Großfamilie stand bei Projekt Pate
Görzig/MZ. - Jede Generation hat hier Räume für sich und kann zueinander finden. Alt und Jung gemeinsam - dieses Anliegen soll mit dem Mehrgenerationenhaus, einem deutschlandweiten Projekt des Bundesfamilienministeriums, erfüllt werden.
Ulrich Petzold, Bundestagsabgeordneter der CDU, übermittelte den Görzigern herzliche Grüße von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. Das Prinzip der Großfamilie habe Pate gestanden für das Projekt Mehrgenerationenhaus, von dem es in Deutschland 500 gibt. Voneinander lernen und Erfahrungen aufnehmen, hieß es in dem Grußschreiben, könne im Miteinander der Generationen wirkungsvoll umgesetzt werden. Es trage mit dazu bei, die Potentiale jeder Altersgruppe zu fördern. Zugleich sollen sich die Mehrgenerationshäuser als Drehscheibe für Dienstleistungen etablieren. Wäscheservice, Computerservice, Internetbanking, Leihoma oder Leihopa - das sind einige Stichpunkte für solche Dienstleistungen.
Bürgermeister Eckehardt Kniestedt freute sich, dass mit dem Mehrgenerationhaus das große Schulgebäude nun noch besser genutzt werden kann. Sein Dank galt denjenigen, die das Projekt bei der Vorbereitung und Umsetzung in besonderem Maße unterstützt haben. Dazu gehören die Köthener Landtagsabgeordnete Brigitte Take (CDU), Grundschulleiterin Cornelia Lehmann, Bernd Leisering, Leiter des VHS Bildungswerkes Köthen, und Planer Klaus Hausmann von der Firma Bauprojekt Gröbzig.
Reden und Dankesworten folgte ein Rundgang durch das Haus. Grundschule und Hort, die in den zur Radegaster Straße zeigenden Räumen untergebracht sind, wurden von den Gästen ebenso angeschaut wie die zum Mehrgenerationenhaus gehörenden Räumlichkeiten, die sich im hinteren Gebäudeteil befinden. Damen von der Volkssolidarität und vom Kirchenchor waren gerade dabei, sich Kaffee und Kuchen schmecken zu lassen. "Wir treffen uns hier jeden Dienstag, und jedes Mal gibt es auch etwas Interessantes zu erfahren", berichtete Hannelore Küssner der MZ. Der Kreativzirkel sei schon da gewesen, es gebe Gesundheitsvorträge und auch der pensionierte Lehrer Axel Finsch komme immer mal vorbei, wenn er wieder eine Reise in ein fernes Land gemacht habe und dann davon berichte.
"Das ist unsere Märchenoma", stellte Hannelore Küssner noch eine Dame aus der Runde vor. Elfriede Büchner schmunzelte etwas über den ihr zugedachten Titel, sie wird ihm aber durchaus gerecht. "Ich bin oft im Kindergarten und lese den Kleinen Märchen vor. Aber ich erzähle ihnen auch Geschichten aus dem richtigen Leben, wie es früher in unserer Kindheit und Jugendzeit war", schilderte Frau Büchner.
Die obere Etage des Mehrgenerationenhauses ist quasi die musikalische Abteilung. Hier hat sich die Schalmeienkapelle Görzig einen Raum hergerichtet, wo sich die Musiker treffen und proben. Der Raum vis-a-vis wird von der Band "Akrophobia" genutzt. "Wir sind seit November vergangenen Jahres hier und sehr froh, dass wir ein Dach über dem Kopf haben", sagte Eric Böckel, der in Glauzig wohnt. Vier junge Leute gehören der Band an, die am Freitagabend beim Altstadtfest in Zörbig ihren allerersten öffentlichen Auftritt hatte. Auch ein Unternehmen, die Firma Kanal-Schacht-Dienstleistungen, ist im Mehrgenerationenhaus untergebracht. Mitarbeiterin Sigrun Klimmek hat hier ihr Büro.
Nach einem Blick in die Bibliothek und die im Keller untergebrachte Schauwerkstatt endete der Rundgang im "Offenen Treff", wo man Kaffee trinken kann und wo künftig Vorträge stattfinden sollen. Vier Frauen, so Björn Neiseke, der Projektkoordinator, haben in Mehrgenerationenhaus Arbeit auf Ein-Euro-Basis gefunden und stehen nun zur Betreuung der Nutzer des Hauses zur Verfügung.
Welche Entwicklung die Plattenbau-Schule mit dem Mehrgenerationenhaus genommen hat, fand viel Anerkennung. Anngret Zahradnik, die ehemalige Direktorin der Sekundarschule Görzig, findet das Projekt sehr gut. "Man muss unserem Bürgermeister hoch anrechnen, dass er sich so eingesetzt hat und aus der Schule dieses Haus der Generationen gemacht hat", äußerte sie. Elfe Glauch, Bürgermeisterin von Trebbichau, meinte: "Die Görziger haben was erreicht, das muss man neidlos anerkennen."