Klein-Ariane kam aus Port Elizabeth
KÖTHEN/MZ. - Währenddessen steht das Telefon von Vater Sascha nicht still. Auf den ersten Blick eine ganz normale Familie. Doch ein zweiter Blick lohnt sich.
Internationaler Stammbaum
Ariane Elizabeth ist in gewisser Weise ein besonderes Baby: Sie ist wohl Köthens Einwohnerin mit dem internationalsten Stammbaum und der weitesten Anreise. "Die Seite meiner Mutter hat irische und britische Wurzeln, die Familie meines Vaters französische und holländische. Ich bin Südafrikanerin und mein Mann Sascha ist Deutscher", erzählt Mutter Janine Wirth, die bis vor 20 Monaten noch in Port Elizabeth in Südafrika wohnte.
Arianes Name ist mit Bedacht gewählt. "Wir wollten einen Namen, der sich auf Englisch und Deutsch gleich spricht und Elizabeth steht für den Ort an dem mein Mann und ich uns kennen gelernt haben."
"Ariane ist unser wohl am weitesten gereistes Baby", sagt Assistenzärztin Bianka Hohmann mit einem Lächeln. Eine Mutter aus Südafrika konnte auch sie bisher noch nicht auf dieser Station begrüßen. Der Köthener Sascha Wirth begegnete der 30-Jährigen, als er sechs Monate lang in Port Elizabeth arbeitete. "Wir wohnten in der selben Straße. Mein Vermieter war ein guter Freund von Janine", erinnert sich Sascha Wirth. Beim Kennenlernen machte es "Klick" und beide verliebten sich ineinander.
"Das war im Sommer 2007. Im Dezember musste Sascha wieder zurück nach Köthen", erzählt Janine Wirth. Fast 10 000 Kilometer trennten sie und ihren Mann damals. Per Telefon und Skype - das ist ein Internetprogramm - redeten sie täglich miteinander, meist stundenlang. Ende 2007 besuchte sie ihren Mann in Deutschland, lernte seine Familie kennen.
Die Chemie stimmte - auf beiden Seiten. Im Februar 2008 verbrachte Wirth seinen Urlaub in Südafrika. Am 13. Februar feierte das Paar Verlobung, 22 Stunden später gaben sich die beiden das Ja-Wort.
Schnelle Entscheidungen
So schnell, wie der Entschluss zur Hochzeit fiel, so schnell fiel auch die Entscheidung über eine gemeinsame Zukunft in Köthen. "Es war uns klar, dass wir nicht in Südafrika bleiben wollen", sagt Janine Wirth, lehnt sich gemütlich zurück und strahlt reine Zufriedenheit aus.
Sie hatte ein Jobangebot in Johannisburg. "Doch dort ist es viel zu gefährlich, und der Verkehr ist schrecklich. Das ist nichts für eine Familie." Auch Kanada oder Australien waren Alternativen, die das Ehepaar ins Auge fasste. "Dort spricht man Englisch. Janine konnte damals noch kein Wort Deutsch, und mein Englisch ist gut", fügt Sascha Wirth hinzu. Doch letztendlich fiel die Wahl auf Köthen.
"Ja, Köthen", wiederholt Janine Wirth und schmunzelt. Die neue Heimat ist jedoch kaum mit der alten zu vergleichen. "Die Winter sind zu lang, und das Meer ist weit weg", nennt die nun dreifache Mutter die größten Unterschiede. Denn in Südafrika wohnte sie direkt am Meer gemeinsam mit ihrem neunjährigen Sohn Ethan und der achtjährigen Tochter Raeghan, die sie mit in die Ehe gebracht hatte. Doch die Familie ihres Mannes ist hier zu Hause, und zumindest er konnte weiterhin als Ingenieur in Halle arbeiten.
Umstandskleidung online
"Es sprach vieles für Köthen." Außerdem ist Janine Wirth Frau genug, auch hier ihren Weg zu machen. In Südafrika war sie Geschäftsführerin, hier ist sie selbstständig. Innerhalb von zwei Jahren lernte sie die Sprache und schmiedet nun fleißig Geschäftspläne.
"Gerade während der Schwangerschaft habe ich gemerkt, dass es wenig schöne Schwangerschaftsmode gibt." Nun möchte sie einen Online-Shop aufmachen mit moderner Umstandskleidung. "Immer nach Leipzig fahren zu müssen, ist zu weit, und dort ist alles so teuer."
Damit ist die Zukunft in den nächsten Jahren klar. Die kleine Familie, die nun bereits seit 20 Monaten in Köthen lebt, möchte hier bleiben. "Aber wir möchten in diesem Jahr auch unbedingt mal wieder nach Südafrika fliegen", sagt Janine Wirth.
Seit ihrem Umzug nach Deutschland im Mai 2008 hat sie ihre Familie nicht mehr gesehen. Allerdings wird das Vorhaben wohl erst Ende des Jahres spruchreif. "Zum einen findet da unten die Weltmeisterschaft im Fußball statt. Das ist uns zu viel Trubel", erklärt der 29-jährige Vater. Zum anderen sei der 21-stündige Flug mit der kleinen Tochter zu anstrengend.