Knackpunkt Nahverkehr Knackpunkt Nahverkehr: Schule Gröbzig will sich für Schüler aus Saalekreis öffnen

Gröbzig - Mit einer Berufsmesse für die Schüler der Klassen acht bis zehn hat die Gemeinschaftsschule Gröbzig vor wenigen Tagen zum zweiten Mal auf sich aufmerksam gemacht. Und auch das Berufswahlsiegel hat die Einrichtung bereits zum dritten Mal verteidigt. Es kann also nicht alles schlecht sein, was dort für die Jungen und Mädchen getan wird. Und um dies noch lange zu ermöglichen, müssen die Lehrkräfte auch an die Zukunftsausrichtung ihrer Schule denken.
Also entstand die Idee, sich auch für Schüler aus dem nördlichen Saalekreis zu öffnen, „denn Platzkapazitäten gibt es noch zur Genüge“, wie Schulleiterin Ute Zerbe sagt. Und außerdem hält der Saalekreis eine solche Schulform in dem besagten Territorium nicht vor. Erste Gespräche mit dem Saalekreis gab es bereits im Mai dieses Jahres. Das Interesse der Nachbarn ist durchaus vorhanden. Und zwar so groß, dass sich nun auch der Bildungs- und Sportausschuss des Landkreises Anhalt-Bitterfeld mit dem Thema beschäftigt hat. Um es vorwegzunehmen: Der Ausschuss hat die Umsetzung dieses Projekts mit großer Mehrheit beschlossen.
Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld muss auf die Erhebung eines Gastschulbeitrags verzichten
Zwei Voraussetzungen, dass dieses Vorhaben ab dem Schuljahr 2020/21 Wirklichkeit werden kann, standen bereits in dem Grundsatzbeschluss, den der Ausschuss zu fassen hatte. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld muss auf die Erhebung eines Gastschulbeitrags von 460,16 Euro pro Jahr und Schüler verzichten. Und dem Saalekreis dürfen keine zusätzlichen Kosten durch die Beförderung der Schüler nach Gröbzig entstehen. „Der Verzicht auf die Erhebung von Gastschulbeiträgen ist eine wesentliche Voraussetzung für eine positive Entscheidung des Landkreises Saalekreis hinsichtlich der Entsendung von Schülern nach Gröbzig“, steht in der Beschlussvorlage.
Das klingt nach sanftem Druck, zumal noch niemand sagen kann, um wie viel Geld es dabei wirklich geht, weil die Anzahl der Schüler, deren Eltern das Angebot annehmen, noch nicht feststeht. Und weil für die größte Kalamität noch niemand eine Lösung hat. „Die Busverbindung ist das akute Problem. Wir haben weder im eigenen Landkreis noch zum Saalekreis Busverbindungen, die uns als Standort attraktiv machen“, sagt Schulleiterin Ute Zerbe.
Am Erhalt der Einrichtung in Gröbzig als Gemeinschaftsschule scheint allen gelegen
Daran will es Kreistagsmitglied Andreas Wolkenhaar (CDU) aber nicht scheitern lassen. „Die entscheidende Frage ist: Stehen wir zu dem Standort Gröbzig, egal ob als Gemeinschafts- oder Sekundarschule? Da besteht Zeitdruck, weil sich viele Schüler im Halbjahr entscheiden.
Und wenn der Saalekreis nächste Woche entscheidet, in seinem nördlichen Teil doch eine Gemeinschaftsschule aufzumachen, sind die Schüler weg“, sagte Wolkenhaar. Stefan Hemmerling (CDU) befürchtet Ärger mit der Kommunalaufsicht, „weil der Landkreis zum Sparen verpflichtet ist, aber auf Einnahmen verzichtet“. Doch auch er ist sich der Problematik wohl bewusst. „Ein Rückwechsel zur alten Schulform würde das Problem nicht lösen“, erklärte Hemmerling.
Nach dem positiven Votum des Bildungsausschusses müssen nun der Kreis- und Finanzausschuss sowie der neue Kreistag über das weitere Vorgehen abstimmen. Fakt ist, am Erhalt der Einrichtung in Gröbzig als Gemeinschaftsschule scheint allen gelegen. Also gilt es jetzt die Probleme aus dem Weg zu räumen. Auch wenn der Landkreis beim Transport der Schüler neue Wege beschreiten muss. Der „Shuttle regional“, der seit September 2018 bereits die behinderten Kinder im Landkreis Anhalt-Bitterfeld zu ihren Schulen in Köthen transportiert, hat schon bei seinem Dienstantritt bekundet, dass bei dieser Klientel auf längere Zeit nicht bleiben soll. (mz)