Förderunterricht in Sekundarschule Gröbzig
GRÖBZIG/MZ. - Im Kreis. Überhaupt. Gerhild Schönburg unterrichtet Biologie und Englisch, und sie ist Beratungslehrerin.
Am Schulzentrum in Gröbzig hat man so etwas - man meint, aus gutem Grund, und, wie es scheint, sogar mit einigem Erfolg. Schließlich steht das Haus nicht so schlecht da, wenn man sich die Statistik des Schuljahres 2007 / 08 im Hinblick auf Schulabbrecher ansieht. "Sicher, da kommen wir gut weg. Dennoch sind wir der Überzeugung, dass Zahlen nicht alles sind und nicht das reelle Bild in den einzelnen Klassen und an den Schulen im Kreis widerspiegeln." Die Vergleichbarkeit sei nicht gegeben, behauptet Christine Makerlik, Leiterin der Sekundarschule in Gröbzig, wo man mit vielen Maßnahmen versucht, die schwächeren Schüler gezielt zu unterstützen.
Seit dem 1. März gibt es ein weiteres Glied in der Kette: Petra Sattler. "Vom Papier her bräuchten wir eigentlich gar keine Schulsozialarbeiterin. Das sehen wir aber anders", betont Makerliks Stellvertreterin Ute Zerbe. Auf dem Papier schlägt für Gröbzig die Zahl 3,9 zu Buche. 3,9 Prozent Schulabbrecher, also junge Menschen, die die Schule ohne Abschluss verlassen. Im Vergleich zu anderen im Land und im Kreis eine gute Quote.
Trotzdem ist Gröbzig froh, dass die evangelische Kirchengemeinde St. Jakob in Köthen die Schulsozialarbeit ermöglicht. Finanziert wird das mit Geld der Europäischen Union, konkret aus einem Programm, das den Titel trägt: Projekte zur Vermeidung und zur Senkung des vorzeitigen Schulabbruchs.
"Man kann nicht immer nur reagieren. Wir wollen vorbeugen", sagt Christine Makerlik. Das heißt für sie in erster Linie, die Schülerpersönlichkeiten zu stärken. Auch und gerade die Schwächeren unter ihnen.
Ein weites Feld. Unterstützungssysteme spielen hierbei eine wichtige Rolle. Das Schulzentrum J. F. Walkhoff arbeitet nach einem Förderkonzept für Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten. Ute Zerbe: "Das bezieht die Eltern stark mit ein. Es gibt regelmäßige Sprechtage und darüber hinaus regelmäßige Informationen zum Leistungsstand ihrer Kinder."
Förderpläne gehören ebenfalls zum Konzept. Mehr noch, wie Christine Makerlik erläutert: "Förderstunden gibt es bei uns schon in den 5. und 6. Klassen, und zwar nicht am Ende eines Unterrichtstages, sondern integriert." Zu diesem Zweck wird auch der Klassenverband aufgelöst. In Abstimmung mit den Fachlehrern gibt es eine Empfehlung, wer in welchen Fächern und in welcher Form gefördert werden könnte beziehungsweise sollte. "Wir verstehen den Förderunterricht nicht als Anhängsel. Er sollte so platziert werden, dass unsere Schüler noch aufnahmefähig sind", schildert Makerlik.
In den höheren Klassenstufen beginnen die Überlegungen, bei wem eine Förderung - vor allem in den Kernfächern Deutsch, Mathe, Englisch (gebe es hier doch nachweislich die meisten Defizite) - ratsam wäre, bereits am Anfang des Schuljahres.
Immer mit dem einen Ziel: Die Prüfung zu schaffen. "Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Schüler mit den Aufgabenstellungen oftmals nicht zurecht kommen. Das müssen sie aber lernen. Sie müssen auf die Prüfungssituation vorbereitet sein. Im Förderunterricht üben wir genau das und haben dafür mehr Zeit als in den klassischen Unterrichtsstunden", beschreibt die Schulleiterin ihre - die Gröbziger - Methode, die Schüler auf einen ordentlichen Abschluss vorzubereiten.
Dass jede Mühe umsonst wäre, würden die Eltern nicht mit im Boot sitzen, weiß Makerlik freilich und bedankt sich bei denen, die die Arbeit der Schule seit jeher unterstützen. "Es geht nur gemeinsam", betont sie.
Gerhild Schönburg, Beratungslehrerin, übernimmt hier - immer im engen Zusammenspiel mit den Klassenlehren und als Ergänzung zu deren Tätigkeit - eine wichtige Funktion: Kontaktpflege. Zu den vielfältigen Unterstützungssystemen im Kreis, Erziehungsberatungsstellen zum Beispiel, aber vor allem zu den Eltern junger Menschen, denen Schule nicht ganz so leicht fällt. Christine Makerlik dazu: "Die Erziehungskonzepte in den Familien haben sich verändert. Unsere Schüler sind offener und selbstbewusster geworden. Es ist unsere Aufgabe, darauf zu reagieren."
Das Schulzentrum in Gröbzig hofft, hier einen geeigneten Weg gefunden zu haben - mit vielen Einzelmaßnahmen. Die Idee von der offenen Ganztagsschule gehört dazu. Beworben hat man sich, "weil wir überzeugt sind", erklärt die stellvertretende Leiterin, "dass wir unsere Kinder und Jugendlichen dann noch besser fördern und unterstützen könnten". Eine Entscheidung über den Antrag steht noch aus.