ein ökonomisches wie ein technisches Problem ist. Bislang hat der Verband 25 bis 30 Euro pro Tonne Klärschlamm bezahlen müssen, wenn dieser in Richtung Landwirtschaft gegangen ist. Das wird nicht mehr zu halten sein. Die Verbrennung einer Tonnen Klärschlamm kostet etwa 100 Euro.

Für den Verband gehe es jetzt darum, nach Partnern zu suchen, die eine landwirtschaftliche Verwendung des Schlamms zu vernünftigen Preisen anbieten. Ob man dabei fündig wird, ist offen, so dass gleichzeitig auch noch andere Varianten durchspielt.

Nämlich die Verbrennung in Eigenregie. Angesicht von 100 Euro pro Tonne sei es sogar überlegenswert über eine eigene kleine technische Anlage zur Verbrennung nachzudenken, sagt Winkler - eventuell in Kooperation mit weiteren Partnern, „damit man am Ende eventuell bei 80 Euro pro Tonnen landet“. Darüber müsste freilich erst einmal eine Machbarkeitsstudie erhoben werden. Drängend ist das Problem allerdings noch nicht. „Wir sind 2018 immerhin noch Teilmengen losgeworden, wenngleich nicht mehr so viel wie früher. Und Lagerplatz ist auch noch vorhabenden“, sagt Thomas Winkler. „Aber 2019, spätestens 2020 müssen wir Klarheit haben, wie es weitergeht.“ (mz)

Klärbecken der Anlage
Klärbecken der Anlage
Ute Nicklisch