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Hilfe für Alte, Kranke, Behinderte

Von Matthias Bartl 28.01.2008, 17:01

Köthen/MZ. - Der Kukakö fällt einem da ein, auch die HG 85 zählt zu den Kandidaten. Übertroffen werden beide Vereine aber durch einen, der nicht ganz so häufig in den Schlagzeilen steht, aber dennoch eine große Wirkung entfaltet: die Volkssolidarität. "Wir haben derzeit ungefähr 2200 Mitglieder", bilanziert Marina Schmidt, die seit 1999 die Geschäfte der Volkssolidarität in Köthen führt. Von ihrem kleinen Büro in der Köthener Brunnenstraße aus verwaltet Schmidt nun nicht gerade ein Imperium, aber doch ein tief gestaffeltes Konstrukt von verschiedenen Einrichtungen, die allesamt auf den Betreich Wohlfahrt ausgerichtet sind.

Ökonomisch gesehen, habe man sich sehr stabil entwickelt, stellt Marina Schmidt fest. Und darüber hinaus in den zurückliegenden Jahren die Angebote stetig ausgebaut. "Früher hatten wir nur die Seniorenbetreuung, die Hauswirtschaft, das Essen auf Rädern. Inzwischen verfügen wir über eine Sozialstation und eine Kurzzeitpflege mit zwölf Betten. 2002 haben wir eine Tagespflegeeinrichtung mit zwölf Betten eingeweiht, die wir inzwischen auf 15 Plätze erweitert haben und die immer ausgelastet ist", listet die Geschäftsführerin auf. Genauso erfreulich stellen sich die Zahlen hinsichtlich der beiden Wohnanlagen in der Ritterstraße und in der Springstraße in Köthen dar, die zwar nicht der Volkssolidarität gehören, wo sie aber die Betreuung der dort wohnenden Senioren übernommen hat. "Das sind insgesamt 78 Wohnungen mit derzeit 87 Mietern, und wir haben dort noch keinen Tag Mietausfall gehabt", so Schmidt. Im Gegenteil: Der Bedarf ist noch deutlich größer, "wir haben für die Wohnungen eine lange Warteliste". Man denke auch über weitere Projekte nach, um "die vernetzte Struktur der sozialen Betreuung zu vervollkommnen".

Dass die Geschäftsführerin so deutlich über die ökonomische Seite der Arbeit spricht, hat gute Gründe. "Man kann nicht nur ausgeben, man muss auch einnehmen, um die sozialen Angebote finanzieren zu können." Zum Beispiel das Essen auf Rädern, "wo wir glücklich sind, wenn plus minus Null rauskommt". Oder die Begegnungsstätte in der Brunnenstraße, in der Senioren eine Vielzahl von Veranstaltungen offeriert wird - von PC-Kursen über Gymnastik bis hin zu Gesprächsrunden mit Politikern aller Parteien. Wichtig ist auch der "stationäre Mittagstisch", zum dem an jedem Tag viele ältere Menschen in die Begegnungsstätte kommen, "um sich hier zu treffen und auf einen kleinen Schwatz." Ein Angebot gegen Einsamkeit.

Nicht zuletzt ist die Volkssolidarität kein unwichtiger Arbeitgeber: Derzeit beschäftigt man 62 Mitarbeiter. 1999, als Marina Schmidt Geschäftsführerin wurde, waren es gerade mal zwölf.

Wenn es in den Tätigkeitsbereichen der VS rund läuft, macht die Mitgliederzahl - so groß sie auch ist - der Geschäftsführerin doch Sorge. "Wir benötigen dringend jüngere Mitstreiter", sagt sie, "denn natürlich sind es vor allem Ältere, die bei uns mitmachen. Aber es ist ein Trugschluss zu denken: Für die Volkssolidarität bin ich zu jung." Für Solidarität sei man nie zu jung: Durch die Mitgliedsbeiträge wird es möglich, Alte, Kranke, Behinderte, die nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, einzubinden. Dafür stehen auch die 289 ehrenamtlichen Helfer, die regelmäßig unterwegs sind, um VS-Mitgliedern, die nicht mehr aus dem Haus kommen, zum Geburtstag zu gratulieren, sie zum Gespräch zu besuchen, ihnen das Gefühl geben, nicht allen zu sein. "Mitgliedschaft ist Teilhabe", sagt Marina Schmidt.

Unverzichtbar im Finanzierungskonstrukt sind auch die alljährlichen Straßensammlungen, bei denen Ehrenamtliche um Spenden für die VS-Arbeit bitten. Im zurückliegenden Jahr hat man auf diese Art 19 173,12 Euro zusammengebracht, "dafür muss man lange laufen", sagt Marina Schmidt, die ihre Mitstreiter für das Ergebnis gar nicht genug loben kann. "Das ist viel Geld, vor allem, wenn man sich die soziale Struktur des ehemaligen Kreises Köthen ansieht." Von den gesammelten Mitteln bleiben immerhin 60 Prozent in den 37 Ortsgruppen des Kreisverbandes. 20 Prozente gehen an den Kreisverband, die restlichen 20 Prozent an den Landesverband.