Im Kreis Köthen keine guten Malermeister?
Köthen/MZ. - "Waren die hiesigen Malermeister so schlecht, dass sie keinen Preis erhielten?", fragte die MZ Christel Borchert, Geschäftsführerin des Landesinnungsverbandes des Maler- und Lackierungshandwerkes, der den Wettbewerb schon zum 8. Mal veranstaltete. "Nein, daran lag es nicht", sagte Frau Borchert. "Aus dem Kreis Köthen hat sich kein einziger Malerbetrieb am Wettbewerb beteiligt."
Gibt es im Landkreis tatsächlich keine guten Malermeister, die es mit ihren Fachkollegen aufnehmen können? Schließlich waren Unternehmen aus der Nachbarschaft - Bitterfeld, Dessau, Bernburg, Wittenberg - beim Wettbewerb dabei. Auch Köthens Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander wusste offensichtlich keine Antwort auf diese Frage. Sichtlich enttäuscht schaute sich Zander an einem Infostand Fotos von Entwürfen aus anderen Landkreisen an.
Eines der gewürdigten Objekte befindet sich sogar im Landkreis Köthen. Mit dem zweiten Preis in der Kategorie "Dekorative Innenraumgestaltung" wurden die Malerarbeiten in der Synagoge Gröbzig ausgezeichnet. Ausgeführt wurden sie vom Malermeister Dieter Großhans aus Gerlebogk. "Die gewählten Farbtöne erzeugen eine würdevolle und feierliche Stimmung, die der Funktion des Raumes angemessen ist", hieß es in der Begründung der Jury. "Der Lichteinfall durch die bleiverglasten Fenster erzeugt auf den Wänden farbige Reflexe, die je nach Tageszeit ein stimmungsvolles wechselndes Raumerlebnis erzeugen."
Ein wahres Kunstwerk schuf der Meister aus Gerlebogk. Genauso wie seine anderen Fachkollegen, die an diesem Tag ausgezeichnet wurden. Die Innenräume in einer Gaststätte in Naumburg, eine Villa in Leuna, die Fassade eines Wohn- und Geschäftshauses in Querfurt - farbige Fotos zeigten beeindruckende Leistungen handwerklichen Könnens.
Wie sehr sich das Aussehen eines Gebäudes durch eine geschmackvolle Farbgebung positiv verändern kann, zeigt das Beispiel des Unternehmens Ralf Baberski aus Blankenburg, das die Grundschule in Aschersleben gestaltete. Der Plattenbau aus DDR-Zeiten sieht mit seinen farbenfrohen Fassade wie verwandelt aus. Baberski erhielt dafür einen ersten Preis.
Insgesamt wurden die Arbeiten in vier Kategorien bewertet: ein- und Zweifamilienhäuser, öffentliche Bauten, dekorative Innenraumgestaltung und historische Bauten. Es gab Betriebe, die gar zwei Preise einheimsten - so der Malermeister Günter Kind aus Flemmingen.
In seiner Ansprache betonte Hans-Joachim Gottschalk, Staatssekretär im Landesbauministerium, den Kurs auf eine Aufwertung der Innenstädte. Daraus ergebe sich für die Malerbranche ein weites Betätigungsfeld. Zander sprach sich für farbenfrohe Städte aus. Vielleicht sollten selbst historische Gebäude dementsprechend saniert werden, meinte er. Man müsse ihnen nicht unbedingt "sklavenhaft" wieder jene Farben geben, die sie vor 200 Jahren bekommen haben.
Viel Beifall gab es für Prof. Klaus Kreuziger: Er hielt einen Vortrag über den Architekten Christian Gottfried Heinrich Bandhauer.