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Handy-Game Handy-App: Auf Pokémon-Jagd in Köthen

Von Susanne Siegert 26.07.2016, 06:00
Das Pokémon-Fieber hat auch Köthen erreicht. Der 12-jährige Poké-Trainer Tim Naujeck weiß warum.
Das Pokémon-Fieber hat auch Köthen erreicht. Der 12-jährige Poké-Trainer Tim Naujeck weiß warum. Heiko Rebsch

Köthen - Köthenern, die in den vergangenen Tagen in der Stadt unterwegs waren, sind sie vielleicht aufgefallen: Scharen von Smartphone-Zombies, die durch die Stadt marschieren, den Blick dabei starr auf das Handy gerichtet.

Manchmal bleiben sie stehen, wischen auf ihrem Display herum, lächeln zufrieden (oder runzeln verärgert die Stirn) - dann setzen sie ihre Tour fort. Schuld an diesem Verhalten ist eine neue App: „Pokémon Go“.

Seit Mitte Juli ist „Pokémon Go“ in Deutschland erhältlich und immer noch vergeht kein Tag, an dem in den Medien nicht über das Spiele-Phänomen berichtet wird.

Die App wurde weltweit über 30 Millionen mal heruntergeladen, der Wert der Aktie von Verleger Nintendo verdoppelte sich deshalb schon nach kurzer Zeit.

Gemeinsam Fabelwesen fangen

Auch Tim Naujeck (12) ist im „Pokémon Go“-Fieber. Das Fangen der Fantasiewesen ist mittlerweile sein größtes Hobby geworden. Meistens ist er alleine auf Pokémon-Jagd, manchmal mit seiner Schwester, in der Ferienzeit auch mit David Uebe.

Der 32-Jährige ist Betreuer im Jugendclub Martinskirche und benutzt die kostenlose App selbst ab und zu. An diesem Nachmittag weihen die beiden Jasmin Miersch (13) in das Geheimnis von „Pokémon Go“ ein, die die App gerade erst runtergeladen hat.

Kurze Zeit nachdem die Gruppe den Jugendclub verlassen hat, wird Jasmin Zeuge, wie Tim das erste Pokémon fängt. Ein kleiner animierter Comic-Vogel erscheint auf seinem Display, durch die Handy-Kamera sieht es aus, als würde das Tier mitten auf dem Gehweg sitzen.

„Das ist Tauboga“, erklärt Tim. „Tauboga hab’ ich zwar eigentlich schon mal gefangen, aber das hier ist ganz schön stark“, sagt er. Jasmin und David Uebe schauen fasziniert zu, wie Tim mit geschickten Fingern einen kleinen rot-weißen Ball über den Display-Vogel zieht.

Der Ball, ein sogenannter PokéBall, öffnet sich in der Mitte, fängt das Tauboga ein und schließt sich wieder. „Gefangen!“, sagt Tim zufrieden und läuft weiter, ohne den Blick von seinem Smartphone-Display zu wenden.

„Pokémon Go“ verbindet auf neuartige Art und Weise die wirkliche mit der virtuellen Welt: Mit seiner Spielfigur, einem sogenannten Avatar, bewegt sich der Spieler in der Stadt, jede Bewegung wird durch die GPS-Ortung aufgezeichnet.

Auf der virtuellen Karte entdeckt man so „echte“ Standorte, wie die Martinskirche oder das Köthener Schloss. Dort verstecken sich Pokémons, Arenen (dort kämpfen Pokémon gegeneinander) oder sogenannte PokéStops.

Letztere befinden sich vor allem an historischen Gebäuden, Kunstwerken oder Denkmälern, sie sind ein virtueller Ort, an dem man sich mit den PokéBällen oder anderen nützlichen Dingen eindecken kann, die man als Spieler, ergo Poké-Trainer, braucht.

„Ein PokéStop ist zum Beispiel hier am Kugelbrunnen“, erklärt Tim. Am liebsten ist er aber im Friedens- oder Schlosspark auf Pokémon-Jagd, weil es da „so viel zu fangen gibt.“ Um die 150 Pokémon hat er schon, einige davon auch doppelt.

Viele Pokémon für Arena

Das ist auch das Ziel des Spiels: Es gilt, möglichst viele, starke Pokémon zu fangen, damit man viele Kämpfe gegen andere Trainer gewinnt und so für sein Team (davon gibt es drei: Team Rot, Gelb und Blau) viele Arenen einnehmen kann.

Jugendclub-Betreuer David Uebe weiß noch nicht so recht, was er von „Pokémon Go“ halten soll. „Wenn es im Jugendclub überhandnimmt, schlagen wir den Kindern schon mal vor, ein Brettspiel zu spielen“, schildert er.

Jasmin sieht das weniger negativ: „Immerhin kommen durch das Spiel jetzt viele Kinder raus, die sonst eher drinnenbleiben.“

Nach der Pokémon-Jagd gehen Betreuer David Uebe, Tim und Jasmin aber wieder zurück in den Jugendclub Martinskirche, wo die anderen Kinder schon warten. Das Nachmittagsprogramm: Aus Holz eine Flöte schnitzen. Ganz ohne virtuelle Hilfsmittel.

(mz)

Manchmal geht Tim auch mit anderen Poké-Trainern auf Jagd, dieses Mal mit David Uebe vom Jugendclub Martinskirche und Jasmin Miersch.
Manchmal geht Tim auch mit anderen Poké-Trainern auf Jagd, dieses Mal mit David Uebe vom Jugendclub Martinskirche und Jasmin Miersch.
Heiko Rebsch