Nach 21 Monaten Sanierung Holzmarkt in Köthen: Gaststätte "Stadtscheune" ist zu neuem Leben erwacht

Köthen - Am Mittwochmorgen war es für Carina Auerbach soweit. Etwas nervös hat sie um kurz vor neun Uhr die Jalousien nach oben gezogen, die Fenster angekippt und dann den Schlüssel der Tür herumgedreht - um die „Stadtscheune“ am Holzmarkt in Köthen wieder zu eröffnen.
Nach langen, nervenaufreibenden 21 Monaten, in denen auch schon einmal der Gedanke ans Aufgeben kam. „Vor allem mein Mann hat mir durch diese Zeit geholfen. Andreas ist ein Stehaufmännchen. Er sagt immer: Es gibt keine Probleme, sondern für alles nur eine Lösung“, erzählt sie.
Andreas Auerbach, der das Bistro „Stadtscheune“ bis 2017 betrieben hat, kümmert sich fortan nur noch um seine Catering-Firma im „Ratskeller“, „alles andere managt meine Frau. Ich helfe höchstens ab und an“, sagt er und geht bedächtigen Schrittes noch einmal durch die neuen Räumlichkeiten. Die dunklen Polstergarnituren im Gastraum bilden einen schönen Kontrast zu den hellen Wänden. Die großen Fenster passen sich gut an die neue Fassade an. Im Gastraum mit seinen gut 30 Plätzen sorgen acht verschiedene Farben der Beleuchtung für angenehmes Flair.
„Das Haus liegt in einem Sanierungsgebiet, da gibt es auch sehr viele Auflagen“
Ehe das alles so aussah, wie es sich jetzt präsentiert, war viel Arbeit zu verrichten. „Das Haus liegt in einem Sanierungsgebiet, da gibt es auch sehr viele Auflagen“, erzählt Carina Auerbach. „Die Größe der Fenster ist da ebenso vorgeschrieben wie die Art des Außenputzes oder der Dämmung.
Hinzu kam, dass wir zu Beginn auch viele Probleme mit der Statik zu lösen hatten, so dass wir das Projekt mehrere Male umplanen mussten. Doch mit einer „super Truppe von Handwerkern, dank der guten Zusammenarbeit mit dem Bauamt der Stadt und Alexandra Isermann von der Kreissparkasse haben wir alle Aufgaben meistern können.“
Ursprünglich hatte Carina Auerbach mit zwei Gaststätten - im Erd- und Obergeschoss - geplant. Doch Bekannte aus anderen Hotels und Pensionen haben ihr davon abgeraten. „Köthen habe ein Problem mit zu wenig Hotel und Pensionsplätzen. Wir sollten doch lieber ein paar Gästezimmer einrichten“, erzählt Carina Auerbach. Gesagt, getan.
Neue Einrichtung und Raumaufteilung der „Stadtscheune“ ist barrierefrei gestaltet worden
Die Toiletten, zu denen man im Bistro „Stadtscheune“ nicht nach hinten oder in den Keller, sondern nach oben gehen musste, befinden sich nun im Erdgeschoss. Und in der ersten Etage erwarten ab Ende Juni sechs Gästezimmer ihre Besucher. „Wir streben die Zertifizierung ,Reisen für alle’ an. Das hat etwas mit der Breite der Eingänge und der Breite der Gänge zu den Zimmern zu tun.
Je ein Zimmer ist speziell für hör- und sehbehinderte Gäste eingerichtet. Mit der Pension wollen wir uns um drei Sterne beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband bewerben“, erzählt Carina Auerbach. Schon jetzt hat die „Stadtscheune“-Chefin Anmeldungen für Familienfeiern bis in den Dezember, mit denen Gäste auch eine Übernachtung in der Pension verbinden wollen. „Aber keine Angst, es gibt noch genügend freie Termine“, sagt Carina Auerbach.
Vielfältige kulinarische Angebote von morgens bis in den Abend hinein
In der Gaststätte wollen Carina Auerbach und ihr Team die Gäste täglich von 9 bis 22 Uhr bewirten. „Wir werden vom Frühstück über den Mittagstisch, den Kaffee am Nachmittag und den Snack am Abend alles haben. Es gibt Bauernfrühstück, Würzfleisch, Rumpsteak, Garnelenpfanne und auch den Hamburger für die jungen Leute. Und wir wollen unsere Gäste in lockeren Abständen mit einem irischen Abend und Grillabenden verwöhnen“, erzählt sie.
Auch Tische unter freiem Himmel wird es in der „Stadtscheune“ geben - entsprechedne Freiluft-Sitzmöglichkeiten hat es am Köthener Holzmarkt bislang nicht gegeben.
In einem Punkt ist sich Carina Auerbach allerdings sicher: Die Rosenmontags-Feiern wie früher, als sich die Gäste im Bistro nahezu gestapelt haben, wird es nicht wieder geben. „Wir werden uns sicher etwas einfallen lassen, der Karneval gehört schließlich zu Köthen dazu. Aber uns schwebt dann schon eher ein Festzelt auf dem Holzmarkt vor“, sagt Carina Auerbach. (mz)
Am Dienstagnachmittag lief in der „Stadtscheune“ die Generalprobe. Chefin Carina und ihr Team hatten alle Helfer und viele Handwerker aus der Zeit der Sanierung eingeladen, um wenige Stunden vor der Wiedereröffnung noch einmal Revue die letzten 21 Monate Revue passieren zu lassen.
Schwerstarbeit hatte an diesem Nachmittag nur Koch Tino Kaiser zu leisten. Denn er musste für die geladenen Gäste die Speisekarte von oben bis nach unten einmal durchkochen.
„Unsere Helfer und Handwerker dürfen alles verkosten. Wir wollen ihnen das Gefühl geben, von Anfang bis zum Ende dabei gewesen zu sein“, so die Chefin.
