Gut Werdershausen Gut Werdershausen: Ortsbürgermeister beklagt Verfall und hofft auf Besserung

Werdershausen - Der Kontrast könnte kaum größer sein: Auf der einen Seite ein gepflegtes Haus in leuchtendem Gelb-Orange. Und direkt daneben das Werdershausener Gut.
Ein Teil des Daches ist bereits eingestürzt. Der Rest sieht aus, als würde er beim nächsten rauen Lüftchen vielleicht folgen. Die Wiesen auf dem Grundstück sind verwildert, es liegen stapelweise Dachziegel und Holzbalken herum. Auch ein Autowrack, alte Rohre, einen kaputten Fernseher und ähnlichen Sperrmüll kann man sehen.
Überall liegt Gerümpel - teilweise schon seit 2010
Kein schöner Anblick ist das - erst recht nicht für Thorsten Breitschuh, den Ortsbürgermeister von Werdershausen. Das Gerümpel vor dem Gut liege schon seit 2010 oder seit 2012 herum, schätzt er. „Auf jeden Fall schon einige Jahre, ohne dass sich jemand darum kümmern würde.“
Der ganze Zustand des Gutes sei „sehr kritikwürdig“, fasst Breitschuh diplomatisch zusammen. Was heißt: Die zusammenfallende Anlage, die gut von der Hauptstraße aus zu sehen ist, ist ein Schandfleck im Dorf. Und sie bietet auch einen großen Spielplatz für Ratten.
Das Rattenproblem hat man einigermaßen in den Griff bekommen
Schon 2014 beklagten Bürger, die Schädlinge würden sich auf dem Gutsgelände nur allzu wohl fühlen. Das Rattenproblem habe man mittlerweile zwar einigermaßen im Griff, sagt Breitschuh, aber mit dem Gut könne es trotzdem nicht so weitergehen.
Wobei das zuständige Bauordnungsamt das wohl anders sehe. Zweimal habe es Begehungen in Werdershausen gegeben, zuletzt 2016, berichtet der Ortsbürgermeister. Beide Male mit dem Ergebnis, dass von den maroden Häusern keine Gefahr für die Öffentlichkeit ausgehe.
Mann aus Bayern ersteigerte das Gut im Jahr 2004 und lebte auch einige Jahre vor Ort
Das Werdershausener Gut ist in Privatbesitz. Im Jahr 2004 ersteigerte es ein Mann aus Bayern, der dann auch nach Werdershausen zog. Einige Jahre lebte er in einem besser erhaltenen Teil des Gutes und plante, die historische Bausubstanz zu erhalten, wie er damals auch einem MZ-Reporter erzählte. Doch daraus ist offensichtlich nichts geworden.
Vor einigen Jahren dann sei der Besitzer weggezogen, sagt Breitschuh. Offenbar plane dieser nicht, das Gut zu verkaufen oder zu beräumen, sondern wolle alles so lassen, so der Ortsbürgermeister. Dem Vernehmen nach zog der Besitzer erst nach Dessau, dann weiter nach Leipzig. Die MZ versuchte, Kontakt zu dem Eigentümer aufzunehmen, um ihn nach seinen Plänen zu befragen - jedoch erfolglos.
Ortsbürgermeister sieht Eigentümerwechsel als Lösung
Breitschuh reicht es. „Wenn wir noch ein paar Jahre länger warten, dann fällt der Rest des Daches garantiert auch noch ein“, fürchtet er. Deshalb gibt es die Überlegung, einen Eigentümerwechsel zu vollziehen, und die Anlage abzureißen. Das könnte man über Fördermittel finanzieren. Freilich sind die Pläne noch sehr grob und stehen nicht fest. Das Gut verfällt derweil weiter.
An eine Sanierung glaubt der Ortsbürgermeister jedenfalls nicht mehr. „Da ist nichts zu machen. Das tut mir zwar in der Seele weh, weil unten drunter noch ein sehr schöner Keller ist. Aber anders wird es nichts werden.“
(mz)