Kirche Kirche: Protestantische Gelassenheit
Köthen/MZ - Jüngsten Ankündigungen der Landesregierung Sachsen-Anhalts, die an die Kirchen gezahlten Zuschüsse auf den Prüfstand zu stellen, begegne man „mit protestantischer Gelassenheit“, äußerte Kirchenpräsident Joachim Liebig am Freitag auf der Frühjahrstagung Landessynode der Evangelischen Kirche Anhalts in Köthen. Er bezog sich dabei auf einen Beitrag in der MZ vom 2. April, in dem der Kirchenkritiker Carsten Frerk feststellte, dass Sachsen-Anhalt bundesweit pro Kopf die höchsten Zahlungen an die Kirchen leistet.
Die evangelische Kirche sei an einem freundlichen Verhältnis zwischen Kirche und Staat interessiert, betonte Liebig. Diesem Verhältnis sei nicht dienlich, wenn bestehende Verträge in Frage gestellt und die finanziellen Leistungen an die Kirche - im Unterschied zu anderen Trägern öffentlicher Einrichtungen wie Kindergärten und Horte - besonders betrachtet würden.
Zum Verhältnis zwischen Kirche und Staat stellte Liebig fest, dass in der Kritik an die Kirche „ohne Zweifel auch eine grundsätzliche Kirchenfeindlichkeit“ mitschwingt. Würde der Staat die Kirchensteuer nicht mehr einziehen, hätte das die vorläufige Kündigung aller etwa 900 000 kirchlichen Mitarbeiter in Deutschland zur Folge. Der Anspruch der Kirchen gerade in Ostdeutschland sei aber, Kirche für alle Menschen zu sein, nicht nur für Kirchenmitglieder, argumentiert Liebig. Daher sei das gegenwärtige Finanzierungsmodell gut begründet. „Kirche hat für unsere Gesellschaft eine große Bedeutung“, stellte er in seinem Bericht zur Lage der Landeskirche fest, wobei es aus seiner Sicht keine „ungute Verzahnung zwischen Kirche und Staat“ gebe.
Der Kirchenpräsident hob das Engagement der kleinen anhaltischen Landeskirche in der Gesellschaft hervor und nannte als Beispiele ihr Eintreten für den Schutz der Elbe und das Engagement der Kirchengemeinde in Vockerode für ein gutes Miteinander von Bürgern und Asylbewerbern in dem Ort.
Laut Liebig ist die finanzielle Situation der Landeskirche bis 2019 stabil. Weiteren Einsparungen - etwa im Personalbereich - erteilte der Kirchenpräsident eine Absage. „Die Landeskirche hat kein Ausgabeproblem, sondern ein Einnahmeproblem“, die Reformanstrengungen der vergangenen zehn Jahre hätten Früchte getragen. Weitere Einsparungen würden „tief in die Substanz kirchlicher Arbeit der Landeskirche eingreifen“.
Die Landessynode, die in der Europäischen Bibliothek für Homöopathie tagte, diskutierte außerdem über Alternativen für die Wirtschaft zum Wachstum. Bei einem Arbeitsessen am Abend mit dem Köthener Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander (SPD) ging es unter anderem um das Verhältnis von Kommune und Kirche.