Futter wird knapp Futter wird knapp: Landwirt Otto Ränsch aus Lausigk in Sorge wie er seine Tiere über den Winter bringen soll

Lausigk - Otto Ränsch hat große Sorgen. „Es ist mehr als höhere Gewalt, von der wir betroffen sind“, sagt der Landwirt aus Lausigk. Und mit jedem weiteren trockenen Tag werden die Chancen auf eine noch halbwegs akzeptable Futterernte geringer.
160 Mutterkühe weiden bei Otto Ränsch auf Grünland in der Nähe von Dessau. Hinzu kommen über 1.100 Mastbullen in Stallhaltung, die mit Futter versorgt werden wollen. Zudem gehören zu Ränschs Betrieb 420 Hektar Grünland und 260 Hektar Acker. 100 Hektar davon wurden mit Mais bestellt, die verbleibenden 160 Hektar mit Weizen und Gerste.
Das größte Problem: „Der Mais geht im Ertrag gegen Null. Der ist trocken wie Tabak“, beschreibt Ränsch die Situation. Auch vom Grünland seien in diesem Jahr keine nennenswerten Erträge erzielt worden. „Wir haben keine 20 Prozent geerntet.“ All das lässt die Futtersituation insbesondere für die Mastbullen immer angespannter werden. „Unsere Futterreserven reichen bis etwa 15. September. Dann sollte sich eigentlich die neue Ernte anschließen.“ Doch die wird wohl zu einem Reinfall.
Bereits 2016 Hatt Otto Ränsch durch eine BHV1-Infektion hohe Verluste gemacht
Aus wirtschaftlicher Sicht war Otto Ränschs Betrieb, in dem neun Menschen in Lohn und Brot stehen, erst vor zwei Jahren stark angeschlagen gewesen. Bei einem Mastrind wurde eine BHV1-Infektion amtlich festgestellt. Was zur Folge hatte, dass er bis Ende März 2016 rund 860 Mastrinder schlachten lassen musste.
Eine Zuwendung, um den Verlust auszugleichen, habe es nicht gegeben. „494.000 Euro sind an uns hängengeblieben, wir hatten zu kämpfen. Jetzt, wo wir allmählich wieder in den grünen Bereich kommen, spielt das Wetter nicht mit“, berichtet Otto Ränsch.
Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert (Grüne) besuchte am Montagvormittag den Betrieb in Lausigk und schritt mit Otto Ränsch über ein staubtrockenes Maisfeld, auf dem die Pflanzen vor sich her darben, die Dürreschäden sichtbar sind. „Ich möchte mir vor Ort ein Bild über die Auswirkungen der Dürre machen“, sagt die Ministerin. Für sie ist das ein Ergebnis des Klimawandels. „Wir müssen leider damit rechnen, dass wir solche Witterungsbedingungen auch zukünftig und häufiger haben werden. Und da stellt sich dann die Frage: Was kann der Betrieb tun?“, äußerte Claudia Dalbert.
Futtertransporte von anderen Bauern sind kostspielig
Momentan interessiert Otto Ränsch mehr die Frage, wie er seine 871 Mastbullen, die erst im Januar 2019 schlachtreif sind, über die Runden kriegt. Er hat recherchiert, könnte aus der Region Zeitz Futter kaufen. „Doch die Transporte sind halb so teuer wie das Futter selbst.“ Auch aus Mecklenburg-Vorpommern könnte er Futter beziehen. „Das wird dann durch die hohen Transportkosten vergoldet.“
Rücklagen, um diese Zusatzkosten zu tragen, habe er nicht. „Ein neuer Kredit ist tabu, wer soll den nachher tilgen?“, so Ränsch. Er hofft auf Unterstützung durch die Politik, vor allem darauf, dass es eine finanzielle Hilfe gibt, um den Ausfall durch die Dürre etwas abzufedern.
Ministerin Dalbert: „Wenn die Ernteerträge klar sind, werden wir prüfen lassen, ob wir Hilfen zahlen können“
„Wir haben auch immer das gemacht, was die Politik von uns verlangt hat, haben alle Auflagen erfüllt und sind brave Steuerzahler. Jetzt sollte man uns auch mal helfen“, so der 64-Jährige, der ein Schreiben des Deutschen Bauernbundes herumreicht. Darin wird die Landesregierung aufgefordert, den Betrieben, die mindestens einen Ernteverlust von 25 Prozent zum fünfjährigen Mittel erlitten haben, Notstandshilfen zu ermöglichen.
Ministerin Dalbert hat Verständnis für die Sorgen, lässt sich aber auf konkrete Zusagen nicht ein. „Wenn die Ernteerträge klar sind, werden wir prüfen lassen, ob wir Hilfen zahlen können.“ Auch der Bund sei aufgefordert worden, auf Bundes- und EU-Ebene Möglichkeiten zu prüfen. (mz)