Frustrierende Leere Frustrierende Leere: "Akener Musik-Duo" wurde von abgesagten Auftritten hart getroffen

Aken - „Gesundheitlich geht's uns gut“, sagt Romano Ühre, „aber ansonsten nicht so rosig.“ Es falle ihm schwer, in dem Zusammenhang keine Kraftausdrücke zu nutzen, um die bescheidene Lage zu beschreiben. Fakt ist: Seit Corona ist das „Akener Musik-Duo“ zum Nichtstun verdammt.
Romano Ühre und Ulf Knopf sind jetzt seit über 25 Jahren gemeinsam unterwegs, um die Menschen mit ihrer Musik zu unterhalten. Auch 2020 sind die Auftragsbücher gut gefüllt gewesen – mit Dorffesten, Ringreiten, Schützenfesten, den Senioren-Nachmittagen, Familienfeiern. Und dann ist plötzlich alles anders. Mit einem Mal haben sie nichts mehr zu tun. Keine Termine. Keine Auftritte. Keine Einnahmen.
„Die Veranstaltungen wurden nach und nach alle abgesagt. Das ist frustrierend“
Ulf Knopf, zu Hause in Lödderitz (Salzlandkreis), lebt ausschließlich von dem, was das Duo mit der Musik einnimmt. Ihn trifft es besonders hart. Anfangs, erzählt er, hofft er noch, dass sich die Situation über kurz oder lang wieder normalisieren würde, dass sie zumindest den Sommer haben, um etwas einzuspielen. Mittlerweile ist der August fast vorüber und sie haben auf keinem einzigen Fest gespielt.
„Die Veranstaltungen wurden nach und nach alle abgesagt. Das ist frustrierend. Wir wussten nicht, wie’s weitergeht.“ Die bis heute anhaltende Ungewissheit mache ihm extrem zu schaffen, sagt er. Verbunden mit der finanziell angespannten Lage. Um einigermaßen über die Runden zu kommen, hat er sich einen Job als Erntehelfer gesucht. Doch am liebsten würde er einfach wieder Musik machen.
Repertoire der Musiker reicht von der Blasmusik bis zum Schlager
Das geht Romano Ühre, der in Dessau lebt, nicht anders. „Es fehlt der Spaß, das Wegfahren, die Geselligkeit, sich mit Menschen zu unterhalten, ihnen mit unserer Musik Freude zu machen.“ Das ist ihr Leben. Sie schätzen, dass sie normalerweise für etwa 200 Auftritte im Jahr gebucht werden. Sogar auf der Eisleber Wiesn, dem großen Volksfest mit Tausenden Besuchern, hätten sie wieder spielen sollen.
Das zweite Mal. Eine Künstleragentur hatte das „Akener Musikduo“ hier beim Stadtfest erlebt und angefragt. „Ich hätte mir nie vorstellen können“, erinnert sich Romano Ühre an ihre Eisleber Wiesn-Premiere im vergangenen Jahr, „dass ein Zelt montags um 10 so voll sein kann.“ Das hätten sie gern auch in diesem Jahr erlebt. Doch Corona durchkreuzt ihre Pläne.
Die Musiker, deren Repertoire von der Blasmusik bis zum Schlager reicht, können die Veranstalter durchaus verstehen. Ein halbvoller Saal, zwangsläufig leere Stühle, weil man Abstand halten muss – „das überlegen die sich“, sagt Romano Ühre, der in Dessau bei einem Unternehmen arbeitet, das Krankentransporte organisiert.
Hin und wieder werden sie jetzt schon wieder für Familienfeiern gebuch
Auch dort sei die Lage prekär gewesen, weil kaum noch jemand zum Arzt gegangen sei. Die Folge: Kurzarbeit. Und dann bricht auch noch das Musikgeschäft ein. Bis Ende September, erzählt der 47-Jährige, sind die Veranstaltungen erst einmal abgesagt. Hin und wieder werden sie jetzt schon wieder für Familienfeiern gebucht. Doch es läuft nur langsam an, sehr langsam. Die Menschen, merken sie, sind vorsichtig.
Da es ihnen an Alternativen mangelt, wollen sie abwarten, was der Herbst bringt. „Wir hoffen auf das Weihnachtsgeschäft“, sagt Romano Ühre, der mit „Romanos Musikbarometer“ Sitzungskapelle der Dessauer Karnevalsgesellschaft Gelb-Rot ist. Klar, dass auch der 55-jährige Ulf Knopf hier mitspielt.
Jeder übt für sich allein im stillen Kämmerlein
Und Romano Ühre wiederum ist Teil von „Ulfs kleiner Blasmusik“. Die beiden Männer verbindet eine Menge. In Corona-Zeiten sehen sie sich kaum. Jeder übt für sich allein im stillen Kämmerlein. Aber: „Wir müssen ja im Training bleiben“, betont Ulf Knopf. Damit man sofort spielbereit ist, wenn es wieder losgeht. Auf dieses Signal warten sie.
Doch wie lange? Sie wissen es nicht. Noch denken sie nicht daran aufzuhören. „Dafür machen wir es einfach zu gerne“, sagt Romano Ühre und stellt fest: „Man kann doch nicht die gesamte Kultur im Land sterben lassen…“ (mz)