Hoffnung schenken Hoffnung schenken: Köthener Sportverein verteilt Rucksäcke mit Präsenten an Nachwuchs

Köthen - Gesten sind wichtig. In Ausnahmejahren sind die kleinen Geschenke, die der Köthener Sportverein (KSV) an seine Jugend verteilt, von noch größerer Bedeutung als in den Jahren zuvor. Immerhin konnten die Nachwuchssportler so im zweiten Lockdown ihre Trainer für wenige Minuten wiedersehen. Einigen Sportlern lag das am Herzen. So etwa der neunjährigen Anna-Lena und der achtjährigen Nele. Beide gehören zum Schwimmteam beim KSV.
„Immer montags haben wir für 60 Minuten trainiert“, erinnert sich Anna-Lena. Ihre Sehnsucht nach dem Training, nach ihrer Übungsleiterin Steffi Kern und nach ihren Schwimmgefährten wächst seit Anfang November - als der Trainingsbetrieb nach März zum zweiten Mal auf Eis gelegt wurde - wieder. „Die Freude am Schwimmen ist in all der Zeit aber nicht verloren gegangen“, resümierte André Wähnelt, der Vater der beiden.
Während Wähnelts Töchter von ihrer Trainerin Geschenke-Rucksäcke überreicht bekommen, gerät der Vater ins Schwärmen. „Damit zeigt der Verein, dass er da ist. Der KSV ist einer der wenigen Stützpfeiler für unsere Jugend“, sagt der Köthener. Und die Schwimmerinnen freuen sich über Schal, Mütze und Co.
Im KSV sind rund 600 Mitglieder organisiert - darunter circa 350 Kinder und Jugendliche
Im KSV mit seinen zwölf Sportsparten sind laut Vorsitzendem Steffen Reisbach insgesamt rund 600 Mitglieder organisiert - darunter circa 350 Kinder und Jugendliche. Nachwuchs, der beim KSV zum Nulltarif Sport machen kann. Die Kinder zum Sport zu bewegen und sie auch bei der Stange zu halten, habe stets oberste Priorität. Die Geschenke-Aktion im Advent gehöre traditionell dazu. Das Geld sei schon vor der Corona-Pandemie dafür eingestellt worden.
Reisbach treibt indes etwa anderes um. „Wir befürchten, dass wir die Jugend nach Corona nicht mehr erreichen, weil sie sich zum Beispiel andere Hobbys gesucht hat.“ Und das, obwohl es manchmal schon ein langer Weg sei, den Nachwuchs überhaupt zum Sport zu bewegen. Beim ersten Lockdown im Frühjahr - der insgesamt über 74 Tage währte - hielten fast alle Vereinsmitglieder laut Vorsitzendem dem Verein die Treue.
Nun aber zur Wiederholung trudeln Kündigungen ein, zeigt sich Reisbach erschüttert und spricht von rund zehn Prozent der Mitgliederschaft, die ihr Kündigungsschreiben bereits versandt hat. Oftmals verweisen Mitglieder auf die Perspektivlosigkeit. Denn momentan können konkrete Aussagen, wann wieder Sport möglich sein wird, lediglich Vermutungen sein. Reisbach selbst rechnet mit einer Wiederöffnung im März 2021.
Jede Abteilung des Vereins hatte in mühevoller Arbeit Sicherheits- und Hygienekonzepte aufstellte
Kraftsportler Steffen Reisbach stimmt die Situation höchst unzufrieden. Insbesondere weil jede Abteilung seines Vereins in mühevoller Arbeit Sicherheits- und Hygienekonzepte für das Training aufstellte. In den Sommermonaten etwa wurden Außenflächen genutzt. Nicht nur die Leichtathleten, sondern auch die Judo-Sektion praktizierte das so.
Auf Außenflächen konnte Schwimmlehrerin Steffi Kern mit ihren Schützlingen nicht ausweichen. Trotzdem: „Durch den Einbahnstraßen-Betrieb in der Köthener Badewelt konnten wir Abstände wunderbar einhalten“, so Kern. Sie selbst findet die aktuellen Regelungen belastend und moniert - genau wie Reisbach - die uneinheitlichen Regelungen. Schulsport ja - Vereinssport nein. Sogar der Reha-Sport, an dem meist Risikogruppen teilnehmen, ist möglich.
Niemand kritisierte das Konzept des Vereins, umso unverständlicher sei die monatelange Schließung
Auf sein Hygienekonzept ist der KSV trotz allem stolz. Desinfektionsmittel steht bereit. Abstand wird eingehalten. Der KSV habe sogar Fieberthermometer angeschafft, um potenziell Erkrankte nach Hause schicken zu können. 14 Tage Zuhause bleiben mussten ohnehin diejenigen, die aus dem Urlaub kamen. In all den Monaten, sagte er, habe es keinen einzigen Corona-Fall gegeben. Niemand kritisiert das Konzept des Vereins. Umso unverständlicher sei daher die monatelange Schließung.
Die 40 Übungsleiter des Vereins halten diesem nach wie vor die Treue. Auch weil nach der Krisenzeit ambitionierter Nachwuchs wie Emely Hörer auf die Trainer wartet. Die 14-Jährige übt sich seit drei Jahren in der Leichtathletik und halte sich ohne Vereinssport mit Joggen in Form. Das Training im Verein könne aber niemand ersetzen. (mz)