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"Großer Preis des Mittelstandes" "Großer Preis des Mittelstandes": Polifilm stellt Folien her und investiert kräftig

Von Helmut Dawal 04.11.2017, 11:00
Paul Schmunk überwacht die Folienproduktion an einer Maschine.
Paul Schmunk überwacht die Folienproduktion an einer Maschine. Heiko Rebsch

Weissandt-Gölzau - Im Empfangsraum der Polifilm Extrusion GmbH in Weißandt-Gölzau steht sie, die schlanke, einige Kilogramm schwere Bronzeskulptur. Erst vor wenigen Wochen wurde die Figur aufgestellt. „Wir sind stolz darauf“, sagt Geschäftsführer Bastian Runkel, „es ist eine große Würdigung der Arbeit aller unserer Beschäftigten.“

Polifilm Extrusion ist stolz auf den „Großen Preis des Mittelstandes“

Die Skulptur gehört zum „Großen Preis des Mittelstandes“, den Polifilm Anfang September verliehen bekam. Nominiert wurde das Unternehmen von der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau. Die Jury würdigte damit insbesondere Wachstum, Innovationskraft, Mitarbeitergewinnung und -bindung sowie das soziale Engagement des Unternehmens.

Bei Polifilm dreht sich alles um Folien verschiedenster Arten. „Unsere Erzeugnisse finden sich praktisch überall, in Verbundverpackungen mit Saft oder Milch genauso wie in Kaffeeverpackungen, die innen mit hauchdünnen Folien versehen sind“, erklärt Runkel. Etikettenfolien, Agrarfolien, Baufolien - die Aufzählung könnte noch beliebig fortgesetzt werden.

Das Unternehmen investierte bislang 200 Millionen Euro

1991 wurde das Unternehmen von Lutz Runkel, dem Vater des jetzigen Geschäftsführers gegründet, damals noch mit dem Namen Orbita-Film GmbH. Seither ist es mit dem Betrieb aufwärtsgegangen. „Bislang wurden in das Unternehmen rund 200 Millionen Euro investiert“, informiert Runkel. Auch Fördermittel des Landes wurden eingesetzt.

Die damit verbundene Forderung, neue Arbeitsplätze zu schaffen, hielt Polifilm ein. Heute sind am Standort Weißandt-Gölzau rund 900 Mitarbeiter beschäftigt, darunter etwa 60 Auszubildende. „Wir stellen jedes Jahr um die 20 junge Leute ein.“

Seit 2012 benötigt die Polifilm Extrusion GmbH keine Subventionen mehr

Schon seit 2012 kommt die Polifilm Extrusion GmbH ohne Subventionen aus. Nur bei speziellen Forschungsprojekten werden sich bietende Förderungen genutzt, wie es auch andere Unternehmen tun. 75 Mitarbeiter beschäftigen sich in der Polifilm-Gruppe mit Forschung und Entwicklung. Der Markt verlangt nach neuen Erzeugnissen. Dieser Herausforderung stellen sich die Folienexperten.

Polifilm arbeitet an innovativen Produkten. „Im Bereich Landwirtschaft sind das beispielsweise biologisch abbaubare Folien, die exakt bis zum Saisonende durchhalten sollen, um sich anschließend möglichst schnell zu zersetzen“, nennt der 41-Jährige ein Beispiel.

Unternehmen forscht zu verschiedenen Folien

Das mühsame Einsammeln und Entsorgen der verwendeten Folien wäre dann zukünftig nicht mehr notwendig. Geforscht wird auch zu Stretchfolien, die mit einem extrem niedrigen Rohstoffeinsatz hergestellt werden sollen, zugleich aber immer bessere Haltekräfte gewährleisten sollen.

Für die Entwicklung neuer Produkte steht bei Polifilm ein modernes Technikum zur Verfügung, in dem in kleinem Maßstab produziert und getestet werden kann. Viele Firmen testen im Technikum auch ihre Rohstoffe. Zudem befindet sich hier ein zertifiziertes Labor für Materialprüfungen, Produktanalysen und Qualitätssicherung.

Umsatz von Polifilm Extrusion lag 2013 bei rund 334 Millionen Euro

Kontinuität - das hat die Entwicklung von Polifilm all die Jahre ausgezeichnet. Auch die Umsatzentwicklung weist beständig nach oben. Lag der Umsatz der Polifilm Extrusion GmbH im Jahr 2012 bei 288 Millionen Euro, erreichte er im Jahr 2016 rund 334 Millionen Euro, nennt Runkel einige Zahlen. Allerdings mussten auch schwere Zeiten überstanden werden. Die Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 gehörte dazu. „Da hatten wir Kurzarbeit, aber wir haben keinen Mitarbeiter entlassen“, berichtet Runkel.

In den vergangenen Jahren wurde viel getan, um die Arbeitsbedingungen in den Büros und der Produktion zu verbessern. Die Investitionen dafür werden weitergeführt. „Das Arbeiten an der Maschine muss auch Spaß machen.“ Doch seien den Verbesserungen auch Grenzen gesetzt. „Am Stahlofen kriege ich es auch nicht auf 20 Grad herunter.“

Das Unternehmen soll jedes Jahr um 10 Prozent wachsen

Für die Zukunft sieht sich Polifilm gewappnet. Das Unternehmen strebt pro Jahr ein Wachstum von etwa zehn Prozent an. Für den Geschäftsführer ist besonders wichtig, qualifizierte und motivierte Mitarbeiter zu finden, die sich den Anforderungen des Schichtbetriebes bewusst sind. „Fachkräfte zu bekommen, das ist die größte Herausforderung.“

Bastian Runkel ist ein Verfechter von Folien. „Ohne Folien würden sich die Menschen umgucken“, bemerkt er und fügt hinzu: „Dass Folien massenhaft auf dem Meeresboden liegen, finde ich eine Sauerei.“ Doch es müsse die Frage gestellt werden, wie die Folien dahin gekommen sind. (mz)