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Kinder-Oktoberfest Kinder-Oktoberfest: Köthen kürt junge Madels und Buams

Von Susann Salzmann 30.09.2019, 12:14
Die vierjährige Joleen und der gleichaltrige Nils waren zum Oktoberfest auf dem Marktplatz in Köthen zünftig gekleidet. Der dritte Festtag gehörte den Kindern.
Die vierjährige Joleen und der gleichaltrige Nils waren zum Oktoberfest auf dem Marktplatz in Köthen zünftig gekleidet. Der dritte Festtag gehörte den Kindern. Susann Salzmann

Köthen - Eine echte schwarze Lederhose trug der vierjährige Nils. Ein grünes Karo-Hemd steckte akkurat darin. Nur die Hosenträger fehlten noch, um den Jungen in einen waschechten bayrischen Bub zu verwandeln. Zumindest rein optisch.

Doch der Blondschopf winkte ab. Lederhose, Strumpfhose und Karo-Hemd - da ging der Junge aus Köthen noch mit. Doch die Hosenträger waren dann doch etwas zu viel. Da halfen auch gut gemeinte Argumente seiner Mama Maria Siebert nicht. Die nahm’s letztlich mit Humor. „Wir sind ja wegen des Spaßes hierher gekommen und nicht wegen eines Wettbewerbes“, sagte sie am Sonntag, dem dritten Tag des Köthener Oktoberfestes.

Geglückte Premiere beim Kinder-Oktoberfest in Köthen

Mit-Organisator Krisztián Molnár vom Restaurant Caruso setzte zur vierten Auflage am Sonntag nicht auf ein Frühschoppen, sondern auf ein Kinder-Oktoberfest. Eine Entscheidung, die glückte. Insgesamt 20 Knirpse hüpften auf der Bühne in die Lüfte und lächelten mit Engelsgesichtern ins Publikum.

Keine Frage, welches Geschlecht in Überzahl um den Titel des schönsten Dirndls und der besten Lederhose kämpfte: natürlich die Mädels. Eins fiel besonders auf: die vierjährige Joleen aus Edderitz mit ihrem blauen Dirndl.

Ja, gab ihre Mutter Nicole Mußdorf aus dem Südlichen Anhalt zu, blau sei eher eine Farbe für Jungen. „Sie ist aber eher ein Jungen-Typ, so wie ich“, sagte die junge Frau. Es ist Joleens zweite Tracht. Von Oma gekauft für 40 Euro.

Karnevalsverein unterstützt das Kinder-Oktoberfest

Vorn auf der Bühne praktizierte Thomas Winkler, Präsident der Keethner Spitzen, Laufstegtraining mit den bayrisch angehauchten Buams und Madels. Der Karnevalsverein brachte die Idee zu diesem Kinder-Oktoberfest mit ein und wünscht sich, dass sich in den nächsten Jahren noch mehr (Tanz-)Vereine hier präsentieren. Immerhin resultiere die Idee aus Überlegungen, wie der Sonntag neben den zwei Vortagen - allein der Samstag hatte rund 800 Besucher - zu einem beliebten Besuchertag werden könnte.

Auf der Bühne hat das Publikum mit Matz Jakob seinen bübischen Favoriten an diesem Tag gewählt. Das „Spielenlassen der Muskeln“ des kleines Mannes sorgte bereits beim Vorführen für Johlen und kräftigen Applaus im Publikum.

Trachten kann sowohl Mann als auch Frau etwas abgewinnen. Das zumindest findet Stephanie Günzel. Die 35-Jährige erschien in der typischen Rüschenbluse, einem grauen Dirndl mit grüner Schürze und rechts gebundener Schleife. Rechts gebunden - das bedeutet in der bayrischen Schleifensymbolik, dass das Herz von Günzel bereits vergeben ist. „Trachten ergeben aus wirklich jeder Perspektive ein gutes Bild und machen immer eine gute Figur“, schwärmt die Köthenerin, die bereits seit ihrer Jugend Trachten trägt. Bis zu ihrem Erwachsenenalter aber weniger Dirndl, sondern eher Blusen mit Lederhose.

Oft in Tracht

„Für Röcke und Kleider konnte ich mich anfangs nicht begeistern“, gestand sie. Gegenwärtig sei das anders. Drei Trachten hingen im Schrank. Und einige werden wohl noch dazu kommen, denn Günzel besucht Feierlichkeiten von der Geburtstags- über die Firmenfeier bis zur Hochzeit nur noch im Dirndl. Sogar eigene Hochzeitsdirndl gebe es.

In enger, gemusterter Lederhose, Hemd und mit Hut ist auch Gemahl Mario unterwegs. Und Töchterchen Jayla-Lotta. Die Fünfjährige hat die Bewährungsprobe auf dem Köthener Oktoberfest gut gemeistert. Dafür sorgte Vater Mario morgens für den korrekten Sitz des grünen Dirndls und des rosafarbenen Schürzchens, während sich die Mama anschließend den Haaren widmete und die Haare flocht und kreisrund stylte.

„Nächstes Wochenende geht’s auf die Wiese nach München“, sagte Günzel. Denn die Verwandten wohnen in Bayern. Ob danach für das Töchterchen eine neue Tracht im Schrank hängt? Das ist noch unklar. Aber seit Jayla drei Jahre alt ist, trägt sie Dirndl. Inzwischen hat sie ihr drittes, für das sie sogar eine Medaille bekommen hat.

Frage der Sicherheit

Obwohl das lauschige Flair Besucher des Oktoberfestes zum ersten Besuch oder zum Wiederkommen motivierte, bereitete eines den Veranstaltern etwas Kopfzerbrechen: die Anordnung von Sicherheitsleuten. In diesem Jahr musste doppelt so viel Sicherheitspersonal abgestellt werden wie üblich. Insgesamt 18 Leute über drei Tage.

Davon waren allein vier Security-Leute beim Kinder-Oktoberfest am Sonntag zugange. Ob das notwendig ist, daran zweifelten viele Besucher, die von einer weitestgehend ruhigen Atmosphäre sprachen. (mz)

Allein am Samstag zählte das Fest rund 800 Besucher.
Allein am Samstag zählte das Fest rund 800 Besucher.
Niklas Ponndorf
Vor allem die Mädchen hatten sich für das Kinder-Oktoberfest eine Tracht angezogen.
Vor allem die Mädchen hatten sich für das Kinder-Oktoberfest eine Tracht angezogen.
salzmann
Familie Günzel im Trachtenfieber: Tochter Jayla-Lotta wurde zum schönsten Madel auf dem Kinder-Oktoberfest gewählt.
Familie Günzel im Trachtenfieber: Tochter Jayla-Lotta wurde zum schönsten Madel auf dem Kinder-Oktoberfest gewählt.
Susann Salzmann