Kahlschlag in Reinsdorf? Kahlschlag in Reinsdorf?: Einwohner der Köthener Straße fordern Abholzung von 50 Linden

Reinsdorf - Sie sind groß und stattlich, die Linden, die die Köthener Straße in Reinsdorf säumen und diese zu einer eindrucksvollen Allee machen. Doch viele Bürger, die hier wohnen, betrachten die Linden mit wachsender Skepsis. Denn von den Bäumen gehen Gefahren aus, die die Reinsdorfer nicht länger auf sich nehmen wollen. Ihre Forderung lautet: alle Linden fällen und durch kleine Baumsorten ersetzen. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als 50 Linden.
Diese Forderung haben Bürger aus Reinsdorf gegenüber Landrat Uwe Schulze aufgemacht. Ein Brief an den Verwaltungschef des Landkreises Anhalt-Bitterfeld trägt die Unterschriften von 72 Bürgern. Sie erwarten, dass ein Beschluss des Ortschaftsrates von Reinsdorf vom April dieses Jahres umgesetzt wird und bitten den Landrat dabei um Unterstützung. Der Ortschaftsrat hatte sich für Fällung und Neupflanzung ausgesprochen.
Die Linden, um die es geht, sind bis zu 18 Meter hoch, haben einen Baumumfang von bis zu 2,40 Meter und stehen teilweise nur 1,80 Meter von Wohnhäusern entfernt. In ihrem Brief an den Landrat schreiben die Reinsdorfer Bürger davon, dass durch die Linden die Verkehrssicherheit in der Köthener Straße nicht mehr gegeben sei.
Seit Oktober 2017 seien mindestens fünf große Äste auf den Fußweg heruntergekracht
Seit Oktober 2017 seien mindestens fünf große Äste mit einem Durchmesser von bis zu zehn Zentimetern auf den Fußweg heruntergekracht. „Damit besteht für die Anlieger eine große Gefahr für ihre Gesundheit und auch ihr Leben“, heißt es.
Das Eigentum der Anlieger nehme durch die Linden Schaden. Zerstörung der Dachziegel durch Moosbildung und Frost, Beschädigung der Fundamente und Keller sowie von Kanälen und Rohrleitungen durch starke Wurzelbildung, Rissgefahr für Strom- und Telefonleitungen, Risse in den Hauswänden, Schimmelbildung durch nasse Außenwände, kein Lichteinfall in Wohnungen - die Aufzählung der Gefahren und Beeinträchtigungen ist lang. Fällung und Neuanpflanzung sind aus Sicht der Bürger notwendig, um diese Gefahrenansammlung zu beseitigen.
„Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie sich persönlich für den Schutz des Lebens, der Gesundheit und des Eigentums der Anlieger einsetzen würden“, heißt es in dem Brief an Landrat Uwe Schulze.
„Weder rechtliche noch fachliche Gründe für das Abholzen der Allee“
„Der Brief ist bei uns eingegangen und befindet sich in Bearbeitung“, teilte Landkreissprecher Udo Pawelczyk auf MZ-Anfrage mit. Er verwies auf eine Anfang August stattgefundene Ortsbesichtigung in Reinsdorf, an der auch ein Mitarbeiter des Umweltamtes der Kreisverwaltung teilgenommen hatte.
„Nach dieser Besichtigung hat unser Mitarbeiter weder rechtliche noch fachliche Gründe für das Abholzen der Allee gesehen“, informierte Pawelczyk weiter. Gleichwohl werde das Anliegen der Reinsdorfer durch das Fachamt geprüft. „Sie erhalten eine schriftliche Antwort“, kündigte er an.
Ortsbürgermeister Reiner Poppe hofft auf Kompromiss, mit dem alle leben können
Ortsbürgermeister Reiner Poppe hat Verständnis für die Sorgen der Anwohner. Er berichtete im MZ-Gespräch sogar von einem Fall, wo sich eine Wurzel ihren Weg in ein Wohnzimmer gesucht und dort Schaden angerichtet habe.
Aber alle Linden fällen? Poppe zweifelt mittlerweile daran, dass dieses Vorhaben genehmigt wird. „Ich plädiere dafür, sich auf die Problemfälle zu konzentrieren.“ Dazu habe es Absprachen mit dem Bauhof der Stadtverwaltung Südliches Anhalt gegeben. „Sie wollen sich die Kronen anschauen und einzelne Äste, die Schaden verursachen können, wegnehmen. Der Bauhof will nach seinen Möglichkeiten den Baumverschnitt so gestalten, dass man eine Verbesserung erreicht“, sagte der Ortsbürgermeister. Er hofft darauf, dass mit Unterstützung des Landrates ein Kompromiss gefunden wird, mit dem alle leben können. (mz)