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Folienhersteller investiert Millionen

Von Wladimir Kleschtschow 05.09.2007, 17:06

Weißandt-Gölzau/MZ. - Insgesamt entstanden und entstehen in Weißandt-Gölzau im Rahmen dieses Programms 15 neue Extrusionsanlagen sowie Konfektioniertechnik.

"Ein Großprojekt ist zum Beispiel eine Logistikhalle, die in diesem Jahr in Betrieb genommen wurde", sagte Reinhard Händel, Geschäftsführer von Orbita Film. In der Halle lagern ein Teil der Fertigprodukte sowie ein Vorrat an Hilfsstoffen. So seien Produktion und Lieferung im Notfall für mehrere Wochen gesichert. Das Investitionsprogramm schließt unter anderem die Schaffung neuer Parkplätze sowie eine Erweiterung der Energieversorgung ein. Allein das letztere Vorhaben hat das Unternehmen rund 1,8 Millionen Euro gekostet.

Die kräftigen Investitionen gehen mit einer beeindruckenden Expansion des Folienherstellers einher. "In den letzten drei Jahren wuchs unser Produktionsvolumen um 15 bis 20 Prozent jährlich", sagt Händel. Der Umsatz sei aufgrund steigender Preise noch schneller gewachsen. Lag der Absatz 1991 bei 4 800 Tonnen, erreichte er 2005 113 000 und soll 2008 auf 190 000 Tonnen steigen.

Nach Angaben des Geschäftsführers ist Orbita Film unter anderem der größte Produzent von Baufolien in Deutschland. "In der Branche der Folienhersteller sind wir seit zwei Jahren weltweit der größte Produktionsstandort", erklärt Händel. Ein derartiges Expansionstempo ist alles andere als selbstverständlich. Zwar wachse die Nachfrage nach Folien laut Händel europaweit um rund sechs Prozent jährlich. Jedoch gebe es auch genug Anbieter auf dem Markt. "In unserer Branche gibt es Überkapazitäten", so der Geschäftsführer.

Dieser Hintergrund hebt die positive Entwicklung von Orbita Film umso mehr hervor. Die Kapazitäten des Unternehmens sind fast 100-prozentig ausgelastet. Händel: "Wir sind sehr erfolgreich in Osteuropa - in Polen, Tschechien, Slowakei." Gefragt sind die Folien aus Weißandt-Gölzau auch in Westeuropa - in Frankreich, Dänemark, Italien, Österreich und Irland.

Sind nach dem 2008 zu Ende gehenden Investitionsprogramm weitere größere Investitionen in Weißandt-Gölzau geplant? Händel verneint die Frage. "Wir legen erst einmal eine Konsolidierungspause ein", sagt er. Das bedeute aber keineswegs einen Stillstand. So werde an der Entwicklung neuer Foliensorten gearbeitet. Immerhin hat Orbita Film eine eigene Forschungsabteilung mit Labor und insgesamt 25 Beschäftigten.

Eine schnelle Expansion hat allerdings zur Folge, dass der Folienhersteller zunehmend mit einem Problem konfrontiert wird, das bisher kaum eine Rolle spielte: einem Mangel an Fachkräften. Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuk-Technik, Laboranten, Industriekaufleute, Handwerker - das sind die Berufe, die geragt sind. Rund 700 Menschen arbeiten im Unternehmen.

"Ich kann nicht sagen, dass wir keine Leute mehr bekommen, aber es wird schwieriger", gesteht Reinhard Händel. Deshalb bildet Orbita Film selbst aus. Im Lehrjahr 2006-2007 waren 48 künftige Facharbeiter in der Ausbildung, dieser Tage kamen 21 hinzu. "Wir haben enge Kontakte zur Bildungsstätte in Wolfen", so der Geschäftsführer. "Bis auf Industriekaufleute lernen die jungen Menschen die erste Zeit dort. Zu Lernzwecken haben wir der Bildungsstätte eine Folienblasanlage geschenkt. Kostenlos wird die Stätte mit Rohstoffen beliefert." Trotz des sich abzeichnenden Engpasses bei Fachkräften sucht sich Orbita Film Auszubildende sorgfältig aus. "Nach dem Abschluss des ersten Lehrjahres zum Beispiel lagen die Durchschnittsnoten bei 1,0 bis 2,2. Das heißt, wir haben unter den Bewerbern die wirklich guten ausgewählt", freut sich Händel.