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"Foto Fritzsche"  Foto Fritzsche in Köthen: Henner Fritzsche führt den Traum seines Vaters weiter

Von Stefanie Greiner 10.11.2016, 10:01
So sah das Studio "Foto Fritzsche" früher aus.
So sah das Studio "Foto Fritzsche" früher aus. Foto Fritzsche

Köthen - Sein Vater hatte sich einen Traum erfüllt. Damals vor 50 Jahren. Den Traum von einem eigenen Fotostudio. Henner Fritzsche lebt diesen Traum weiter. Als Inhaber von „Foto Fritzsche“ in Köthen. Ein Rückblick.

1966 hat Rolf Fritzsche das Geschäft in der Magdeburger Straße 43-44 eröffnet. Er war eigentlich Flugzeug- und Motorenschlosser, hatte bei Junkers in Köthen gearbeitet. In seiner Freizeit ging er einer großen Leidenschaft nach: der Fotografie. Nach dem Krieg machte der Köthener sein Hobby zum Beruf. Er lernte bei Adolf Schmähmann in Köthen, machte 1958 seinen Meister. Die Voraussetzung dafür, ein eigenes Geschäft eröffnen zu können. 1960 übernahm Rolf Fritzsche zunächst ein Fotostudio in Löbejün, 1966 machte er sein Geschäft in Köthen auf.

So wuchs das Fotostudio von Rolf Fritzsche

Das Interesse der Bürger war groß. „Ein gutes Foto war unverzichtbar“, sagt Henner Fritzsche. Das erste Foto eines Babys, das frisch vermählte Paar, … „Das wurde in die Hände eines Fotografen gelegt.“ Sein Vater fotografierte Inszenierungen im Theater. Und machte nicht zuletzt die damals beliebten Freundschaftsbilder.

Die Kunden konnten bei „Foto Fritzsche“ auch Schwarz-Weiß- und später Farbfilme abgeben. Die entwickelte Rolf Fritzsche in seiner Dunkelkammer, was ursprünglich nur großen Laboren vorbehalten war. Als die aber nicht mehr hinterherkamen, weil immer mehr Menschen fotografierten, durften auch kleine Handwerksbetriebe Fotos entwickeln. Eine Arbeit, die viel Zeit kostete. Rolf Fritzsche hatte dafür schon bald mehrere Mitarbeiter.

Das Fotostudio ging vom Vater an den Sohn weiter

Der Fotograf bildete auch Lehrlinge aus. Unter anderem seinen jüngsten Sohn. Henner Fritzsche interessierte sich schon als Schüler für Fotografie. Er gehört seit 1976 zum Unternehmen. Seine Ausbildung absolvierte er bei seinem Vater. 1985 machte Henner Fritzsche seinen Meister. Und führte das Geschäft ab 1992 weiter. In fremde Hände wollte Rolf Fritzsche das Fotostudio nicht geben. Es sollte in der Familie bleiben.

Ausgelernt? Nein, ausgelernt habe er auch nach so vielen Jahren nicht, sagt der heutige Inhaber. Er besuche Lehrgänge und Seminare. Die Fotografie würde sich ständig verändern. Vor allem aus technischer Sicht. „Da muss man sich anpassen.“

Das war die größte Veränderung in der Arbeit von Henner Fritzsche.

Die größte Veränderung? Für Henner Fritzsche zweifellos die Einführung der Digitalfotografie. „Die Fotografie wurde revolutioniert.“ Er habe diesen Trend beizeiten mitgemacht - und seine Ausrüstung auf Digitaltechnik umgestellt.

Die Fotografie, merkt der 56-Jährige an, sei durch die Digitalisierung noch massentauglicher geworden. Einfachere Kameras seien auf den Markt gekommen. Die Folge: Immer mehr Leute würden fotografieren - und ihre Leistungen auch anbieten. Eine Konkurrenz für Studiofotografen wie Henner Fritzsche.

Verteufeln möchte er die neue Technik dennoch nicht. Sie würde ihm viele gestalterische Möglichkeiten bieten. Und zeitliche. Die Produktion von Fotos ist durch die Digitaltechnik schließlich schneller geworden. Früher dauerte es einen Tag bis Kunden ihr Passfoto abholen konnten, heute wenige Minuten.

Der Fotografie an sich, sagt Henner Fritzsche, habe die Digitalisierung nicht geschadet. „Ein gutes Bild entsteht mehr durch den Fotografen als durch die Kamera“, betont er. Die zu beherrschen, sei auch weiterhin wichtig. Denn am Ende entscheide nicht die Kamera über ein gutes Bild, sondern das Auge des Fotografen.

Anspruch der Kunden ist größer geworden

Die Ästhetik - vor allem der Porträtfotografie - habe sich über die Jahre verändert. Die Fotos seien heute weitaus lebendiger. „Es wird auf mehr Natürlichkeit geachtet“, sagt Henner Fritzsche. Der auch festgestellt hat, dass der Anspruch seiner Kunden größer geworden ist. Sie wollen sich gut getroffen fühlen. Eine Sache, an der beide arbeiten müssen - Fotograf und Kunde. „Ein Foto entsteht durch das Zusammenspiel von Menschen vor und hinter der Kamera“, merkt der Fotograf an.

Über die Jahre hat Henner Fritzsche das Angebot erweitert. Er bietet längst nicht mehr nur Pass- und Bewerbungsfotos an, macht Aufnahmen von Babys, Kindern und Familien, sondern fotografiert auch Veranstaltungen wie Einschulungen, Hochzeiten und Jugendweihen - und verstärkt auch für Firmen. „Die Nachfrage nach guten Bildern ist stärker geworden“, sagt er. Und genau deshalb ist Henner Fritzsche auch davon überzeugt, dass es Fotografen weiterhin geben wird. (mz)

Henner Fritzsche führt den Traum seines Vaters fort. 1992 hat er das Fotostudio  übernommen.
Henner Fritzsche führt den Traum seines Vaters fort. 1992 hat er das Fotostudio  übernommen.
Heiko Rebsch
Im Schaufenster stellt Henner Fritzsche anlässlich des Jubiläums einige historische Aufnahmen aus dieser Zeit aus. So wie dieses.
Im Schaufenster stellt Henner Fritzsche anlässlich des Jubiläums einige historische Aufnahmen aus dieser Zeit aus. So wie dieses.
Foto Fritzsche
Seit 50 Jahren ist „Foto Fritzsche“ in der Magdeburger Straße 43-44 in Köthen zu finden.  
Seit 50 Jahren ist „Foto Fritzsche“ in der Magdeburger Straße 43-44 in Köthen zu finden.  
Heiko Rebsch