Klassentreffen Klassentreffen: Ereignisreiches Wiedersehen in Görzig

Görzig/MZ - Gleich drei denkwürdige Ereignisse warteten auf die ehemaligen Schüler der Zentralschule Görzig, die 1951 die Schule verließen und sich am Samstag zu einem Klassentreffen verabredet haben: Vor sieben Jahrzehnten sind sie eingeschult worden, mittlerweile kam das 10. Klassentreffen zustande. Das wurde diesmal genutzt, um der evangelischen Kirchgemeinde in Görzig ein historisches Dokument zu überreichen: die Geschichte der Görziger Kirchenglocken. Wie es zur Verknüpfung dieser Ereignisse kam, erzählt der Organisator des Treffens, Wolfgang Schulz, der heute in Schkopau lebt.
„Bei einem früheren Treffen war auch die Tochter unseres Klassenlehrers, Paul Stummer, mit dabei, die heute bei Frankfurt am Main lebt. Sie erzählte mir, dass sie in Besitz dieses Dokumentes ist.“ An die Chronik gelangte sie, weil sie den Sohn des ehemaligen Görziger Pfarrers Hoffmann geheiratet hat. Dieser wiederum war an der Erarbeitung der Görziger Glockengeschichte beteiligt. Er setzte damit die Arbeit von Pastor Lehmann fort, der 1869 mit der Aufzeichnung begann. Das Dokument aus dem Nachlass ihres Schwiegervaters hat Christa Hoffmann nun über Wolfgang Schulz, der mit ihr im Briefkontakt steht, an die Görziger Gemeinde überreicht. „Es wird im Archiv der Kirche eine würdigen Platz erhalten“, verspricht Pfarrer Andreas Karras.
Doch zurück zum Klassentreffen. Die Einschulung der 25 ehemaligen Görziger Schüler erfolgte 1943, also mitten im Zweiten Weltkrieg. Fast alle Väter aus dem Dorf und auch einige Lehrer waren damals als Soldaten eingezogen worden, während die Sechsjährigen das erste Mal zur Schule gingen. Zu ihnen gehörten auch die Görziger Christa Teuke, Helga Nagel, Liesa Schöbe, Werner Schmelzer und Günter Parreidt. Ihre Mitschüler kamen auch aus den Nachbargemeinden, so wie Wolfgang Schulz, der in Köthen geboren wurde und in Glauzig aufgewachsen ist. Und es waren auch Kinder von Umsiedlern, die es zahlreich im Dorf gab, die 1943 in die Zentralschule eingeschult wurden. In dieser Zeit gab es keinen stabilen Klassenverband bis zum Kriegsende, erzählen die Ehemaligen.
Als Wolfgang Schulz vor zehn Jahren, unterstützt von anderen Mitschülern, daran ging, das erste Klassentreffen vorzubereiten, habe man bis auf einen alle ehemaligen 24 Mitschüler ausfindig machen können, erzählt er. Neunzehn seien zum ersten Treffen gekommen, das 2002 nach der Goldenen Konfirmation stattfand. Mit den Jahren wurden es weniger, einige sind schon verstorben, aber der harte Kern kommt jedes Jahr nach Görzig. Diesmal kamen acht der 76-Jährigen. Und sie ließen es sich nicht nehmen, dabei zu sein, als Wolfgang Schulz die Glocken-Chronik an Alfred Hohmann und Joachim Viehl, in Vertretung von Pfarrer Andreas Karras, übergab. Beim anschließenden Mittagessen in Meyers Gaststätte in Schortewitz gab es genügend Gesprächsstoff, Erinnerungen wurden aufgefrischt.
Die Görziger Kirche ist mit der Glocken-Chronik um ein wichtiges Dokument reicher. Vieles wurde hier in den vergangenen Jahren in Angriff genommen, schildert Alfred Hohmann, auf dessen Gehöft 1987 Altar, Taufstein und Kanzel ausgelagert wurden, bis die Kirche Geld zum Restaurieren hatte. Derzeit sind Orgelbauer aus Halle dabei, das historische Instrument wieder zum Klingen zu bringen. „Wir hoffen, dass es im Advent so weit ist“, so Hohmann.
