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Fußball-Fangruppen im Verdacht Fußball-Fangruppen im Verdacht: Ehemalige Stasi-Abhörstelle in Görzig aufgebrochen

Von Karl Ebert 14.01.2019, 09:51
Ortsbürgermeister Swen Meyer schaut gemeinsam mit seiner Frau Alexandra am aufgebrochenen ehemaligen Stasi-Lauschposten bei Görzig nach dem rechten. Vandalismus ist kein Einzelfall in dem Dorf.
Ortsbürgermeister Swen Meyer schaut gemeinsam mit seiner Frau Alexandra am aufgebrochenen ehemaligen Stasi-Lauschposten bei Görzig nach dem rechten. Vandalismus ist kein Einzelfall in dem Dorf. Matthias Bartl

Görzig - Dass sich die farblichen Schriftzüge am Lauschposten in Görzig in regelmäßigen Abständen von blau-weiß auf rot-weiß ändern, sind die Einwohner des Ortes bereits seit längerer Zeit gewohnt. Dass sich nun auch noch bislang unbekannte Leute für das Innere des ehemaligen Stasi-Bunkers interessieren und seine Außenwand mit einer weißen Kuh samt schwarzer und blauer Buchstaben-Kombinationen verziert haben, ist neu.

Die Tür wurde offensichtlich aufgebrochen und steht seit Tagen sperrangelweit offen. Der Feuerlöscher aus dem ehemaligen Datenübertragungsraum wurde herausgerissen und vor die Eingangstür neben eine große leere Sektflasche geworfen. Der Innenraum ist mit Müll übersät. Das Stück Zeitgeschichte bietet einen recht trostlosen Eindruck.

Ortsbürgermeister Swen Meyer ist beim Anruf der MZ fast vom Stuhl gefallen. „Das ist doch alles Mist. Davon weiß ich noch gar nichts. Das hat mir auch keiner der Bürger bisher gesagt“, sagt er und holt gleich weiter aus. „Sie glauben gar nicht, welche Probleme wir seit den Feiertagen hier haben.

Als Verursacher der Schäden vermutet der Ortsbürgermeister rivalisierende Fangruppen

Wir werden der Schmierereien und dem Bekleben von Verkehrsschildern gar nicht mehr Herr. Die Aufkleber auf den Schildern sind so fest, dass wir beim Entfernen auch gleich die Farbe der Schilder beschädigen. Auch die Skaterbahn wurde mittlerweile beschmiert“, sagt Meyer.

Als Verursacher der Schäden vermutet der Ortsbürgermeister rivalisierende Fangruppen der Fußball-Profivereine 1. FC Magdeburg und Hallescher FC, die ihre Hinterlassenschaften in den Vereinsfarben dokumentieren. „Selbst am Eingang von unserem Sportplatz wechseln alle drei Wochen die Farben. Als wäre das alles schon ein gängiges Ritual.“

Ortsbürgermeister Swen Meyer will das Gespräch mit den beiden Fußballvereinen suchen

Um der Schmierfinken habhaft zu werden, denkt Meyer darüber nach, einmal bei den Vorständen der beiden Fußball-Klubs vorstellig zu werden. „Vielleicht sollten wir mit ein oder zwei der bekanntesten Spieler beider Vereine mal eine öffentlichkeitswirksame Reinigungs-Aktion an den Schildern und Gebäuden durchführen. Vielleicht hilft uns das ja, das Problem zu lösen“, hofft der Ortsbürgermeister.

Im Stadtrat fand genau dieser Vorschlag, den Günter Zahradnik vor geraumer Zeit gemacht hatte, keinen großen Widerhall. Mit der Bemerkung „Wir machen uns doch nicht lächerlich“, haben die Volksvertreter das Thema vom Tisch gewischt. (mz)

In dem unscheinbaren Bunker am Ortseingang von Görzig hat die DDR-Staatssicherheit Telefongespräche in den Westen abgehört. Darauf lassen ein Schaltschrank, Buchsen für Kopfhörer und Lautstärkeregler an der Tür schließen.

Nachfragen beim Beauftragten für die Stasi-Unterlagen ergaben, dass bis jetzt einzig Bauunterlagen für die Görziger Telefon-Abhörstelle gefunden wurden, auf denen der ausführende Betrieb sowie das verwendete Material verzeichnet seien.

Dokumente über die Arbeitsweise fehlen. Der amerikanische Medienkünstler Steve Rowell hat für ein Kunstprojekt Objekte der Staatssicherheit um Köthen erforscht, darunter den Bunker in Görzig.