Industriegebiet Industriegebiet: Aufräumen in Aken-Ost

Aken - Der Schandfleck verschwindet. Zusehends. Jeden Tag ein bisschen mehr. Die alte Waldschänke ist nur noch ein Schutthaufen. Das frühere Verwaltungsgebäude von Magnesit verschwunden. Der Garagenkomplex weg.
„Wir haben keine Zeit“, begründet Ronald Doege dieses rasante Tempo. Schon bis Ende des Jahres muss das Großprojekt Aken-Ost abgeschlossen sein. Komplett. Mit allem, was dazu gehört. Bis hin zur Rechnungsprüfung. Weiß Doege, der im Bauamt der Stadt arbeitet und das Projekt betreut. „Es war nicht zu erwarten, dass wir das noch hinkriegen.“
80 Prozent Fördermittel hat Aken vom Land bekommen, um die Fläche im Industriegebiet Aken-Ost für potenzielle Investoren herzurichten. Inklusive Altlastensanierung kostet das rund 2,25 Millionen Euro. Die verbleibenden 20 Prozent trägt die Stadt aus ihrem Haushalt. Der Stadtrat hatte sich im Juni einstimmig zu dem Vorhaben bekannt. Bis Ende des Jahres muss die komplette Maßnahme auf den ungenutzten Flächen des früheren Magnesitwerkes (heute sind das die Didier-Werke Aken) abgeschlossen sein. (her)
Für einen symbolischen Euro hatte die Stadt die Industriebrache des früheren Magnesit-Werkes - ein rund 19 Hektar großes Grundstück - Anfang des Jahres vom Land gekauft. Eine Fläche mit Altlasten und mit zig Gebäuden, die eine Ewigkeit schon nicht mehr gebraucht wurden und damit verfallen sind. Mit Fördermitteln, die nur die Stadt beantragen konnte, soll das Gelände hergerichtet werden. Eine einmalige Chance, ist man sich im Rathaus einig. Und greift zu. Der Plan geht auf. Das Geld kommt. Und jetzt sitzt allen Beteiligten die Zeit im Nacken.
Einmal pro Woche ist Gudrun Meinicke in Aken. Immer donnerstags. Dann sitzt sie mit den Vertretern des Landkreises und der Baufirma und mit Ronald Doege zusammen und bespricht, was als nächstes anliegt. Meinicke ist Projektleiterin bei der GSA, der Grundstücksfonds Sachsen-Anhalt GmbH. Die GSA und Aken teilen sich die Arbeit im Industriegebiet: Die GSA kümmert sich um die Altlastensanierung, die Stadt um die „Wiederherstellung der natürlichen Bodenfunktion“, wie es offiziell heißt. Kurzum: um den Abriss der Gebäude. In wenigen Monaten soll die Fläche hergerichtet sein und zwar in der Form, dass sie für potenzielle Investoren attraktiv genug ist, sich hier niederzulassen. „Es war klar“, schildert Doege, „dass wir das Gebiet so wie es steht und liegt nicht vermarkten können.“ Es gab einige Versuche, aus dem Industriegebiet etwas zu machen. Allerdings erfolglose. Die Idee, die Gewerbefläche umzuwidmen, um eine Photovoltaikanlage errichten zu könnten, sollte zuletzt auch scheitern. Der Investor sprang ab, ehe Aken die passenden Rahmenbedingungen schaffen konnte.
Flächenrecycling und Altlastensanierung
Und nun diese Chance. Flächenrecycling und Altlastensanierung in einem.
Die GSA kümmert sich um die Altlastensanierung. „Es entsteht hier in den nächsten Wochen ein großes Sicherungsbauwerk“, berichtet Gudrun Meinicke. Ein Standort, um rund 20 000 Kubikmeter Material fachgerecht zu verwahren. Es handelt sich um Reste aus der Steine-Produktion, die hier mindestens seit der Wende lagern. Gewiss noch länger.
Jene Reste befinden sich in zwei großen Halden. In dem Material, weiß die Projektleiterin der GSA, seien Chrome-Stäube enthalten. Und die könnten durch Verwehung in die Umwelt gelangen. „Um das zu vermeiden, brauchen wir dieses Sicherungsbauwerk.“ Man hätte auch alles wegfahren und auf einer zugelassenen Deponie entsorgen können. Aber das war zu kostspielig. Oder aber die Halden sorgfältig abdecken. Aber damit würde sich am augenblicklichen Zustand kaum etwas ändern. Außerdem, findet Meinicke, wäre das kontraproduktiv, wenn man bedenkt, dass beim Flächenrecycling rund 67 000 Kubikmeter Bauschutt abgetragen und abtransportiert werden sollen. Und dann ließe man die Halden einfach so liegen? Also bliebt nur die Variante, das Material auf dem Gelände zu belassen, aber sicher zu verwahren.
In diesem Sicherungsbauwerk werden die Produktionsreste wie eine Art Sandwich geschichtet. Dafür nutzt man den früheren Kohlebunker. Am Ende sieht man nur eine Art Hügel, der sich ins Gelände einfüge, hofft Meinicke. Das Sicherungsbauwerk, erzählt sie noch, entstehe nach einem detaillierten Sanierungsplan des Landkreises.
„Wenn die GSA“, weiß Doege, „hier in den vergangenen Jahren nicht schon so viel Vorarbeit geleistet hätte, wäre es unmöglich, dieses Großprojekt unter diesem enormen Zeitdruck durchzuziehen.“ Doch so wusste man, sowohl beim Land als auch in Aken, was einen hier im Industriegebiet erwartet.
Bald wird das alte Heizhaus aus der Kulisse unschöner Akener Industrie-Ansichten verschwinden. Die Bagger sind dran. Und irgendwann fallen dann auch die beiden Schornsteine. (mz)