Hochschule Hochschule: Studenten wollen neuen "Lightrider" entwickeln

köthen/MZ - Vor fünf Monaten wurde das Solarmobil ein Opfer der Flammen, die Entwicklungsarbeit von sieben Jahren war in nur einer Nacht zerstört. Noch heute denkt Ulrich-Michael Eisentraut, Professor für Fahrzeugtechnik und Technische Mechanik an der Hochschule Anhalt, einer der Väter des Mobils, mit Betroffenheit an diesen 10. Oktober 2012 zurück, an dem das Werkstattgebäude neben der Halle 61 ausbrannte. „Ich bin zwar ein Pragmatiker“, sagt Eisentraut, „aber das war fast zum Heulen.“ Glücklicherweise sei damals nur ein materieller Schaden entstanden. „Nach sieben Jahren standen wir vor dem Abschluss, endlich hatten wir einen Prototypen, der nur mit Sonnenlicht fährt und auch renntauglich war. “ Der Auftritt auf der Fachmesse Intersolar in München war ein Meilenstein für das kleine Forscherteam. Gerade noch hatte man den „Lightrider“ beim Sachsen-Anhalt-Tag präsentiert. Nach dem Brand blieb nur noch das Gerippe von ihm übrig.
Für das neue Fach Solarmobil konnten sich Studenten ab dem 4. Semester bewerben. Es soll eine Talente- und Kaderschmiede sein, in der sich Studenten, von Professoren und Hochschullehrern unterstützt, den „Hut“ aufsetzen. Das Fahrzeugprojekt Solarcar soll stufenweise entwickelt und am Ende verteidigt werden.
Heute ist Professor Eisentraut wieder optimistisch. In der Vernichtung des Solarmobils sieht er inzwischen auch eine Chance: „Die Zeit ist weitergegangen, es gibt neuere Entwicklungen und neue Ideen. Wir werden nicht das gleiche Mobil noch einmal bauen“, erklärt der Professor. „Ich denke, so wie bisher funktioniert es auch nicht mehr“, mit einer kleinen Kerngruppe, die manchmal sogar an Feiertagen zusammensaß und tüftelte. Vieles sei auf der persönlichen Ebene gelaufen, bis hin zum Sponsoring. Robert Goldbach und Torsten Gläßer hatten an der Entwicklung einen großen persönlichen Anteil, würdigt Eisentraut rückblickend. Künftig wird Professor Heiko Rudolf das Projekt unter seine Fittiche nehmen. Der gebürtige Zerbster ist seit einem Jahr im Fachbereich tätig. Zuvor war er elf Jahre lang bei der Volkswagen AG beschäftigt, wo er auch Fahrzeugprojekte betreut hat. „Für mich ist das eine Herausforderung“, gesteht er. „Es wäre zwar ein Leichtes, auf den Erkenntnisgewinn der vergangenen Jahre aufzusatteln“, sagt Rudolf. Aber das neue Solarcar soll nicht nur ein Projekt für Lehre und Forschung an der Hochschule werden, es soll auch die anhaltische Solarzellenbranche sowie klein- und mittelständische Unternehmen mit ins Boot holen. Einen wichtigen Partner habe man im Fraunhofer-Forschungszentrum für Silizium-Photovoltaik gefunden, berichtet Rudolf. Präsidialbüro und Forschungsministerium stünden hinter dem Vorhaben, das eine Vision verkörpern soll: Solarzellen nicht nur auf Dächern, sondern integriert in einem Fahrzeug. Damit könne man in der Region neue Wege bei der Mobilitätsentwicklung aufzeigen, ist Rudolf überzeugt. Um den Studenten das Projekt schmackhaft zu machen, wurde das neue Fach Solarmobil ausgeschrieben.
Kenntnisse des Maschinenbaus und der Elektrotechnik sollen ebenso Eingang in das Projekt finden wie Betriebswirtschaftslehre und modernes Design. „Am Ende soll ein Funktions-, Konzept- und Innovationsträger herauskommen - ein alltagstaugliches Fahrzeug“, beschreibt Professor Rudolf das Ziel. Das Geschwindigkeitslimit sieht er bei 80 Stundenkilometern. Zum Vergleich: Der alte Car brachte es bei ersten Tests schon auf 50 Stundenkilometer.