1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. In Dohndorf ballt sich dicke Luft

In Dohndorf ballt sich dicke Luft

Von MATTHIAS BARTL 11.05.2010, 18:43

DOHNDORF/MZ. - Nach gut zwei Stunden Debatte macht Henrik Hausmann dann doch einen leicht erschöpften Eindruck. Der Landwirt, der vor Jahren aus dem Rheinland nach Dohndorf gekommen ist, hat mal auf die sanfte, mal auf die harte Tour versucht, dem Ortschaftsrat und den Bürgern verständlich zu machen, warum er am Ort eine Biogasanlage errichten will und warum der Ort darunter nicht leiden wird. Ob Hausmann - immer wieder durch Einwürfe und Einwendungen unterbrochen - mit seinen Erläuterungen Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten.

Ablehnend bis unentschieden

Die Stimmung jedenfalls ist ablehnend bis unentschieden. Ortsbürgermeister Uwe Wittmann hatte den Stein für die öffentliche Darstellung des Vorhabens dadurch ins Rollen gebracht, dass er das Thema auf die Tagesordnung der Ratssitzung setzte und damit den Katalysator für die öffentliche Debatte gefunden hatte. Hausmann, den das Thema Biogasanlage seit Jahren umtreibt, las die Ankündigung in der MZ, fragte sich besorgt, was da wohl an Informationen rüberkommen würde, da ja bislang nur wenig feststand außer, dass es Widerstand geben würde, trommelte seine Planer zusammen und tauchte am Abend im Ortschaftsrat auf.

Ein Umstand, der sich als vorteilhaft für alle erwies: Der Ortschaftsrat und die Dohndorfer Bürger wissen seit Montagabend auf alle Fälle, dass Hausmann so oder so bauen wird, weil er das laut Gesetz nun einmal darf. Und Hausmann weiß seit Montagabend definitiv, dass er gut beraten ist, sein Vorhaben nicht vorbei an den Dohndorfern durchzudrücken.

Der Ursprungsplan des beredsamen Agrarwirtschaftlers sah vor, direkt an seinem Dohndorfer Hof eine 500-Kilowatt-Biogasanlage zu errichten. Dafür würde Hausmann nach seinen Worten immer eine Genehmigung bekommen - als Landwirt habe er baurechtlich bei bestimmten Anlagen Privilegien. Dass er sich damit aber keine Freunde im Ort machen würde, war ihm auch klar. Und falls nicht, so wurde ihm das klargemacht. "Das ist ja auch ein sensibles Thema", gab Hausmann zu: "Viel Gestank, viel Lärm" - so würde eine Biogasanlage bei den Einwohnern ankommen.

Daher habe er auch einen Standortwechsel vorgenommen. Statt in der unmittelbaren Nähe des Hausmannschen Hofes soll die Anlage nun quasi an das Löbnitzer Gewerbegebiet andocken, wie Planer Dirk Honsa auf einem Luftbild deutlich machte. Das habe aus mehreren Blickwinkeln Vorteile. Zum einen sei im Gewerbegebiet das Einspeisen des durch die Anlage erzeugten Stroms einfacher möglich, schon weil man den Strom nicht erst weite Strecken bis zum Abnehmer transportieren müsste.

Zum anderen stünde die Anlage dann doch einige 100 Meter entfernt von Dohndorf - und nicht mehr in der Hauptwindrichtung. Dafür allerdings, machte der 33-jährige Landwirt deutlich, wolle er dort keine 500-Kilowatt-Anlage bauen, sondern eine mit einer Leistung von einem Megawatt. Und dafür benötigt er eben doch das ganze bürokratische Prozedere, die Zustimmung des Ortschaftsrates, dessen Votum am Ende für den Stadtrat Köthen - die letzte parlamentarischer Entscheidungsinstanz - von wesentlicher Bedeutung ist, denn der muss darüber befinden, wird sich aber kaum gegen den Willen des Ortschaftsrates stellen. Hausmann muss also hoffen, dass seine Kompromissbereitschaft Wirkung zeigt: "Wir müssen jetzt abwägen: Was will der Hausmann? Was will der Ort? Wie werden wir uns einig?"

Wind, Verkehr, Mist

Mit einigen Anwesenden muss Hausmann darüber gar nicht reden. Eine Ortschaftsrätin machte unmissverständlich deutlich, dass sie die Anlage überhaupt nicht wolle. Und ein Bürger ließ sich durch Hausmanns meteorologische Erläuterungen nicht beeindrucken: "Ist die Windrichtung immer so?" Natürlich nicht, also: "Dann kann ich mir nur aussuchen, wo der Gestank herkommt!" Andere fragten nach der Anzahl der Lastkraftwagen, die das "Futter" zur Biogasanlagen bringen werden. Drei oder vier Lkw pro Woche würden es sein, erklärte Hausmann. Und auch, dass er durchaus nicht daran denke, Gülle zu Strom zu vergasen: Seine Anlage soll in der Hauptsache nachwachsende Rohstoffe verwenden - Mais und Grünroggen. Dazu komme noch ein Anteil von 15 bis 20 Prozent Mist, "aber Festmist, keine Gülle, keine Pampe." Der ganze Kram komme in eine Halle, werde dazu noch separat eingehaust - natürlich werde die Anlage riechen, aber man werde dafür sorgen, dass sich dies in Grenzen halte.

Die im Prozess anfallende Wärme will Henrik Hausmann nutzen, um die Gärreste zu trocknen. Die wiederum sind ein erstklassiger Dünger, den Hausmann zu verkaufen hofft. Die Wärme für Heizzwecke in Wohnungen zu verwenden, sei zwar ein interessanter Ansatz, aber derzeit nicht erfolgversprechend. Schon der anfallenden Menge wegen: Man rechne mit einem Wärmeaquivalent, das 850 000 Litern Heizöl entspricht. Gut möglich aber, dass Hausmann im Gewerbegebiet für die Wärme Abnehmer findet.

Einladung zu Außenterminen

Eine Entscheidung, gleich welcher Art, konnte am Montag in Dohndorf nicht getroffen werden. Außer einer: Henrik Hausmann lud den Ortschaftsrat und einige Dohndorfer Bürger dazu ein, sich mal am Beispiel über solche Anlagen zu informieren, wie er sie bauen lassen will. Dazu soll eine Tour ins Altenburger Land und ins Rheinland organisiert werden.