Karneval Karneval: Erst der OB dann der Kukakö

Köthen - Wer die jüngste Geschichte des Köthener Karneval auch nur rudimentär im Gedächtnis hat, hätte sich nie vorstellen können, was vor einigen Tagen passierte. Der Kukakö lud ausgerechnet die Keethner Spitzen zu einem Treffen am 31. Januar ein. Ein Treffen, bei dem eine „neue Zeitrechnung“ beginnen sollte: Der Traditionsverein bot den Spitzen an, über Anknüpfungspunkte einer Zusammenarbeit zu sprechen. Das ist umso erstaunlicher, als der Kukakö im Jahr 2014 den Spitzen aus Beleidigungsgründen die Teilnahme am Umzug verwehrt hatte und sich auch seitdem nicht so recht als Freund der orangenen Jecken gezeigt hat. Was freilich nicht so bleiben muss.
Jedenfalls hat Kukakö-Präsidnet Berthold Habekuß bei einem Treffen der Karnevalsvereine des Landkreises in Sandersdorf den Keethner Spitzen, vertreten durch Axel Schüler, die bewusste Einladung überreicht. Der Bitte der MZ um Erläuterung von Hintergründen dazu konnte Habekuß aus Zeitgründen nicht nachkommen.
Keethner Spitzen überrascht und erfreut
Spitzen-Präsident Thomas Winkler hatte Zeit für Antworten: „Wir waren überrascht und haben uns gefreut“, sagt er. Schließlich habe sein Verein bereits am 11.11. zur Sessionseröffnung auf dem Köthener Marktplatz versucht, auf den Kukakö zuzugehen. Die Keethner Spitzen hatten dessen Mitgliedern angeboten, dabei zu sein.
Die jetzige Einladung lehnt der Verein dennoch ab. Aus einem einfachen Grund: Eine Woche später, am 7. Februar, ist das Treffen mit Oberbürgermeister Bernd Hauschild. Und diese Einladung kam nun mal zuerst. Bemerkenswerterweise genau einen Tag vor dem überrschenden Schreiben des Kukakö. „Wir werden der Einladung des OB nicht vorgreifen“, macht Thomas Winkler deutlich. Zumal bis zum 11. 11. 2017 noch genug Zeit sei. Die Keethner Spitzen wollen zum Oberbürgermeister gehen, danach ihre Session abschließen. Anschließend könne man immer noch über den 11. 11. reden, meint Thomas Winkler.
Einladung öffentlich bei Facebook
Was den Präsidenten der Keethner Spitzen wundert, ist, dass der Brief - wenige Minuten nachdem Axel Schüler ihn bekommen hatte - auf der Kukakö-Seite bei Facebook gepostet wurde. Wo ihn im Grunde genommen jeder lesen konnte - ungewöhnlich für den Briefverkehr ist das schon.
Der Kinder- und Jugendcircus „Fantasia“ nimmt die Einladung des Kukakö an. Dessen Vereinsvorsitzende Bianka Migowski räumt ein, dass der Kukakö auch ihren Verein nicht immer fair behandelt habe. Sie seien aber nicht nachtragend. Bei Veranstaltungen hätten ihre Mitglieder den Kukakö unterstützt. Und andersherum. Sie kann sich vorstellen, zusammen mit dem Kukakö am 11. 11. die neue Session zu eröffnen. Aber nur, wenn alle teilnehmenden Vereine gleichberechtigt seien.
Das ist es auch was OB Bernd Hauschild vorschwebt. Hauschild hatte bereits kurz nach dem 11.11. 2016 angekündigt, sich dafür einzusetzen, dass die Karnevalseröffnung 2017 auf dem Markt nicht Angelegenheit eines Vereins sein solle. Auch der Verein Rondo la Culturo wäre dann mit im Boot - kein klassischer Karnevalsverein, aber mit einigen Mitglieder, die eine karnevalistische Vorgeschichte haben. Die Einladung von Hauschild ist dort auf fruchtbaren Boden gefallen. „Das ist auch, was uns vorschwebt“, sagt Kerstin Beutler bei Rondo für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Wir wollen einen vielfältigen, bunten Karnevalsauftakt auf dem Köthener Marktplatz.“ (mz)