Hochwasser Hochwasser : Eine ganze Stadt hilft

Aken/MZ - Es waren MZ-Fotos der überfluteten Kaiserstraße in Aken, vom Kampf der Feuerwehrleute gegen die Flut im Dessauer Busch und von einer Notunterkunft für Hochwasser-Opfer, die in der Partnerstadt Erwitte (Nordrhein-Westfalen) für große Betroffenheit sorgten. Veröffentlicht hat sie die regionale Zeitung „Der Patriot“.
Darunter ein Aufruf, unterzeichnet vom Erwitter Bürgermeister Peter Wessel und allen Stadtratsfraktionen: „Wir möchten unseren Freunden in Aken in dieser Notsituation gerne helfen und bitten Sie herzlich um eine Spende für die Opfer des Hochwassers“, wenden sie sich an die rund 15 800 Bürger ihrer Stadt. - Inzwischen ist bekannt, dass das Hochwasser allein an Akens Infrastruktur Schäden von rund 6,5 Millionen Euro verursacht hat.
Am Mittwoch übergab Wessel im Akener Rathaus den Erlös der Erwitter Spendenaktion: 115 000 Euro, ausgewiesen auf zwei symbolischen Schecks. 50 000 Euro stammen von fünf Einzelspendern. „Das sind alles Unternehmen“, erklärte Wessel auf Nachfrage. Einer davon ist Dirk Spenner, Chef der Firma Spenner Zement: „Wir erleben, dass die Städtepartnerschaft nicht nur auf dem Papier steht. Wir haben die Ereignisse in Aken gebannt verfolgt. Deshalb wollten wir nicht nur reden, sondern in der Not helfen und den Menschen dort Mut machen“, sagte er der MZ am Telefon. Als die Partnerschaft vor 22 Jahren aus der Taufe gehoben wurde, hätte sicher niemand geglaubt, dass sich die Bürgermeister einmal nach einer Hochwasserkatastrophe in den Armen liegen würden. Das taten Hansjochen Müller (Aken) und Peter Wessel (Erwitte) gestern aus vollem Herzen.
Der Akener Bürgermeister war sichtlich gerührt über die Spenden, die unter anderem für die Beseitigung von Hochwasserschäden an den Gebäuden von Kitas, Schulen und am Jugendclub „Nomansland“ eingesetzt werden sollen. Die Spender kommen nicht nur aus Erwitte, sondern aus der gesamten Region - vom Ruhrgebiet bis zum Sauerland - informierte Wessel. Leute „mit einer kleinen Rente“ haben ebenso gespendet wie Christen, die im Rahmen der Kollekten für Aken sammelten. Einige haben ihm mit auf den Weg gegeben, dass sie vor allem der Jugend in Aken vermitteln möchten, dass etwas für sie getan werde. Die Städtepartnerschaft hat mit dem Hochwasser eine neue Qualität bekommen, sind die beiden Bürgermeister überzeugt. „Mir sagen jetzt immer mehr Menschen, dass sie Aken einmal besuchen möchten“, so Wessel, der seit Jahren regelmäßig - nicht nur zum Stadtfest - an der Elbe zu Gast ist.
Bisher haben vor allem die Feuerwehren die Städtepartnerschaft aktiv gepflegt. Und so war es nicht verwunderlich, dass sich die Erwitter Brandschützer in der Nacht zum 10. Juni 2013 sofort startklar machten, als der Hilferuf aus Aken eintraf. Wie die MZ berichtete, waren die Fahrzeuge schon fertig gepackt, als die Aktion von höchster Stelle gestoppt wurde.
Inzwischen habe es ein klärendes Gespräch zwischen der Bezirksregierung Arnsberg, der Stadt Erwitte und den Repräsentanten der Feuerwehren gegeben, sagte Wessel am Mittwoch in Aken. Es seien sowohl aufgetretene Defizite in der Kommunikation zur Sprache gekommen als auch Vorschläge, wie künftig im Katastrophenfall partnerschaftliche Hilfen in das bestehende System integriert werden könnten.