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Gut gewappnet Gut gewappnet in Maasdorf bei Köthen: Was sind Prepper und was hat Wurst damit zu tun?

Von Doreen Hoyer 19.01.2017, 09:30
Heike Nagy, ihr Mann Peter Tremmel und dessen Mutter Ingeborg (v. l.) haben sich in Maasdorf niedergelassen und wollen das alte Gut sanieren.
Heike Nagy, ihr Mann Peter Tremmel und dessen Mutter Ingeborg (v. l.) haben sich in Maasdorf niedergelassen und wollen das alte Gut sanieren. Privat/Archiv

Maasdorf - Will Heike Nagy mit Hündin Eowyn spazieren gehen, wird das ein wenig knifflig. Denn das Tier entfernt sich nur ungern von der Garage - dort riecht es so gut. Kein Wunder: In der Garage hängen Dutzende Würste, alle selbstgemacht.

Die sind nicht nur ein besonderer Leckerbissen, sondern stehen auch für das Konzept, das den Eigentümern von Gut Maasdorf vorschwebt, um wieder Leben in das alte Bauwerk zu bringen. 2014 haben sich Heike Nagy, ihr Mann Peter Tremmel aus Wien und dessen Mutter Ingeborg in Maasdorf niedergelassen. Sie wollten raus aus der Stadt, auf’s Land ziehen und fanden nach jahrelanger Suche eine passende Immobilie: das Gut Maasdorf. Den ehemaligen Pferdehof wollen sie nun sanieren.

Gutsbesitzer gehören den "Preppern" an

Doch zurück zu den Würstchen in der Garage: Die sind nicht im Laden gekauft, sondern selbst gemacht im Rahmen einer Hausschlachtung bei einem Fleischer. Und ein Teil der alten Gutsscheune soll später ähnlichen Zwecken dienen.

In einem entsprechend umgebauten Raum will Peter Tremmel Workshops anbieten, bei denen die Teilnehmer lernen, wie sie zum Beispiel selbst Wurstwaren herstellen. Eine Fähigkeit, wie sie „unsere Altvorderen“ kannten und ganz selbstverständlich anwandten, die aber mehr und mehr Menschen heutzutage fremd sei, findet der 53-Jährige. Bedauerlicherweise. „Fleisch wächst schließlich nicht in der Tiefkühltruhe.“

Überhaupt gebe es in der Gesellschaft nun wieder viele, die sich auf’s Selbermachen besinnen. Und die sich in Krisenzeiten möglichst komplett selbst versorgen und unabhängig sein wollen. Man nennt diese Gruppe „Prepper“. Das kommt vom englischen Wort „prepare“, was so viel wie „vorbereiten“ bedeuten.

Prepper sind also Menschen, die sich auf Krisen vorbereiten, in denen es zum Beispiel lange keinen Strom, kein Wasser aus der Leitung und kein Essen aus dem Supermarkt gibt.

Zurück zum Selbermachen

„Klar gibt es in dieser Szene auch ein paar Verschwörungstheoretiker“, meint Tremmel. Ihm gehe es aber nicht darum, Szenarien des Weltuntergangs auszumalen und Angst zu verbreiten, sondern einfach um Leute, die Grundsätzliches (wieder) lernen wollen: Wie schlachte ich ein Tier? Wie überlebe ich im Winter ohne Heizung? Wie baue ich Obst und Gemüse an und lagere es ein?

Und für die deutsche Prepper-Szene soll Gut Maasdorf in Zukunft ein zentraler Ort werden. Dafür hat die Familie Tremmel/Nagy im neuen Jahr viele Veranstaltungen geplant. Bereits im Dezember waren gut 20 Leute eingeladen, um im Innenhof des Gutes Bodenfrostcampen auszuprobieren. Selbst mitgezeltet hat Tremmel zwar nicht. „Das ist dann doch nichts für mich. Aber wer es ausprobieren wollte, konnte es bei uns.“

Das Thema Selbstversorgung liegt im Trend

Schon seit Jahren habe er sich über Selbstversorgung Gedanken gemacht und schließlich über Facebook viele Gleichgesinnte gefunden, berichtet Tremmel. In einer Gruppe im sozialen Netzwerk seien zehntausende Anhänger organisiert. „Das Thema beschäftigt viele Leute und das wird in den nächsten Jahren auch so bleiben“, ist er überzeugt.

Ein Höhepunkt im neuen Jahr für die Familie werden die Prepper-Tage vom 12. bis 14. Mai: eine Art Messe für die Szene und Neugierige, auf der man viele Aspekte der Selbstversorgung kennenlernen kann. Von Erster Hilfe über Selbstverteidigung bis zur Funktechnik. Er rechne mit etwa 400 Besuchern, so Tremmel. Ziel sei erst einmal, das Ganze in der Region bekannt zu machen. Eine weitere Prepper-Veranstaltung plant er im Herbst. Dazu kommen noch Schlachte- und Grillfeste.

Die selbstgemachten Wurstwaren schmeckten jedenfalls hervorragend, versichert Heike Nagy. „Wir essen jetzt weniger Fleisch als früher - aber deutlich besseres.“ (mz)

Mehr zum Programm gibt es unter www.prepperday.de.

Peter Tremmel zeigt selbst gemachte Wurstwaren. Davon soll es künftig noch mehr geben.
Peter Tremmel zeigt selbst gemachte Wurstwaren. Davon soll es künftig noch mehr geben.
Hoyer
Im alten Stall wurde schon Schutt entfernt.
Im alten Stall wurde schon Schutt entfernt.
Privat/Archiv
Um das Gut zu einem Stützpunkt der so genannten Prepper-Bewegung zu machen, veranstalteten sie im Dezember bereits ein Bodenfrostcampen für Hartgesottene.
Um das Gut zu einem Stützpunkt der so genannten Prepper-Bewegung zu machen, veranstalteten sie im Dezember bereits ein Bodenfrostcampen für Hartgesottene.
Privat/Archiv