Jüdischer Friedhof Gröbzig Jüdischer Friedhof Gröbzig: Schändern auf der Spur

Gröbzig/MZ - Drehtermin auf dem jüdischen Friedhof in Gröbzig: Ein Fernsehteam war am Donnerstagnachmittag dabei, die Spuren der Gräberschändung, die am vergangenen Sonntag festgestellt worden war, zu filmen, die Spurensuche der Polizei nachzustellen und Interviews zu führen. Über den Vorfall soll voraussichtlich schon am kommenden Sonntag in der MDR-Sendung „Kripo live“ berichtet werden. Die Ermittler erhoffen sich dadurch Zeugenhinweise, die zu den Tätern führen.
Bislang hat die Polizei noch keine heiße Spur, informierte Doreen Wendland, Sprecherin der Polizeidirektion Ost, am Mittwoch auf MZ-Anfrage. „Es hat eine umfangreiche Spurensicherung und Spurensuche stattgefunden“, berichtete Wendland. Die Beamten setzten auch einen Fährtenhund zur Absuche der näheren Umgebung ein. Zudem habe es Befragungen im Umfeld gegeben. „Eine Spur haben wir aber noch nicht“, so die Polizeisprecherin.
Am Donnerstag machte sich auch Max Privorozki, Vorsitzender des Landesverbandes jüdischer Gemeinden in Sachsen-Anhalt, ein Bild von den Verwüstungen. „Friedhofsschändung ist etwas, was mich sehr empört. Die so etwas machen, müssen geistig krank sein“, äußerte er im Gespräch mit der MZ. Der jüdische Friedhof in Gröbzig gehört dem Landesverband. Leider, so Privorozki, gebe es immer wieder Schändungen jüdischer Gräber. „Wenn die Polizei hier ihre Arbeit erledigt hat und das Gelände wieder frei gibt, werden wir beginnen, die angerichteten Schäden zu beheben“, kündigte der Landesverbands-Vorsitzende an.
Hilft Überwachungskamera?
„Ich hoffe, dass man die Täter findet und bestraft. Das wäre wichtig, um künftig solche Vorfälle zu verhindern“, äußerte Marion Mendez, Leiterin des Museums Synagoge Gröbzig. Für sie ist die Friedhofsschändung „eindeutig ein politischer Akt“. Überlegt werden müsse, welche Vorkehrungen getroffen werden können, um den abseits der Stadt liegenden Friedhof besser sichern zu können. „Vielleicht könnte man irgendwo eine Kamera zur Überwachung installieren“, nannte Mendez eine Überlegung.
Der jüdische Friedhof gehört für das Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld schon immer zu den besonders zu schützenden Objekten, ebenso das Museum Synagoge, bestätigte die Köthener Polizeisprecherin Anke Strobel. „Wir bestreifen Friedhof und Synagoge mehrfach, zu unregelmäßigen Zeiten, Tag und Nacht“, teilte sie auf MZ-Anfrage mit.
Wer den jüdischen Friedhof in Gröbzig mit seinen rund 300 Gräbern besuchen will, muss sich zuvor im Museum Synagoge melden. Dort werden Gruppenführungen angeboten. Es ist aber auch möglich, den Friedhof auf eigene Faust zu erkunden. „Die Besucher werden dann belehrt, weil auf dem Friedhof einige jüdische Regeln gelten, die eingehalten werden müssen“, erläuterte Museumsleiterin Marion Mendez. So müssen beispielsweise ausnahmslos alle männlichen Gäste beim Besuch eine Kippa, die traditionelle jüdische Kopfbedeckung, tragen. Beim Besuch der Gröbziger Synagoge hingegen werde das nicht verlangt, da sie ungeweiht sei.
