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Jubiläumsjahr Jubiläumsjahr: Kirche in Osternienburg wurde vor 300 Jahren errichtet

Von Stefanie Greiner 12.07.2019, 14:42
Dankmar Pahlings ist Pfarrer in Osternienburg. Er blickt zurück in die 300-jährige Geschichte der evangelischen Kirche.
Dankmar Pahlings ist Pfarrer in Osternienburg. Er blickt zurück in die 300-jährige Geschichte der evangelischen Kirche. Ute Nicklisch

Osternienburg - Dankmar Pahlings blickt im Jubiläumsjahr nicht nur zurück. Den Pfarrer der evangelischen Kirche in Osternienburg beschäftigt ebenso, was kommen wird. Wie werden Kirchengemeinden in 300 Jahren aussehen? Was passiert mit dörflichen Strukturen?

Damals, als die Kirche gebaut worden war, im 18. Jahrhundert also, war Osternienburg landwirtschaftlich geprägt. Die Leute lebten von der Arbeit auf dem Feld. Die Kirche spielte eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Der Besuch des Gottesdienstes am Sonntag war Pflicht. „Deswegen musste jeder seinen Platz haben“, sagt Dankmar Pahlings.

Gotteshaus in Osternienburg wurde für die vielen Gläubigen zu klein

Im alten Gotteshaus wurde das immer schwieriger. Zumal nicht nur die Osternienburger die Kirche besuchten, sondern auch die Kleinzerbster, die keine eigene Kirche hatten. Das Gotteshaus in Osternienburg wurde für diese vielen Gläubigen schlichtweg zu klein. Ganz abgesehen davon, dass es arg baufällig war.

Unter Leopold, der damals regierender Fürst in Anhalt-Köthen war, wozu Osternienburg gehörte, wurde die Kirche errichtet. Am 21. März 1719 wurde der Grundstein gelegt. Der Bau kostete 1 742 Taler, ein Teil davon kam aus dem Verkauf von Acker. Die Steine für die Kirche waren aus Löbejün, das Holz war aus Aken. Am vierten Advent wurde das neue Gotteshaus geöffnet.

Für einen Turm reichte das Geld nicht. Der kam erst 1786 dazu und stand nicht mal 100 Jahre. Durch einen Blitzeinschlag wurde der Turm so beschädigt, dass er abgerissen werden musste. 1879 wurde ein neuer Turm errichtet. Die heutige Schieferabdeckung kam erst einige Jahre später dazu.

Mit dem Bergbau kamen viele Katholiken nach Osternienburg

Zu dieser Zeit, im 19. Jahrhundert, veränderte sich Osternienburg. Aus einem landwirtschaftlich geprägten Dorf wurde eines, das vom Bergbau lebte. Mit ihm kamen viele Katholiken nach Osternienburg. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die katholische Kirche gebaut.

1983 bekam die evangelische Kirche ihre vergoldete Turmkugel und das Kreuz. In die Kugel kam eine Zeitkapsel. Mit einem Exemplar der „Freiheit“, einem Schreiben und verschiedenen Münzen. „Die Währungen sind inzwischen nicht mehr gültig“, merkt der Pfarrer an. „Das zeigt, wie viel sich allein in dieser Zeit verändert hat.“

Beim schweren Hagel am 11. September 2011 wurden Kugel und Kreuz beschädigt. Sie konnten zwei Jahre später in restauriertem Zustand wieder aufgesetzt werden.

Für Sanierungsarbeiten ist Kirchengemeinde auf Fördermittel angewiesen

In und an der Kirche ist in den zurückliegenden Jahren viel gemacht worden. Das Fundament wurde saniert, neue Heizöfen sind installiert. Die Schallluken wurden saniert, ebenso mehrere Kirchenfenster. Nord- und Ostseite sind gemacht, die Südseite steht noch aus. Aus eigener Kraft kann die Kirchengemeinde solche Vorhaben nicht finanzieren. Sie ist auf Fördermittel und Spenden angewiesen.

Neben kleineren Arbeiten steht auch noch ein größeres Projekt an, das Dankmar Pahlings wichtig ist. „Wir möchten, dass die Kirche einen barrierefreien Zugang hat“, sagt er. Im Moment führt der Weg in das Gotteshaus über die großen Stufen am Westeingang. Der barrierefreie Zugang soll über den Südeingang erfolgen. Der Pfarrer möchte, dass die Kirche jedem offensteht.

Die evangelische Kirchengemeinde feiert das Jubiläum mit drei Konzerten in Osternienburg

Mit drei Konzerten feiert die evangelische Kirchengemeinde das Jubiläum in Osternienburg. Jedes Konzert widmet sich einem Jahrhundert. Zwei Konzerte fanden bereits statt, das dritte Konzert steht am 29. September an. Ehrenamtliche wollen eine Fabel aufführen, die auf Vogelmärchen von August Carl Eduard Baldamus beruht, der Ornithologe und Pfarrer unter anderem in Osternienburg war.

Ein Geheimnis der Kirche konnte Dankmar Pahlings in den acht Jahren, die er jetzt schon Pfarrer in Osternienburg ist, bislang nicht lüften. „Irgendein Patronat wird es gegeben haben“, vermutet er. „Das wüsste ich schon gern.“ (mz)

Einige der Kirchenfenster wurden bereits restauriert. Nord- und Ostseite sind gemacht, die Südseite steht indes noch aus.
Einige der Kirchenfenster wurden bereits restauriert. Nord- und Ostseite sind gemacht, die Südseite steht indes noch aus.
Ute Nicklisch