1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Holzpellets für Zukunft: Holzpellets für Zukunft: Zabitzer Familie Kaufmann vertreibt seit Jahren Brennstoffe aller Art

Holzpellets für Zukunft Holzpellets für Zukunft: Zabitzer Familie Kaufmann vertreibt seit Jahren Brennstoffe aller Art

Von Sylke Hermann 29.03.2019, 06:00
Marcus Kaufmann lässt die Pellets durch seine Hände rieseln. Im Moment ist das Lager ziemlich leer.
Marcus Kaufmann lässt die Pellets durch seine Hände rieseln. Im Moment ist das Lager ziemlich leer. Ute Nicklisch

Zabitz - Es wird ruhiger im Bio-Energie Center. „Leider“, beklagt Klaus-Jürgen Kaufmann. Doch der Geschäftsmann sieht trotz allem zufrieden aus. Ist er es denn auch? „Der Winter war zu kurz für uns.“ Und bestimmt auch nicht kalt genug. Er lacht.

Für den mittelständischen Zabitzer Betrieb, der mittlerweile einen Teil seines Umsatzes mit Holzpellets macht, hat längst die Vorbereitung auf die nächste Kälteperiode begonnen. Die Lagerhallen sind leer. Für den 59-jährigen Chef ein sicheres Zeichen, vernünftig gewirtschaftet zu haben. „Im April, Mai machen wir jedes Jahr die Verträge mit unseren Großabnehmern“, schildert er. Dann seien die Preise gut. Und man wisse in etwa, welchen Bedarf die Kunden anmelden.

Vor mehr als zehn Jahren hatten sich Kaufmanns entschieden, die nachhaltigen Brennstoffe in ihr Sortiment aufzunehmen. Die Nachfrage war da und schien größer zu werden. Und die Zabitzer wollten nicht den Anschluss verpassen. Aber wohin mit den stäbchenförmigen Teilchen? Am Stammsitz fehlte der Platz.

2018 hatte der Betrieb zum letzten Mal Leader-Mittel erhalten, um eine Wägeeinrichtung zu bauen

Ein Kuhstall, Luftlinie nur einen Katzensprung entfernt und seit Jahren ungenutzt, könnte sich eignen. Von der Größe her passte das. Die bauliche Substanz hingegen offenbarte Handlungsbedarf. „So kamen wir eigentlich auf Leader“, erinnert sich Klaus-Jürgen Kaufmann. Ein Förderprogramm der Europäischen Union, das dem ländlichen Raum zu mehr Attraktivität verhelfen will.

Die Kaufmanns, bis dato über Generationen bekannt dafür, konventionelle Energieträger wie Kohle oder Diesel zu vertreiben, sahen eine Chance, sich neu zu orientieren, breiter aufzustellen. Der Kuhstall wurde ihr erstes Leader-Projekt. Für dessen Sanierung beantragten sie Fördermittel - und bekamen sie.

„Das war damals alles viel einfacher“, schätzt Klaus-Jürgen Kaufmann ein. Einfacher als bei den Projekten, die folgen sollten: die Einfriedung des ehemaligen Kuhstalls, die Befestigung des Hofes, eine neue Halle, um Kaminholz zu lagern. 2018 hatte der Betrieb dann erneut und vorerst zum letzten Mal Leader-Mittel erhalten, um eine Wägeeinrichtung zu bauen. Der Aufwand, den Anforderungen der Bewilligungsbehörde gerecht zu werden, sei immens gewesen, „aber es hat sich gelohnt“, sagt der Chef.

Noch immer sehen sich die Zabitzer mit ihrem Bio-Energie-Center als Exoten

Mit dem Geld für den Kuhstall, der damals zur Lagerstätte umgebaut wurde, konnten die Zabitzer ihrer Idee vom Bio-Energie-Center auf die Sprünge helfen. Ohne Lagerkapazitäten wäre man nicht handlungsfähig gewesen, erst recht nicht flexibel. Anfangs wurden die Pellets noch in großen Säcken geliefert und in der Halle untergestellt, mittlerweile kommen sie hier tonnenweise an und werden in riesigen Schüttbuchten aufbewahrt. Das sei praktischer, sagt Marcus Kaufmann.

Der Junior ist oft viele Kilometer am Tag unterwegs, die Pellets beim Kunden abzuliefern. Im Umkreis von bis zu 120 Kilometern. Noch weitere Touren würden sich nicht lohnen, weiß er. „Wer Bedarf an Holzpellets hat“, schildert der 34-jährige Marcus Kaufmann, „der kennt uns entweder schon oder sucht im Internet nach einem Anbieter.“ Und hier käme es wiederum auf die Qualität an. „Holzpellets sind eben nicht gleich Holzpellets. Es gibt da schon Qualitätsunterschiede. Wichtig ist, dass ein vernünftiger Rohstoff verarbeitet wurde“, betont Klaus-Jürgen Kaufmann. Hierzulande vorzugsweise Kiefer und Fichte.

Noch immer sehen sich die Zabitzer mit ihrem Bio-Energie-Center als Exoten. Fünf Mitarbeiter beschäftigt der Betrieb heute, der etwa ein Drittel seines Umsatzes mit Pellets macht und weiter investieren will, vor allem in die Fahrzeugtechnik. „Das Geschäftsfeld“, sagt Klaus-Jürgen Kaufmann, „ist Stück für Stück gewachsen.“ Er hofft, dass die positive Entwicklung anhält. (mz)

Mit Leader widmet sich die EU dem ländlichen Raum. Sie will hier unternehmerisches Handeln und Aktivitäten verschiedener Interessengruppen und Akteure fördern.

Es geht auch um eine Vernetzung von Aktionen und damit um eine Belebung der Region. Jährlich können Projektträger sich mit ihren Ideen um die Fördermittel der EU bewerben. Ziel ist es, auf der Prioritätenliste der jeweiligen Leader-Aktionsgruppe möglichst weit vorn zu stehen. Am 1. März lief die Antragsfrist für die aktuelle Förderperiode aus.

Mehr dazu im Netz: leader-anhalt.de

Klaus-Jürgen Kaufmann im Schaltraum der neuen Wägeeinrichtung, die im Sommer vergangenen Jahres mit Leader-Mitteln gebaut wurde.
Klaus-Jürgen Kaufmann im Schaltraum der neuen Wägeeinrichtung, die im Sommer vergangenen Jahres mit Leader-Mitteln gebaut wurde.
Ute Nicklisch