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Güterverkehr in Aken Güterverkehr in Aken: Die Routine im Akener Hafen ist zurück

Von sylke hermann 18.05.2013, 19:24
Ein Holzcontainer mit einer tonnenschweren Karosseriepresse wird im Hafen in Aken vom Truck gehoben.
Ein Holzcontainer mit einer tonnenschweren Karosseriepresse wird im Hafen in Aken vom Truck gehoben. Heiko Rebsch Lizenz

aken/MZ - „Hartmut, wir sind so weit“, funkt Hafenchef Peter Ziegler. „Wenn du bereit bist, kann’s los gehen.“ 9.45 Uhr. Kranfahrer Hartmut Papenfuß ist so weit und nimmt sich die letzte von sechs tonnenschweren Kisten vor. Unten sichern zwei seiner Kollegen am blauen Führungsseil den kurzen Flug Richtung Wasser ab; „wenn es richtig windig ist, drehen die Teile schnell ab“, erklärt einer. An diesem Freitag ist es nahezu windstill. Aber die Führungsseile, die sind Vorschrift, schaltet sich Ziegler ein.

Es ist ein harter, ein arbeitsreicher Tag für die Mitarbeiter im Akener Hafen. Seit sechs Uhr verladen sie die Lieferung aus Erfurt, zwei, in Einzelteilen verpackte Pressen für einen Automobilzulieferer im Süden der USA. In der Nacht haben Uwe Hille und Fritz Locher die letzten Güter per Schwerlasttransport zum Hafen geschafft. „Wir sind am Dienstag, gegen 21 Uhr in Erfurt gestartet“, berichtet Hille. Drei Nächte hat es gedauert, ehe sie am Ziel waren. „In der ersten Nacht sind wir bis Sangerhausen gekommen, in der zweiten dann bis kurz vor Aken. Dort mussten wir warten.“

Auf einem Parkplatz an der Bundesstraße 187?a zwischen Aken und Osternienburg war vorerst Endstation. Hier, am Abzweig nach Wulfen, haben die Fahrer ihre Ladung abgestellt. Während Hille und Locher nur abwarten konnten, wurde unter Hochdruck weiter an der Kaiserstraße gearbeitet. Denn die ist seit Wochen Baustelle und nur einseitig befahrbar, aber die Teile der Firma Schuler aus Erfurt mussten auch ans Ziel - erst in den Hafen und von hier aus auf dem Seeweg nach Antwerpen. Also wurde die Kaiserstraße in Aken für den nächtlichen Schwertransport provisorisch hergerichtet. Reste des frischen Asphalts kleben am Freitagmorgen immer noch an den Reifen der Schwerlastfahrzeuge.

„Es hat alles wunderbar geklappt“, lobt Hille, der mittlerweile seit 22 Jahren für Schuler in der thüringischen Landeshauptstadt schwere Teile von A nach B fährt. „Für uns ist das alltägliches Geschäft; und von der Strecke her schon Routine; wir sind öfter hier“, lacht er. Und trotzdem käme immer wieder was Neues hinzu, worauf man sich einstellen muss. Eine Baustelle in der Kaiserstraße zum Beispiel.

Für Peter Ziegler und seine Kollegen ist der Umschlag von Gütern, wie sie das Erfurter Unternehmen über den Binnenhafen Aken verschifft, auch schon Routine. Seit man außerdem im östlichen Hafengelände die zusätzlichen Lagerkapazitäten geschaffen hat, ist man hier deutlich flexibel. Und muss es auch sein. Gerade bei der Auswahl der Transportmittel: „Für diesen Auftrag brauchten wir ein Schiff mit einer extralangen Ladefläche“, erzählt Ziegler, „damit alle Teile drauf passen.“ 62,5 Meter standen maximal zur Verfügung, normalerweise sind es 54, vielleicht 57 Meter. Das hätte hier nicht gereicht.

Ziegler ist froh, dass sich der Mai deutlich besser anlässt als die Monate zuvor. „Wir hatten eine ganz schöne Flaute“, räumt er ein, während er schon den nächsten Funkspruch absetzt, um das Tagesgeschäft fristgerecht zu bewältigen. Von einer Flaute ist im Akener Hafen gerade nichts zu spüren. Es herrscht Hochbetrieb. Zig Mal ist Geschäftsführer Ziegler schon die Leiter rauf und runter geklettert, um überall präsent zu sein. Auf dem Deck des 86 Meter langen Schiffes, am Fußes des Kranes, im Gespräch mit den Kollegen und Fahrern, die am Vormittag noch nicht genau wisssen, ob sie über Nacht zurück fahren dürfen, um Pfingsten zu Hause zu sein. „Warten wir’s ab“, bleibt Uwe Hille noch ganz entspannt.

Erst ist noch mal Hartmut Papenfuß gefragt und leistet auch dieses Mal mit dem 40 Meter langen Ausleger seines Kranes Maßarbeit. Maximal 210 Tonnen können darüber transportiert werden, mit dem kurzen Ausleger sogar 270 Tonen. Ganz so viel wiegen die Erfurter Schuler-Teil allerdings nicht.

Die letzte hölzerne Kiste steht an ihrem Platz. Nach einer kleinen Korrektur schön mittig. Es ist 10.35 Uhr und Ziegler steigt vermutlich das letzte Mal an diesem Vormittag mit dem Funkgerät um den Hals gehängt die Leiter vom Schiff an Land. Er ist auf dem Weg ins Büro. Er muss die Papiere fertig machen. „Die wollen los“, erklärt er nebenbei. Jede Minute zählt. Dabei ist man gut in der Zeit. Eigentlich sollte das Schiff gegen Mittag Aken verlassen, nun geht es deutlich früher auf die Reise elbabwärts. Aber Ziegler glaubt, darüber wird niemand traurig sein.